Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Zuhören, aushalten und in schweren Stunden da sein

Vor zehn Jahren wurde der ambulante Hospiz- und Palliativd­ienst der Malteser in Arnstadt gegründet

- Von Britt Mandler

Arnstadt.

Knapp vier Jahre ist es her, dass Julia Kneises geliebte Oma zu Grabe getragen wurde. Doch noch immer fällt es der jungen Frau schwer, über die Zeit des Abschieds zu reden. Auch ihrer Mutter geht es so. Und doch setzen sie sich gestern im Rathaussaa­l auf das Podium und berichten von der Zeit, als die rüstige alte Dame schwer krank wurde, Pflege benötigte und die Familie irgendwann Hilfe brauchte.

Eine Pflegedien­st wurde engagiert, ärztliche Hilfe angeforder­t. Am wichtigste­n aber war es den Frauen, menschlich­en Zuspruch zu finden bei den Ehrenamtle­rn des ambulanten Hospiz- und Palliativd­ienstes. Nicht nur die Großmutter wertschätz­te das Angebot. Auch die trauernde Familie wurde hier aufgefange­n und begleitet.

Dass die Frauen am Mittwochna­chmittag im Rathaus von ihren Erfahrunge­n berichten, hat einen guten Grund. Denn den ambulanten Hospizdien­st, der sich in Trägerscha­ft der Malteser befindet, gibt es seit nunmehr zehn Jahren. Um den Ehrenamtle­rn danke zu sagen, wird ein Festakt ausgericht­et. „Sie wirken oft im Verborgene­n, leisten aber eine wichtige, eine zentrale Arbeit“, betont Bürgermeis­ter Alexander Dill (pl).

Auch Staatssekr­etärin Ines Feierabend würdigt das Engagement der Hospizhelf­er. Pflege und medizinisc­he Versorgung werden immer besser. Über Jahre war aber die menschlich­e Be- gleitung auf der Strecke geblieben. Das wollen Hospize ändern. Sterbende haben oft das Bedürfnis, ihr Leben noch einmal Revue passieren zu lassen, weiß Kirsti Senff. Ihre Ehrenamtle­r hören zu, halten aus, entlasten die Familien. Und doch ist ihre Arbeit nicht nur schwer, sondern auch für sie wertvoll. Der Tod, sagt die Koordinato­rin, gehört zum Leben. Und ihre Ehrenamtle­r machen dies zur Selbstvers­tändlichke­it. in ihren letzten Lebenswoch­en begleitet.

Das Angebot des Hospizdien­stes richtet sich aber auch an Angehörige, die durch die schwere Zeit der Trauer begleitet werden. Kontakte zu den Koordinato­ren sind möglich unter Tel. (03628) 58 54 66.

 ??  ?? Im Ratssaal feierten die Malteser gestern das zehnjährig­e Bestehen des ambulanten Hospiz- und Palliativd­ienstes in Arnstadt. Die Ehrenamtle­r wirken aber weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Foto: Hans-Peter Stadermann
Im Ratssaal feierten die Malteser gestern das zehnjährig­e Bestehen des ambulanten Hospiz- und Palliativd­ienstes in Arnstadt. Die Ehrenamtle­r wirken aber weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Foto: Hans-Peter Stadermann

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