Mit dem Flügel durch Europa
Zwei junge Thüringer Musiker vermitteln bei Straßenkonzerten ihre Botschaft von Frieden und Toleranz
Eigenrieden. In Brüssel wurden sie von der Polizei abgeführt, in Paris von Autoknackern heimgesucht, die einen Teil ihres Equipments mitgehen ließen: Trotzdem haben Marcel Mainzer (27) aus Eigenrieden (Unstrut-hainich-kreis) und Josua Hagedorn (25) aus Küllstedt (Landkreis Eichsfeld) nicht ans Aufgeben gedacht. Die beiden Thüringer haben schließlich ein Ziel: Sie wollen binnen zwölf Monaten in 40 europäischen Hauptstädten 40 Straßenkonzerte geben und dabei „Songs for Europe“, Lieder für Europa und damit für Frieden und Toleranz spielen.
In einem Ritt bewerkstelligen können die beiden jungen Musiker – Marcel spielt Piano und singt, Josuas Instrument ist die Gitarre – diese Tour allerdings nicht. Schließlich finanzieren sie sie weitgehend aus eigener Tasche und werden bislang nur von wenigen Sponsoren wie der Hochschule Harz, an der Marcel studierte, unterstützt. Sie müssen sie also in mehrere Etappen aufteilen, zwischendurch immer wieder Geld verdienen.
Doch die erste Etappe durch sechs Städte haben sie nun hinter sich: In der letzten April- und der ersten Mai-woche traten beide in Amsterdam, Brüssel, Luxemburg, Paris und Bern und – weil es sich auf der Fahrt so ergab – spontan auch im französischen Reims auf. „Allein in Reims hatten wir bestimmt 250 Zuhörer“, sagt Marcel Mainzer. „In Paris waren es um die 500. Dort spielten wir direkt vorm Eiffelturm. Es war Wahnsinn. Dafür haben wir auch gern die Parkgebühr von 54 Euro in Kauf genommen.“
Kein Wahnsinn, aber zumindest ein wenig verrückt ist, dass die Musiker mit Marcels eigens angefertigtem portablem Flügel reisen, der neben Josuas Gitarre und allem anderen Equipment in den alten Transporter von Marcels Großvater passen muss – zusätzlich zu den beiden Musikern und ihren Freunden Joachim Henning (27) aus Struth und Marcus Freund (25) aus Eigenrieden, die die Reise filmen.
Aber das hat bislang gut geklappt. Und natürlich ist den Thüringern meist sofort die Aufmerksamkeit der Passanten sicher, sobald sie den schwarzen Flügel auf die Straße rollen. Spätestens aber dann, wenn sie John Lennons Friedenshymne „Imagine“oder „What Do I Know“von Ed Sheeran anstimmen, bleiben die Menschen stehen, hören zu, singen mit. Die Zeit, sich vorher bei den Ordnungsämtern der Städte über die Gepflogenheiten zu informieren, hatten die Thüringer nicht, sie stellen sich in den Zentren auf, wo es am belebtesten ist. „Das hat dann in Belgien dazu geführt, dass uns die Polizei zum Verlassen des Platzes aufforderte“, sagt Marcel Mainzer.
Im August will das Duo seine Tour durch Europa fortsetzen. Dann geht es nach Osteuropa, wo die Thüringer wenigstens zwölf, dreizehn Hauptstädte besuchen wollen. Die nächsten Etappen werden kürzer ausfallen, zumal sich Flüge dann kaum umgehen lassen. Das Problem: „Für uns selbst sind die Tickets relativ günstig, für den Flügel aber nicht. Allein der Flug nach Madrid würde 220 Euro kosten.“Vielleicht, so hoffen die Musiker, finden sich noch Sponsoren, die zumindest einen Teil der Reisekosten schultern.
Am Ende der Tour sollen nicht nur Konzerte in 40 Hauptstädten Europas stehen, sondern auch ein Videozusammenschnitt.
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Schon jetzt lässt sich die Friedensreise auf der Homepage des Duos unter www.hellogrand.com sowie auf der Facebookseite verfolgen.