Kulisse für die Zombies
Karsten Jauch über das Genre Horror in Film und Literatur
Dass Thüringen als Kulisse für Horrorfilm taugt, das wissen wir, seit im März 2010 in der ehemaligen Bezirksparteischule in Erfurt gedreht wurde. Wo früher Sed-kader gedrillt wurden, ging es jetzt auf Geisterjagd. 2011 kam der Film unter dem Titel „Zimmer 205“ins Kino. Zu sehen ist dieser Tage im Kino auch noch der Streifen „A Cure for Wellness“, der 2015 am Oberhofer Bahnhof aufgenommen wurde . Der Horrorfilm ist angesiedelt in den Schweizer Alpen. Die Ankunft mit dem Zug ist entsprechend angepasst. Doch der Oberhofer Bahnhof ist deutlich zu erkennen, es ist der Blickwinkel aus dem Brandleitetunnel in Richtung Süden. Ein Expresszug fährt ein. Man sieht das Empfangsgebäude, den überdachten Gang über die Gleise und steile Berghänge. Dahinter erhebt sich wie eine Vision ein Alpenpanorama. Ein Landschaftsbild wie bei Caspar David Friedrich. So schön kann Horror sein. Manchmal auch ganz vertraut: Wenn man sich heute die Betrunkenen auf den Straßen ansieht, die mit hängenden Schultern über das Pflaster schlurfen, dann glaubt man eine preisgekrönte Us-fernsehserie, die leider nur bei RTL II läuft, vor Augen zu haben – „The Walking Dead“.
Nun ziehen die Untoten auch noch literarisch ihren Weg. Der junge Autor Roman Ehrlich hat in seinem Roman „Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens“, der soeben bei S. Fischer erschienen ist, die Abgründe der Gesellschaft enthüllt. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe junger Männer in Ulm, die einen Horrorfilm drehen wollen. Allerlei Angstmodelle werden dafür analysiert. Dann folgen die Angstbeichten. Schließlich begibt sich das Team auf Wanderschaft durch Deutschland, um für den Film die Kulisse zu suchen. Und landet in Erfurt auf einer Nazi-demo.
So fiktiv ist dieser Roman gar nicht.