Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Alles eine Frage des Kalküls
über die SchumStädte und das Welterbe
Die Ansage ist klar und deutlich: Die SchumStädte Speyer, Worms und Mainz werden sich nicht nur dann für eine gemeinsame Welterbe-Bewerbung mit Erfurt entscheiden, wenn der begehrte Titel anders nicht zu bekommen ist. Genauso ist die Ansage aus Mainz zu verstehen, es müsste sich mit einem solchen Zusammengehen die Chancen für Schum gegenüber einer Einzelbewerbung erhöhen.
Das ist letztlich ein Frage des Kalküls und des Selbstbewusstseins. Als Orte eines auch touristisch wohl etablierten mittelalterlichen jüdischen Erbes haben die Schums eine lange Tradition. Schon möglich, dass da dem einen oder anderen Rheinland-Pfälzer Erfurt mit seinen noch jungen Entdeckungen wie ein unbeliebter Emporkömmling vorkommen könnte, der sich vom gestandenen Ruhm des anderen Vorteile verspricht.
Doch dass sie sich da mal nicht wundern. Diese jungen Erfurter Entdeckungen – darunter eine der ältesten Synagogen und eine besterhaltenen Mikwen überhaupt, sind wahre Schätze. Thüringens Landeshauptstadt kann mit seinem jüdischen Erbe wahrlich wuchern und hat es mit Sicherheit nicht nötig, am Main als Bittsteller aufzutreten.
Dass die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in Thüringen trotzdem weiter steht, hat praktische Gründe: Weil es in der jüdischen Vergangenheit hier wie da viele gemeinsame Wurzeln gibt. Weil es schon ein Übergewicht westlicher und speziell deutscher Welterbetitel-Träger gibt. Weil eine gemeinsame Bewerbung sowohl die Chancen für beide erhöhen würde, als auch ein Beitrag zu einer fairen und ausgewogene Mischung auf der Welterbeliste ist. Kurz gesagt: Weil es vernünftig ist.