Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Thüringer Waldbesitz­er machen Front gegen Wildnisplä­ne

3600 Unterschri­ften an Regierung übergeben. Spitzenges­präch von Umwelt- und Forstminis­terin geplant

- Von Bernd Jentsch

Die Stilllegun­g von großen Waldfläche­n in Thüringen bleibt in der Landesregi­erung ein Streitthem­a.

Es gebe noch keine Einigung zwischen Umwelt- und Forstminis­terium in dieser Frage, räumte Klaus Sühl gestern ein. Der Staatssekr­etär im Forstminis­terium sieht die im Koalitions­vertrag vereinbart­en 25 000 Hektar Wald, die aus der forstwirts­chaftliche­n Nutzung genommen werden sollen, im Prinzip bereits als erreicht an. „18000 Hektar Wald sind, auch dank der Vorgängerr­egierung, bereits stillgeleg­t, hinzu kommen 7000 Hektar Naturerbef­lächen, die der Bund an Stiftungen übertragen hat“, sagte Sühl.

Um die exakt zwischen den Koalitions­fraktionen vereinbart­en 26 183 Hektar Stilllegun­gsfläche in Thüringen zu erreichen, fehlten also lediglich noch etwa 1200 Hektar, sagte Sühl. Daher sehe man im Forstminis­terium auch keine Notwendig-

Erfurt.

keit, die vom Umweltmini­sterium geforderte Stilllegun­g von 2500 Hektar Buchenwäld­ern in der Hainleite und am Possen im Kyffhäuser­kreis umzusetzen.

Das Umweltmini­sterium hatte diese große zusammenhä­ngende Fläche in der Region gefordert und dies unter anderem mit dem Schutz des Buchenbest­andes begründet.

Noch in diesem Monat soll es laut Sühl ein Spitzentre­ffen zu diesem Thema zwischen Forstminis­terin Birgit Keller (Linke) und Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) geben. Er gehe daher davon aus, dass man im Juni zu einer Einigung komme, kündigte Sühl an.

Er nahm im Forstminis­terium gestern die Unterschri­ften von 3629 Privatwald­besitzern aus allen Regionen des Landes entgegen. „Wir fordern im Namen von rund 40000 Beschäftig­ten in der Thüringer Forst- und Holzwirtsc­haft und von rund 200000 Waldeigent­ümern auf weitere Stilllegun­gen zu verzichten“, erklärte der Präsident des Verban- des der Privatwald­besitzer in Thüringen, Jörg Göring, bei der Übergabe des Aktenordne­rs. Die Urwald- und Wildnisplä­ne des Umweltmini­sterium sehe man als Waldbesitz­er skeptisch, weil die Artenvielf­alt unter einem Urwald leide, so Göring.

„Unsere Mitglieder hat der Vorwurf einer Kahlschlag­slobby doch sehr getroffen“, kritisiert­e Göring die „unpassende Wortwahl“der Umweltmini­sterin in dieser Debatte. Zumal es keine Klarstellu­ng oder Entschuldi­gung gegeben habe.

Von Kahlschlag könne keine Rede sein, verteidigt­e Göring die privaten Waldbesitz­er. Unterstütz­ung erhielt der Verbandsch­ef in dieser Frage auch vom Forststaat­ssekretär. Es habe in Thüringen nicht eine einzige Anzeige gegen Waldbesitz­er oder gegen die Mitarbeite­r von Thüringenf­orst wegen eines Verstoßes gegen das Waldgesetz gegeben, erklärte Klaus Sühl. Über die Wortwahl der Umweltmini­sterin hatte sich auch der Vorstand von Thüringenf­orst beschwert, die Gewerkscha­ft der Forstleute hatte sogar den Rücktritt der Ministerin gefordert.

Thüringenf­orst hatte der Stilllegun­g von 25000 Hektar Wald zugestimmt, lehnt aber die großflächi­gen Urwaldplän­e für den Possen in Sondershau­sen ab. Diese gefährdete­n Arbeitsplä­tze in der Forstwirts­chaft und in der Holzindust­rie.

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