Lange miteinander ausgehalten: Kurzes feiern 70 Ehejahre
Walter und Ingeborg Kurze aus Apolda ist das seltene Jubiläum der Gnadenhochzeit beschieden
Apolda. Es gibt seltene Ereignisse. Das einer Gnadenhochzeit gehört mit Sicherheit dazu. Dieses Jubiläum nämlich konnten Ingeborg und Walter Kurze aus Apolda am Samstag tatsächlich feiern. Auf den Tag genau seit 70 Jahren sind der heute 95-Jährige und seine 90-jährige Gattin miteinander verheiratet.
Er stammt aus Freiburg im Breisgau, sie vertritt die Apoldaer Seite. Einst hatten sie sich beim Tanz in der Gaststätte Linde kennengelernt, wohin sie in Begleitung ihrer Eltern gegangen war. Walter sei damals mit einem Freund aufgetaucht.
Weil der Walter, ein gelernter Klempner- und Installateur, einfach besser aussah, habe sie sich für ihn entschieden, erzählt die Jubelbraut schmunzelnd. Die Kinderpflegerin und ihr Mann haben zusammen zwei Söhne, zwei Enkel, da zwei schon verstorben sind, und einen Urenkel. Angefangen hätten sie ihr gemeinsames Leben „mit nüscht“, bestätigen sie. Alles hätten sie sich im Laufe der Jahrzehnte gemeinsam erarbeitet.
Die standesamtliche Hochzeit fand 1947 im Amt (Villa Opel) in der Bachstraße statt. Die kirchliche Eheschließung in der Wohnung, wobei Pfarrer Benner den Segen gegeben habe. Waren die Ringe zunächst noch aus Silber, ermöglichte die Unterstützung seiner Mutter aus dem Westen etwas später doch noch eine goldene Version.
Dabei hätte die Trauung möglicherweise gar nicht stattfinden können. Was fehlte, war nämlich Walters Geburtsurkunde; seine Mutter fand sie einfach nicht mehr. So musste diese vorm Standesamt dann auch eine eidesstattliche Versicherung abgeben.
Und noch etwas Besonderes gab es: So feierten ihre Eltern zugleich mit dem jungen Paar ihre Silberhochzeit. Die eigene feierten Walter und Ingeborg Kurze übrigens in Bulgarien. Überhaupt reisten sie viel; auch ins Ausland, obgleich Walter als Monteur zu Ddr-zeiten bereits viel auswärts war, um fürs Feuerlöschgerätewerk automatische Feuerlöschanlagen aufzubauen. Zum 65. Geburtstag gab es da eine Reise nach Kuba vom Unternehmen.
Auch der Garten gehört zu den Leidenschaften der Kurzes. Trotz ihres Alters sind sie dort noch regelmäßig zugegen, wenngleich es dort inzwischen viel Wiese gibt.
Auf die Frage der Zeitung, ob es in sieben Jahrzehnten wenigsten mal so richtig Krach gab, meinte Ingeborg Kurze: Ja. Weil ihr Mann das Fußballspiel liebte, war er in bestimmten Situation achtlos. So habe er, weil er seine Fußballschuhe verborgt hatte, auf dem Feld einmal seine besten Ausgehschuhe angezogen, um zu bolzen . . .
Ansonsten habe man eigentlich gut harmoniert, alle Höhen und Tiefen gut bewältigt, eben zusammengehalten.
An die Thüringer Küche habe sich ihr Walter rasch gewöhnt; sei er doch die süddeutsche seiner Mutter gewöhnt gewesen. Bis heute sei er mit ihren Kochkünsten zufrieden. Besonders wenn es Backhauskartoffeln bei Kurzes gibt. Dass es mitunter nicht mehr ganz so leicht sei, die passenden Birnen dazu zu bekommen, bestätigte sie. Normalerweise gibt es nämlich die „Gute Graue“.
Neben der Familie gratulierten zum besonderen Ehejubiläum Vize-bürgermeister Volker Heerdegen (CDU) sowie Hansjürgen Häfner (SPD) als ehrenamtlicher Beigeordneter des Kreises Weimarer Land.