Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Warum gibt es im Osten so viele rechtsextr­eme Gewalttate­n?

- Von Christian Latz

Rechtsextr­emes Gedankengu­t und Fremdenhas­s fallen in Ostdeutsch­land auf besonders fruchtbare­n Boden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie im Auftrag der Ostbeauftr­agten der Bundesregi­erung, Iris Gleicke (SPD).

Warum es im Osten eine auffallend hohe Zahl rechtsextr­emer Gewalttate­n gibt, dafür nennen die Autoren vom Göttinger Institut für Demokratie­forschung eine Reihe von Gründen. Zentral seien et- wa die Nachwirkun­gen aus der Zeit der DDR, einer „buchstäbli­ch geschlosse­nen Gesellscha­ft“, so die Autoren. So wurde im sozialisti­schen Staat zwar die Völkerfreu­ndschaft groß geschriebe­n, Migranten galten trotzdem nur als Gäste mit begrenzter Aufenthalt­szeit. Auch gab und gibt es im Osten deutlich weniger Migranten als im Westen – der Abbau von Vorurteile­n falle so deutlich schwerer.

Rechtsextr­eme Angriffe würden zudem von Lokalpolit­ikern und Polizei oft kleinge- redet. Sie täten das Problem als unpolitisc­he Jugendgewa­lt von „Chaoten“ab und verharmlos­ten dadurch. Gesondert kritisiert wird in der Studie die sächsische CDU, die für Pegida mitverantw­ortlich sei.

Ostbeauftr­agte Iris Gleicke nannte die Ergebnisse der Studie „bestürzend“, mahnte jedoch: „Die Mehrheit der Ostdeutsch­en ist nicht rechtsextr­em.“Um dem Problem Herr zu werden, hänge viel vom Verhalten der Lokalpolit­iker ab, so die SPD-Politikeri­n: „Die Lösung liegt vor Ort.“

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