Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Stresstest für Versicherungen
Die Branche muss künftig eine europäische „Solvenzquote“erfüllen und ist nervös. Erste Zahlen liegen jetzt vor
Versicherungskunden können bald schnell erkennen, wie gut ihr Anbieter tatsächlich aufgestellt ist. Manche der rund 350 Versicherungen in Deutschland bibbern schon vor kommendem Montag. Spätestens dann müssen sie eine Kennzahl veröffentlichen, die Auskunft über ihre finanzielle Stabilität gibt. Erste Zahlen liegen jetzt vor. Das Geschäft ist sicher zu komplex, um die ganze Wirk-
Frankfurt.
lichkeit in eine Zahl zu pressen. Deshalb scheuen Anbieter sogar, die Kennzahl so zu benennen, wie sie offiziell heißt: „Solvenzquote“. Denn das klingt schnell nach „Insolvenz“, sollte die Zahl niedrig sein.
Ein europäisches Regelwerk („Solvency II“) hält Versicherungen zu ausreichend Eigenkapital als Puffer in der Not an. Als Die Firmen sollen das versicherungsmathematisch größtmögliche negative Ereignis binnen 200 Jahren überleben können. Gedacht ist an solche Schocks wie die Finanzkrise 2008/2009.
Die Aufsicht legt Kapitalanforderungen fest, die die Schocks abfedern könnten. Dann wird das tatsächlich vorhandene Eigenkapital dazu in Beziehung gesetzt. Die Aufsicht verlangt eine Quote von mindestens 100. Dann deckt das Eigenkapital die Anforderungen zu 100 Prozent.
Erste Ergebnisse liegen vor. Die HUK Gruppe kann 336 Prozent vorweisen. Talanx kommt auf 186. Die Münchner Rück, zu der die Ergo-Versicherungen gehören, hat für die Gruppe eine Quote von 316 (Stand Ende 2016) gemeldet, für ihre Lebensversicherung Ergo Leben eine von 328 – mit erlaubten Übergangsmaßnahmen, sonst wären 100 herausgekommen.
Es kann auch Unternehmen geben, die Quoten von weniger als 100 melden werden. Die Bafin wird dann fordern, die Lücken zu füllen, etwa durch neues Eigenkapital.