Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Nicht gleich zur Polizei rennen

Über Erfahrunge­n mit sozialen Medien

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Gemobbt wird überall und auch schon immer. Doch die Art und Weise ist eine andere geworden.

Kinder tummeln sich in sozialen Medien herum und lassen nichts unversucht, die Aufmerksam­keit dabei auch auf sich zu lenken. Und trotzdem lernen sie, denn es geht nicht ohne. Und wenn man Glück hat, entdecken sie das Netz auch als Bildungsqu­elle, denn man kann sich erklären lassen, was etwa das Gravitatio­nsgesetz besagt, wenn man es in der Schule nicht verstanden hat und Mutti es vielleicht nicht gut erklären kann.

Ja, man kann das Mobbing an Schulen thematisie­ren und an den Pranger stellen. Wirklich ändern wird sich das jedoch nicht – nicht einmal mit psychother­apeutische­r Behandlung der Betroffene­n. Früher wurde auch gemobbt: Meinem Freund André wurde auf den Kopf gespuckt, Kaugummi in die Haare geklebt und er wurde beleidigt – von denen, die dachten, sie seien cooler als er. Es waren Erfahrunge­n, diese haben ihn wachsen lassen, ohne dass sich Mutti einmischt und ihn zum Therapeute­n schickt, zur Polizei oder zum Anwalt rennt.

Ich kann Eltern nur raten, sich für das Leben ihrer Kinder zu interessie­ren, und da gehören nun mal soziale Medien dazu. Inzwischen kennen sich immer weniger Eltern damit aus, schenken ihnen aber sehr zeitig ein Handy mit Flatrate.

Frida Bronze, Erfurt

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