Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Thüringen schwärmt für Bienen
Imker müssen entgegen dem Trend keinen Rückgang bei Honigbienen beklagen. Innovation soll künftig bei der Pflege unterstützen
Erfurt.
Faszinierende Tiere, die schwarz-gelben Flugsaurier. Sie sind weit mehr als ein nerviges Insekt im Sommer. Denn für die Landwirtschaft sind die Bienen unabdingbar. Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes hängen 80 Prozent der Pflanzen vom Bienenflug ab. Umso erschreckender ist der negative Trend, auf den Forscher seit Jahren hinweisen. Gab es in Deutschland in den 1990er-Jahren noch 1,2 Millionen Honigbienenvölker, sind es nach dem vergangenen Winter nur noch 650 000.
Ein Trend, den die Thüringer Imker nicht zu spüren bekommen. „In Thüringen sind die Bienenvölker in den vergangenen Jahren nicht zurückgegangen“, weiß Peter Neumann. Er ist Hobbyimker und der Vorsitzende des Imkervereins Erfurt. Neumann bezieht sich auf aktuelle Zahlen der Thüringer Tierseuchenkasse. Die Zahlen sprechen eine eigene, aber deutliche Sprache. Im Jahr 2009 zählten die Imker knapp 17 000 Bienenvölker, sieben Jahre später sind es fast 26 000. Die Bienenhaltung im Landesverband schaut ähnlich positiv aus: in sieben Jahren stieg der Zahl der Bienenvölker um 6000 an.
Bestäubungsleistung der Wildbienen ist größer
Peter Neumann berichtet stolz, dass seine Bienen gut über den Winter gekommen sind. Im heimischen Garten kümmert er sich um seine neun Bienenvölker. Die Population eines Volkes hängt von der Jahreszeit ab. „Bis zur Sommersonnenwende leben in einem Volk zwischen 50 000 und 70 000 Bienen“, meint Neumann. Im Winter hingegen seien es nur 10 000 bis 20 000 Bienen.
Der Hobbyimker gibt aber zu, dass gerade in der Wintersaison etwas verloren geht. „Ein großes Problem ist die Varroamilbe, die 1977 nach Deutschland eingeschleppt wurde.“Die Milbe sammle sich in der Brut. Der Parasit ist mit einer Zecke vergleichbar, er überträgt Krankheiten. „Wenn die Varroamilbe allerdings in der Drohnenbrut steckt, kann diese ab Mai ausgeschnitten und vernichtet werden.“Damit werde auch die Mil- be vernichtet. Außerdem werde der Bienenstock zu unterschiedlichen Zeiten innerhalb des Kalenderjahres mit verschiedenen Mitteln bearbeitet, beispielsweise mit Ameisensäure, Oxalsäure und Milchsäure. „Die Behandlung ist aber auch immer von dem einzelnen Imker und dessen Erfahrung abhängig.“
Im Fall eines großen Verlustes der Tiere über den Winter weiß sich der erfahrene Hobbyimker zu helfen: Völkervermehrung. „Ich nehme dann zwei bis drei Brutwaben aus dem bestehen- den Volk und bringe sie in einem neuen Stock unter“, erklärt Neumann. Natürlich müsse dieser außerhalb des alten Flugradius sein, damit die Tiere nicht in ihr ehemaliges Volk zurückkehren. Die Honigbiene wird von den Imkern liebevoll umsorgt. Anders sieht es leider bei der Wildbiene aus, denn die hat keine Lobby. „Hier werden Verluste oftmals nicht bemerkt“, sagt Christian Keilholz.
Der Eichsfelder ist Hobbyimker und weiß, dass die Wildbienen für das Ökosystem sehr wichtig sind.
„Die Wildbienen bestäuben schon bei niedrigen Temperaturen und besuchen mehr unterschiedliche Blüten“, erklärt Keilholz. Dadurch sei die Bestäubungsleistung einer Wildbiene gegenüber einer Honigbiene größer. Der Hobbyimker setzt sich nicht nur in seiner Freizeit für die summenden Tierchen ein. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der Hochschule Nordhausen hat sich der Eichfelder mit der Bienengesundheit und deren elektronischen Erfassung beschäftigt.
Die Arbeit hat sich gelohnt: Entstanden ist das Diagnosesystem „beeTECTOR“, das als innovative Gründungsidee prämiert wurde.
Hinter diesem System steckt ein Gerät, das aus Sensoren und einer Kamera besteht. „Die Sensoren messen die Temperatur und das Gewicht der Tiere“, erklärt der Eichsfelder. Das Herzstück des Gerätes ist eine Kamera, die biometrische Muster erkennt. „Sie ist mit einer biometrischen Gesichtserkennung zu vergleichen.“
Durch die Entwicklung von Christian Keilholz kann der Imker zukünftig den Gesundheitszustand seiner Tiere von außen im Auge behalten. Und vielleicht gelingt es dem Eichsfelder, seinen Traum zu erfüllen: Nämlich das Bienensterben einzudämmen.
Eichsfelder will Bienensterben mindern