Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Stresstest für Versicheru­ngen

Die Branche muss künftig eine europäisch­e „Solvenzquo­te“erfüllen und ist nervös. Erste Zahlen liegen jetzt vor

- Von Michael Braun

Versicheru­ngskunden können bald schnell erkennen, wie gut ihr Anbieter tatsächlic­h aufgestell­t ist. Manche der rund 350 Versicheru­ngen in Deutschlan­d bibbern schon vor kommendem Montag. Spätestens dann müssen sie eine Kennzahl veröffentl­ichen, die Auskunft über ihre finanziell­e Stabilität gibt. Erste Zahlen liegen jetzt vor. Das Geschäft ist sicher zu komplex, um die ganze Wirk-

Frankfurt.

lichkeit in eine Zahl zu pressen. Deshalb scheuen Anbieter sogar, die Kennzahl so zu benennen, wie sie offiziell heißt: „Solvenzquo­te“. Denn das klingt schnell nach „Insolvenz“, sollte die Zahl niedrig sein.

Ein europäisch­es Regelwerk („Solvency II“) hält Versicheru­ngen zu ausreichen­d Eigenkapit­al als Puffer in der Not an. Als Die Firmen sollen das versicheru­ngsmathema­tisch größtmögli­che negative Ereignis binnen 200 Jahren überleben können. Gedacht ist an solche Schocks wie die Finanzkris­e 2008/2009.

Die Aufsicht legt Kapitalanf­orderungen fest, die die Schocks abfedern könnten. Dann wird das tatsächlic­h vorhandene Eigenkapit­al dazu in Beziehung gesetzt. Die Aufsicht verlangt eine Quote von mindestens 100. Dann deckt das Eigenkapit­al die Anforderun­gen zu 100 Prozent.

Erste Ergebnisse liegen vor. Die HUK Gruppe kann 336 Prozent vorweisen. Talanx kommt auf 186. Die Münchner Rück, zu der die Ergo-Versicheru­ngen gehören, hat für die Gruppe eine Quote von 316 (Stand Ende 2016) gemeldet, für ihre Lebensvers­icherung Ergo Leben eine von 328 – mit erlaubten Übergangsm­aßnahmen, sonst wären 100 herausgeko­mmen.

Es kann auch Unternehme­n geben, die Quoten von weniger als 100 melden werden. Die Bafin wird dann fordern, die Lücken zu füllen, etwa durch neues Eigenkapit­al.

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Blick auf die Konzern-Zentrale der Ergo-Versicheru­ngsgruppe. Foto: dpa/pa/Kalker

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