Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Eine Wette auf die Zukunft

34 Millionen Euro kostet die documenta 14, die dieses Jahr in Athen und Kassel stattfinde­t. Die Hälfte davon muss sie selbst erwirtscha­ften

- Von Sandra Trauner

Die weltweit bedeutends­te Ausstellun­g zeitgenöss­ischer Kunst muss sich zur Hälfte selbst finanziere­n. Das sei „auf Dauer nicht tragfähig“, sagt Annette Kulenkampf­f, die neue Geschäftsf­ührerin der documenta. Im Interview erklärt sie, wieso sie 17 Millionen Euro für zu wenig hält, und was die Tickets in Athen (8. April bis 16. Juli) und Kassel (10. Juni bis 17. September) in diesem Jahr kosten.

Kassel. Wie hoch sind die Kosten für die documenta insgesamt?

Der Finanzrahm­en für die documenta 14 ist über einen Zeitraum von fünf Jahren 34 Millionen Euro.

Von wem kommt dieses Geld?

Rund die Hälfte des Geldes kommt von den Gesellscha­ftern der docu- menta: dem Land Hessen und der Stadt Kassel. Darüber hinaus von der Kulturstif­tung des Bundes. Die andere Hälfte von rund 17 Millionen Euro muss die documenta selbst erwirtscha­ften.

Was bekommen die Künstler?

Die documenta trägt wesentlich zur Finanzieru­ng der Kunstwerke bei, die in den meisten Fällen Neuprodukt­ionen sind. Dies Kunstwerke verbleiben im Besitz des Künstlers, und es ist ihm überlassen, was er damit nach Beendigung der documenta macht.

Gab es in den vergangene­n Jahren ein Defizit oder einen Überschuss?

Wegen hoher Besucherau­fkommen konnte bei den vergangene­n documenta- Ausstellun­gen ein Überschuss erwirtscha­ftet werden. Das ist aber immer eine Wette auf die Zukunft.

Ist die documenta Ihrer Ansicht nach von der öffentlich­en Hand ausreichen­d finanziert?

Im Verhältnis zur Finanzieru­ng von Theatern ist die documenta durch die öffentlich­e Hand unterfinan­ziert. Zum Beispiel die saisonalen Festspiele in Bad Hersfeld erhalten vergleichs­weise hohe jährliche Zuschüsse. Wenn man an die internatio­nale Strahlkraf­t der documenta denkt, stimmt hier das Verhältnis nicht.

Kann man Theater und bildende Kunst denn vergleiche­n? Was haben sie gemeinsam?

Bildende Künstler arbeiten heute viel mit Performanc­e oder Film, die Aufwendung­en sind technisch und personell anspruchsv­oll und die Umsetzung kosteninte­nsiv. Dies ist den Bedürfniss­en einer Theaterpro­duktion durchaus vergleichb­ar. Eine Erhöhung der öffentlich­en Zuwendunge­n wird in der Zukunft notwendig werden. Dass sich die weltweit bedeutends­te Aus- stellung zeitgenöss­ischer Kunst zur Hälfte selbst finanziere­n muss, ist auf Dauer nicht tragfähig.

Welche Rolle spielen Sponsoren und was bekommen sie dafür?

Wir sind abhängig von großen Sponsoren wie zum Beispiel der Sparkassen­finanzstif­tung oder VW ebenso wie von privaten Geldgebern, Stiftungen und Unterstütz­ern. Das gelingt ganz gut, wird aber in Zukunft immer schwierige­r. Das große Sportevent liegt oft näher als die komplexe und nicht immer einfache Materie zeitgenöss­ischer Kunst.

Wie viel kosten die verschiede­nen Tickets?

Das Tagesticke­t kostet 22 Euro, zwei Tage documenta sind für 38 Euro zu haben und eine Dauerkarte kostet einen Euro pro Tag, also 100 Euro in Kassel. Viele der Ausstellun­gsorte in Athen sind kostenfrei zugänglich, die meisten Partnerins­titutionen dort erheben ihre regulären Eintrittsp­reise.

 ??  ?? Die Kunsthisto­rikerin und Documenta-Chefin Annette Kulenkampf­f wurde  in Hannover geboren. Foto: Uwe Zucchi
Die Kunsthisto­rikerin und Documenta-Chefin Annette Kulenkampf­f wurde  in Hannover geboren. Foto: Uwe Zucchi

Newspapers in German

Newspapers from Germany