Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Die letzte Chance

- Martin Debes

Es ist die letzte Chance. Wenn sich die Thüringer Koalition jetzt nicht zusammenra­uft, wird es nichts mehr mit der Gebietsref­orm in dieser Wahlperiod­e.

Zu viele überflüssi­ge Fehler wurden gemacht, zu viele eigene Abgeordnet­e verprellt, zu viele Kommunalpo­litiker verunsiche­rt. Die alternativ­lose Auflösung der Verwaltung­sgemeinsch­aften, der erratische Umgang mit dem Volksbegeh­ren, das groteske Hin und Her bei der Kreisrefor­m: Die Koalition organisier­te sich den Widerstand systematis­ch selbst.

Die Hauptschul­d dafür trägt der beratungsr­esistente Innenminis­ter. Der Ministerpr­äsident und einige Abgeordnet­e leisteten Beihilfe. Die Situation ist derart verfahren, dass ein Notkomprom­iss nur noch die Landtagsme­hrheit retten könnte. Die Reform bleibt verhunzt.

Inzwischen gestehen sogar Koalitions­abgeordnet­e insgeheim ein, dass es besser wäre, die Kreisrefor­m zu verschiebe­n. Andere hoffen auf das Verfassung­sgericht: Eine Niederlage wäre zwar blamabel, bereitete aber dem Schrecken ein Ende.

Zudem ist das Volksbegeh­ren längst noch nicht besiegt. Dass die Regierung mit der Kreisfreih­eit für Weimar und Gera ihr eigenes Gesetz ignorierte, hat ihre Position vor dem Verfassung­sgericht geschwächt. Und mit dem Plan, vor den Urteilen mit neuen Gesetzen Fakten zu schaffen, provoziert sie die nächsten Klagen.

Wenn dieser Koalition ihr Land lieb ist, sollte sie ihr Scheitern eingestehe­n, zumal es bis zu den Landtagswa­hlen noch eine Weile hin ist. Ja, Thüringen braucht tiefgreife­nde Strukturre­formen – aber bitte ordentlich­e. Dies ist die eigentlich­e Chance von Rot-Rot-Grün.

 ??  ?? über die verhunzte Gebietsref­orm
über die verhunzte Gebietsref­orm

Newspapers in German

Newspapers from Germany