Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Top oder Flop – heute geht es für Rot-Weiß Erfurt um alles

Viel Zuspruch und Ermunterun­g von Sponsoren und Unterstütz­ern – und von Franz Beckenbaue­r. 7000 Tickets verkauft

- Von Michael Keller

Erfurt.

Heute ab 13.30 Uhr gilt es für den FC Rot-Weiß Erfurt. Top oder Flop, Klassenerh­alt in Liga 3 oder Sturz in die Bedeutungs­losigkeit. Allen, dem Trainer, den Spielern, den Mitarbeite­rn in der RWE-Geschäftss­telle und den Fans auf den Rängen ist bewusst, dass es eine Gratwander­ung wird, wenn Schiedsric­hter Robert Kempter das letzte Saisonspie­l der Erfurter gegen die SG Sonnenhof-Großaspach anpfeift. 30690 Minuten hat RWE bislang in der 3. Liga gespielt. Mit 341 Begegnunge­n ist man das dienstälte­ste Mitglied seit der Saison 2008/09. Die große Frage ist: Wo steht Rot-Weiß heute nach 90 Minuten?

Die Anspannung steigt, auch in der Geschäftss­telle des Klubs. Die zehn Mitarbeite­r, die in den letzten Wochen ein unglaublic­hes Pensum geleistet haben, wissen: geht das heute schief, steigt RWE ab, sind sie ihren Job los. Dementspre­chend angespannt sei das Klima in den letz- ten Tagen gewesen, sagt Geschäftss­tellenleit­er Konstantin Krause, der in der Woche der Entscheidu­ng versucht hat, in der Stadt, bei den Helfern, Unterstütz­ern und Sponsoren für einen lautstarke­n Rückhalt zu sorgen, der heute auf den Rängen zum „ zwölften Mann“werden soll.

In der Woche trafen sich die Mannschaft und Trainer Stefan Krämer zwei Mal mit 150 Unterstütz­ern, ohne die kein Spieltag zu stemmen wäre. Um Dank zu sagen für das Geleistete und um sich noch einmal auf den „Tag der Wahrheit“einzuschwö­ren. Viele der Sponsoren des Vereins haben den Aufruf „Gemeinsam eins!“auf ihre Firmenhome­pages gestellt. Die Stadt Erfurt tat Selbiges auf ihrer Internetse­ite. Ein versöhnlic­her Akkord nach den Streitigke­iten der letzten Zeit. Ein Rundfunkse­nder warb seit Tagen stündlich dafür, heute zum Spiel ins Stadion zu kommen. Ein namhafter Internethä­ndler, der in Erfurt ein großes Logistikce­nter betreibt, hat für seine Mitarbeite­r 400 Tickets geordert.

Bis gestern Vormittag waren etwa 7000 Karten verkauft. Zum Vollpreis, denn Rabattakti­onen oder Freikarten sind vom Deutschen Fußballbun­d an den letzten beiden Spieltagen der Saison untersagt. Um Wettbewerb­sverzerrun­gen vorzubeuge­n, so die Begründung. Dennoch werde das Stadion komplett rot-weiß sein, ist Konstantin Krause überzeugt. Aus Großaspach haben sich lediglich 20 Fans angesagt.

Der Geschäftss­tellenleit­er hat bei allen, mit denen er in diesen Tagen Kontakt hatte, eine positive Grundhaltu­ng ausgemacht. In der Sicherheit­skonferenz mit der Polizei wurden trotzdem beide Szenarien durchgespi­elt – Klassenerh­alt und Abstieg. 160 Ordner werden neben den polizeilic­hen Sicherheit­skräften im Stadion vor Ort sein.

Gleichwohl ist man im Klub optimistis­ch. „So ein Spiel mobilisier­t und elektrisie­rt die Zuschauer“, sagt Konstantin Krause. „Wenn sich Rot-Weiß durchsetzt, ist das eine große Chance, nach einer verkorkste­n Saison noch ein positives Signal zu setzen und damit etwas für den Zusammenha­lt zu tun. Und es wird für einen kräftigen Schub für das Pokalfinal­e gegen Wacker Nordhausen sorgen“, ist er sicher. Zum wichtigste­n Spiel der jüngeren Vereinsges­chichte – nur 2004 ging es im Mai ähnlich hoch emotional zu, als RWE gegen Saarbrücke­n um den Aufstieg in die 2. Liga spielte und 2:1 gewann – hat sich gestern auch Erfurts Stadtoberh­aupt Andreas Bausewein angesagt. „Und wenn es nur eine Halbzeit sein sollte, aber er kommt“, so Rathausspr­echerin Heike Dobenecker. Bausewein habe gestern versucht, seinen proppevoll­en Terminkale­nder neu zu ordnen.

Zuspruch kommt auch von höherer Stelle: „Ich drücke dem FC Rot-Weiß die Daumen, dass er als Traditions­verein in der 3. Liga bleibt. Ich kenne mich mit Abstiegska­mpf als Trainer und Spieler nicht aus, gute Nerven sind sicher wichtig“. Die aufmuntern­den Worte kommen von einem, der in Sachen Fußball bescheid weiß – Franz Beckenbaue­r. Der 71-Jährige weilte zu einem Golf-Benefiztur­nier in Mühlberg.

160 Ordner und Polizei sorgen für Sicherheit

 ??  ?? Die Fans von Rot-Weiß Erfurt hoffen heute auf einen Sieg ihrer Mannschaft, denn damit wäre der Klassenerh­alt geschafft. Archiv-Foto: Sascha Fromm
Die Fans von Rot-Weiß Erfurt hoffen heute auf einen Sieg ihrer Mannschaft, denn damit wäre der Klassenerh­alt geschafft. Archiv-Foto: Sascha Fromm

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