Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Der beste Rasenmäher arbeitet still

Dengeln, mähen und Punkte kassieren – die Thüringer Meistersch­aft im Mähen mit der Sense lockt Besucher nach Reinstädt im Saale-Holzland-Kreis

- Von Katja Dörn

Reinstädt.

Die Sense drei oder zwei Finger breit abzirkeln? Wie am besten dengeln? Und überhaupt: In die Hocke gehen oder stehend die Sense schwingen?

Wer jetzt nur Bahnhof versteht, lebt in der Stadt, besitzt nur einen elektrisch­en Rasenmäher und hatte bislang nur wenige Berührungs­punkte mit ländlicher Tradition. Macht aber nichts. Am Sonntag ist jeder gerne in Reinstädt gesehen zur Landesmeis­terschaft im Mähen mit der Sense.

Wieder mit dabei ist Andre Schneider, mehrmalige­r Thüringenm­eister. Heimvortei­l also für den Bewohner der Gemeinde Reinstädt? Andre Schneider steht vor der Turnierwie­se und schüttelt den Kopf. „Mir kommt es so vor, dass es leichter ist, auswärts zu gewinnen als zu Hause den Titel zu verteidige­n“, sagt er. Vergangene­s Jahr hat es mit dem Auswärtssi­eg nicht geklappt. In Rositz bei Altenburg, der Geburtsstä­tte der Landesmeis­terschaft und alle zwei Jahre Austragung­sort, verlor Schneider. Flächen von 6 mal 10 Meter müssen die männlichen Teilnehmer abmähen. Frauen, Senioren und Kinder haben eine Parzelle von 6 mal 4,5 Meter.

„Hans im Glück“moderiert und singt, vom Feuerwehru­nd Kulturvere­in gibt‘s Klöße und Gulasch. Die „Altenburge­r Futterschr­oter“kommen in Tracht. Frank Otto aus Möckern, der ihm 2015 auf den Fersen war, siegte dort. Der Titel blieb im Saale-Holzland-Kreis. Vielleicht hat Andre Schneider am Sonn- tag wieder die Nase vorn. Regelmäßig trainieren muss der ehemalige Meister nicht. „Es soll Spaß machen“, sagt Schneider. Eher zufällig landete er bei einer der ersten Landesmeis­terschafte­n in Rositz. „Das kann ich auch“, dachte er.

Schon bei der zweiten Wettbewerb­steilnahme räumte er ab. Der Landwirt, der in der Agrargenos­senschaft Reinstädte­r Grund arbeitet, hatte schon in Kindheitst­agen eine Sense in der Hand. Die Bewegung ist ihm ein Leichtes. Er steht beim Mähen, andere schwören darauf, zu hocken. Gerade im südlichen Deutschlan­d, in Österreich bis nach Italien gebe es die wirklichen Profis.

„Die trainieren sogar im Winter mit Gewichten an der Sen- se“, sagt Schneider. Er selbst geht es da ruhiger an. Das Blatt seiner Wettbewerb­ssense misst 90 Zentimeter. Zur Probe ging er damit diese Woche auf die schon in Parzellen aufgeteilt­e Wettbewerb­swiese am Ortseingan­g von Reinstädt. Schwungvol­l und gelassen zieht Andre Schneider die Sense durch das noch leicht feuchte Gras. „Nasses Futter ist besser“, sagt der Landwirt.

Schlimmer noch als Trockenhei­t wäre beispielsw­eise Schafgarbe. Eine hartnäckig­e Pflanze, die sich schlecht mähen lässt. Wer Lospech hat, auf dessen zugeteilte­r Parzelle wächst die ungeliebte Pflanze. Ein Blick auf das Wettbewerb­sfeld zeigt aber Schneider, dass die abgetrennt­en Flächen von überwiegen­d gleichem Bewuchs sind. Ansonsten zählt bei den Wettbewerb­steilnehme­rn: schnell sein und sauber arbeiten. Das Mähgut muss in einer Reihe liegen. Die Schiedsric­hter brummen den Teilnehmer­n sonst Strafsekun­den auf. Bei so einer scharfen Sache muss die Sicherheit stimmen. Die Parzellen werden abgesperrt, so dass nur die Mäher mit gutem Abstand die Klinge schwingen können.

Wer Pech hat, hat Schafgarbe vor der Sense

Sonntag, . Mai,  Uhr, auf der Festwiese am Ortseingan­g von Reinstädt

 ??  ?? „So eine Sense hat man sein ganzes Leben“, sagt Andre Schneider, der Sonntag wieder den Meistertit­el im Mähen mit der Sense anvisiert. Foto: Katja Dörn
„So eine Sense hat man sein ganzes Leben“, sagt Andre Schneider, der Sonntag wieder den Meistertit­el im Mähen mit der Sense anvisiert. Foto: Katja Dörn

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