„So wird der Strompreis unbezahlbar“
Verband „Energiewende mit Vernunft“hat neuen Vorstand. Vorsitzender Heßland argumentiert gern mit Fakten
Erfurt.
Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) will sich am Sonntag an der Demonstration „Keine Stromtrasse zwischen Rhön und Rennsteig“beteiligen. Ihr gefällt die geplante Streckenführung des Erdkabels nicht.
Anderen gefällt die gesamte Energiewende nicht, die solche kostspieligen Trassen, auch durch Ostthüringen, erst auf den Plan gerufen hat. „Wenn die Vorstellungen unserer Regierenden zum Ausbau der erneuerbaren Energien weiter umgesetzt werden, dann ist der Strompreis bald unbezahlbar“, glaubt Thomas Heßland.
Der Physiker aus dem Weimarer Land ist seit Anfang März, als der Thüringer Landesverband „Energiewende mit Vernunft“seinen neuen Vorstand wählte, dessen Vorsitzender. Heßland ist einer, der seine Behauptungen gern mit Fakten unterlegt. Schon jetzt, sagt er, wird in Deutschland jährlich rund 330 000 Haushalten der Strom abgeklemmt, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlen können. Und über sechs Millionen Privathaushalten wurde 2016 von den Versorgern eine Stromsperre angedroht. Obwohl elektrische Energie schon jetzt zu teuer sei, sieht Heßland die Entwicklung erst am Anfang. Das werde auch die städtische Bevölkerung empfindlich treffen, die sich momentan wenig bis gar nicht über Windkraftausbau aufrege.
Windräder, denen die Landesregierung eine Verdreifachung der Landesfläche gönnen will, sind der Hauptgrund, weshalb es Heßlands Verband gibt. Beim Start vor zwei Jahren fanden sich 23 Thüringer Bürgerinitiativen im Verband zusammen. Inzwischen sind es 42. „Wir vertreten gut 1000 Leute, die aktiv geworden sind gegen den massiven Ausbau der Windkraft“, sagt der Verbandschef. Sie lebten hauptsächlich in ländlichen Gegenden, seien aber gut miteinander vernetzt. Als eine Hauptaufgabe sehe es der Verband an, neue Bürgerinitiativen organisatorisch zu unterstützen und für das gemeinsame Anliegen einer Energiewende mit Vernunft Argumente zu sammeln. Sachliche, vernünftige. Also auch finanzielle und nicht zuletzt physikalische.
So wie Sigismund Kobe. Den emeritierten Professor für Theoretische Physik der TU Dresden hatte die CDU-Landtagsfraktion vor einiger Zeit zu einem ihrer Windkraftforen eingeladen. Weil Kobe immer wieder vor dem Irrtum warnt, man könne mit politischem Willen die Gesetze der Physik aushebeln. Der Wissenschaftler wird nicht müde zu betonen, dass „installierte Leistung“von Wind- und Solaranlagen irreführend ist. Weil bei Dunkelflauten ihre Leistung gegen null geht und deshalb konventionelle Kraftwerke parallel vorgehalten werden müssen. Eine Überproduktion von Strom sei ähnlich problematisch, da es nicht genügend Stromspeicher gebe, auch „auf absehbare Zeit“nicht. Kobes Fazit: Der erreichte Ausbau der Erneuerbaren sei gerade noch so vertretbar. Jedes Weiterso wäre ohne Speicher Unvernunft pur. Der Physiker hat deshalb eine Petition beim Bundestag eingereicht (Petition 76 309, kann noch bis 31. März unterstützt werden).