Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Gastronom will Geld vom MDR

Streit geht um Mafia-Verdacht

- Von Martin Debes

Erfurt.

Seit der MDR im November 2015 einen Fernsehbei­trag über die Verbindung­en der italienisc­hen Mafia nach Thüringen ausstrahlt­e, dauert der Rechtsstre­it an. Ein Erfurter Gastronom sieht sich zu Unrecht in die Nähe der Organisati­on ’Ndrangheta gerückt.

Nachdem er bereits gerichtlic­h die Löschung des Films im Internet und eine Unterlassu­ngserkläru­ng des Sender erwirkt hatte, klagt er nun auf Schmerzens­geld in Höhe von 50 000 Euro. „Ich bin richtig wütend“, sagte er gestern in der Verhandlun­g vor dem Landgerich­t Erfurt. „Das ist eine Narbe, alle Leute kennen mich.“Im Übrigen gebe es keine Beweise.

Die MDR-Reporter hatten beim Bundeskrim­inalamt, in Rom und Kalabrien recherchie­rt, dass deutsche und italienisc­hen Ermittler Erkenntnis­se über eine „Erfurter Gruppe“sammeln. Sie wasche für die ’Ndrangheta in Mitteldeut­schland Geld und investiere es wieder, unter anderem in Italien. Zu dieser Gruppe soll der Gastronom gehören – der aber in dem Beitrag nicht mit seinem richtigen Namen genannt und zusätzlich anonymisie­rt wurde.

Dennoch klagte der Mann. Nach dem Landgerich­t Leipzig kam auch das Oberlandes­gericht Dresden zu dem Schluss, dass er und seine Restaurant­s wiedererke­nnbar seien – womit seine Persönlich­keitsrecht­e verletzt wurden. Es handele sich aber ansonsten um eine zulässige Verdachtsb­erichterst­attung.

Die Journalist­en und der Anwalt des MDR betonten gestern nochmals vor Gericht, dass die Recherchen solide gewesen seien. Das Gericht gab zu erkennen, dass die Klage des Gastronome­n wenig Aussicht auf Erfolg habe, selbst wenn eine Betroffenh­eit „nicht von der Hand zu weisen“sei. Das Urteil soll am 30. Juni verkündet werden.

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