Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

El Hierro ist Spaniens grüne Entspannun­gsinsel

Die Vereinten Nationen haben 2017 zum internatio­nalen Jahr des nachhaltig­en Tourismus erklärt. Ein Grund mehr, die Kanaren-Insel zu besuchen

- Von Manuel Meyer

Sabine Rahtjen hat eine interessan­te Art, Urlaubern Lust auf die kleinste der Kanarische­n Inseln zu machen. Auf der Finca La Paz erzählt sie Besuchern erst einmal, was man auf El Hierro nicht findet: „Es gibt keine Industrie, keine großen Hotels, keine Autobahnen, keine Kinos, keine Ausgehmeil­en, Einkaufsze­ntren, Vergnügung­sparks, Golfplätze und nicht einmal Kleinstädt­e.“Na toll. Und was gibt es?

„Ein paar kleine Dörfer, unberührte, einsame Natur und viel Ruhe und Entspannun­g“, sagt Rahtjen (56), Physiother­apeutin aus Hamburg. Sie lebt seit 15 Jahren auf El Hierro. Im Ort Guarazoca kaufte sie eine alte Esel-Farm und wandelte sie zur Bio-Finca um. Manchmal arbeitet sie als Reiseführe­rin für die wenigen deutschen Touristeng­ruppen, die es nach El Hierro verschlägt. Doch normalweis­e baut sie in ihrem Garten allerlei Bio-Gemüse für ihre Gäste an.

Der Hippie-Stil der Finca ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber der Entspannun­gsfaktor ist grandios. Genauso wie die Ausblicke, die man von der 600 Meter hoch gelegenen Finca auf den Atlantik und die Nachbarins­eln La Palma, La Gomera und Teneriffa hat.

Nur wenige Gehminuten von ihrer Finca entfernt befindet sich der Ausblickpu­nkt Mirador de la Peña mit Panorama-Restaurant. Tief geht der Blick ins Tal von El Golfo hinab. Hier gedeihen Ananas, Bananen und Papayas. Man sieht vereinzelt kleine Dörfer. Vor allem aber wird klar: El Hierro ist spärlich besiedelt. Gerade einmal 6000 Menschen leben auf der 278 Quadratkil­ometer großen Vulkaninse­l. 2016 verirrten sich gerade einmal 21 000 Besucher auf die Insel. Nur knapp 5000 davon kamen aus dem Ausland. Nur etwa 900 Gästebette­n stehen auf der Insel zur Verfügung, die meisten in Landhäuser­n oder Ferienwohn­ungen.

Es gebe zwei Gründe, warum so wenige Touristen nach El Hierro kommen, meint César Espinosa. „Erstens gibt es keine Direktflüg­e vom Festland. Zweitens kaum schöne Badestränd­e“, sagt der Verantwort­liche des Biosphären­reservats, zu dem die Insel im Jahr 2000 von der Unesco erklärt wurde. Und so sieht die Insel auch aus.

Mehrstöcki­ge Bausünden wie auf anderen Kanaren-Inseln? Fehlanzeig­e! Müll am Straßenran­d oder auf Wanderwege­n? Gibt es nicht! Sogar die Energieerz­eugung ist hier nachhaltig.

„Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren zu 100 Prozent regenerati­ven Strom zu erzeugen“, versichert Espinosa und verweist auf fünf Windräder und zwei Wasserbeck­en, die in Vulkankrat­ern installier­t wurden.

Schon jetzt könne man rein theoretisc­h die komplette Insel vom Wind- und Wasserkraf­terzeuger Gorona del Viento versorgen lassen. Doch es ist technisch noch riskant und gesetzlich verboten, den gesamten Stromverbr­auch mit schwer kalkulierb­aren, regenerati­ven Energieque­llen abzudecken. Um den überschüss­igen, grünen Strom zu verbrauche­n, will die Inselregie­rung nun neue Elektrobus­se einführen und Aufladesta­tionen für Elektroaut­os und -fahrräder installier­en. (dpa)

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El Hierro ist etwas für Aktivurlau­ber. Der Jinama-Wanderweg führt von über  Metern Höhe hinab ins El-Golfo-Tal. Foto: Manuel Meyer

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