Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Gastronom will Geld vom MDR
Streit geht um Mafia-Verdacht
Erfurt.
Seit der MDR im November 2015 einen Fernsehbeitrag über die Verbindungen der italienischen Mafia nach Thüringen ausstrahlte, dauert der Rechtsstreit an. Ein Erfurter Gastronom sieht sich zu Unrecht in die Nähe der Organisation ’Ndrangheta gerückt.
Nachdem er bereits gerichtlich die Löschung des Films im Internet und eine Unterlassungserklärung des Sender erwirkt hatte, klagt er nun auf Schmerzensgeld in Höhe von 50 000 Euro. „Ich bin richtig wütend“, sagte er gestern in der Verhandlung vor dem Landgericht Erfurt. „Das ist eine Narbe, alle Leute kennen mich.“Im Übrigen gebe es keine Beweise.
Die MDR-Reporter hatten beim Bundeskriminalamt, in Rom und Kalabrien recherchiert, dass deutsche und italienischen Ermittler Erkenntnisse über eine „Erfurter Gruppe“sammeln. Sie wasche für die ’Ndrangheta in Mitteldeutschland Geld und investiere es wieder, unter anderem in Italien. Zu dieser Gruppe soll der Gastronom gehören – der aber in dem Beitrag nicht mit seinem richtigen Namen genannt und zusätzlich anonymisiert wurde.
Dennoch klagte der Mann. Nach dem Landgericht Leipzig kam auch das Oberlandesgericht Dresden zu dem Schluss, dass er und seine Restaurants wiedererkennbar seien – womit seine Persönlichkeitsrechte verletzt wurden. Es handele sich aber ansonsten um eine zulässige Verdachtsberichterstattung.
Die Journalisten und der Anwalt des MDR betonten gestern nochmals vor Gericht, dass die Recherchen solide gewesen seien. Das Gericht gab zu erkennen, dass die Klage des Gastronomen wenig Aussicht auf Erfolg habe, selbst wenn eine Betroffenheit „nicht von der Hand zu weisen“sei. Das Urteil soll am 30. Juni verkündet werden.