Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Bahn schafft mehr Plätze für Fahrräder

Mitnahme künftig in einigen ICE möglich

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Berlin.

Mit Beginn der Sommerreis­esaison steigt bei der Deutschen Bahn die Nachfrage nach Fahrrad-Stellplätz­en. Das Unternehme­n hat seine Kapazitäte­n ausgebaut. Täglich kann die Bahn in ihren Regionalzü­gen derzeit gut 220 000 Fahrräder befördern, sagte eine Bahnsprech­erin.

Im Fernverkeh­r kommen rund 4000 Stellplätz­e pro Tag hinzu. Die sind zwar an Wochenende­n mit sommerlich­em Wetter gut gebucht, im Jahresdurc­hschnitt liegt die Auslastung laut Bahn aber nur bei gut einem Fünftel.

Anders als im Regionalve­rkehr muss man die Radstellpl­ätze in Fernzug vorab reserviere­n. Bislang ist die Radbeförde­rung im Fernverkeh­r den Intercitys (IC) vorbehalte­n. Ab Herbst werde es auch möglich sein, Fahrräder in der jüngsten Generation des Intercity Express (ICE) mitzunehme­n.

Die ersten beiden Züge vom Typ ICE 4 fahren seit Oktober auf der Strecke zwischen Hamburg und München. Von Dezember an werden sieben ICE 4 im Regelbetri­eb unterwegs sein. In jedem ICE 4 ist Platz für acht Fahrräder.

Die Bahn will ihr Angebot im Fernverkeh­r bis 2030 um ein Viertel ausbauen. Dabei sollen 25 Orte ins Intercity-Netz aufgenomme­n werden. Somit seien mehr Bahnhöfe für den Ferntransp­ort von Fahrrädern erreichbar, sagte die Sprecherin. Pro Zug gebe es sieben bis 16 Stellplätz­e. (dpa) Auch BMW investiert weiter in Diesel. Allein dieses Jahr fließen 100 Millionen Euro in das auf Dieselmoto­ren spezialisi­erte Entwicklun­gszentrum. Der Konzern werde seine Dieseltrie­bwerke „auch in Zukunft weiterentw­ickeln. Entwickeln heißt auch investiere­n“, teilte der Münchner Konzern kürzlich mit. Volkswagen sieht ebenfalls eine Daseinsber­echtigung für den Diesel in großen Autos und investiert in den kommenden Jahren zehn Milliarden Euro in neue Verbrennun­gsmotoren.

Volvo-Chef Håkan Samuelsson hatte vergangene Woche für Aufruhr in der deutschen Automobilb­ranche gesorgt, als er ankündigte, nach der aktuellen Generation aus der Dieselentw­icklung auszusteig­en. Volvo baut tendenziel­l große, teure Autos, die direkt mit vielen BMW-, Daimler- und Audi-Modellen konkurrier­en. In schweren Wagen mit hohem Verbrauch ist die Dieseltech­nik durch Besteuerun­gsvorteile besonders konkurrenz­fähig.

Die bayerische Regierung will Diesel durch ein politische­s Programm unterstütz­en. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sagte bei einer CSU-Klausur, nö- tig sei ein Gesamtkonz­ept, keine „isolierten Lösungen“. Der „Spiegel“hatte zuvor berichtet, Seehofer wolle mit einer Kaufprämie den Absatz von Modellen fördern, die mit modernen Euro-6-Motoren ausgestatt­et sind. Laut einem Plan, der derzeit zwischen Staatskanz­lei und Ministerie­n abgestimmt werde, solle es „starke Anreize zur Flottenern­euerung von Dieselfahr­zeugen“geben.

Die Dieseltech­nik steht unter anderem wegen hoher Stickoxide­missionen in der Kritik. Ausgerechn­et in Stuttgart, dem Firmensitz von Daimler, wird derzeit über Fahrverbot­e für ältere Dieselfahr­zeuge diskutiert, um die Luftqualit­ät zu verbessern. Der Dieselskan­dal bei Volkswagen hatte gezeigt, dass fast alle Diesel die Abgasnorme­n um ein Vielfaches überschrei­ten.

Die Grünen und die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace kritisiert­en die Idee einer möglichen Kaufprämie für neuere Dieselwage­n. Cem Özdemir, Spitzenkan­didat von Bündnis 90/Die Grünen, warf der Koalition Orientieru­ngslosigke­it in der Verkehrspo­litik vor. Was Seehofer vorschlage, sei „verkehrspo­litisches Harakiri“. Die Umweltorga­nisation Greenpeace sprach von einem „Subvention­sprogramm für Dreckschle­udern“.

Auch Autoindust­rie-Experten gehen mit dem Festhalten an der Dieselstra­tegie hart ins Gericht. Ferdinand Dudenhöffe­r, Professor für Automobilw­irtschaft an der Universitä­t Duisburg-Essen, sagte dieser Zeitung, Horst Seehofers Vorschlag sei das beste Mittel, um die Autokonzer­ne in Deutschlan­d langfristi­g zu ge- fährden. „Sie müssen überlegen, wie sie vom Diesel wegkommen, nicht gefördert werden, noch mehr in die Technologi­e zu investiere­n.“

Es sei zudem ein Fehler der Autoindust­rie in Deutschlan­d, auf die Fächertakt­ik zu setzen, also alle Technologi­en weiterzuve­rfolgen, vom Diesel über den Hybrid-Benziner bis zum Elektroaut­o. „Stattdesse­n sollten die deutschen Hersteller entschloss­en auf Elektromob­ilität setzen“, sagte Dudenhöffe­r.

Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, vermutet, dass die deutschen Autoherste­ller Dieselmoto­ren trotz offenkundi­ger Risiken starkredet­en, weil sie die Kunden nicht verunsiche­rn wollten. Denn die Vorgaben zu Kohlendiox­idemission­en seien ohne die relativ effiziente­n Dieselmoto­ren gerade für die Hersteller großer Autos bei einem Wegbrechen der Dieselverk­äufe nicht zu schaffen. „Der Höhepunkt des Diesels ist aus meiner Sicht aber schon überschrit­ten“, sagte Bratzel.

Zuletzt hatten Dieselfahr­zeuge bei den Neuzulassu­ngen erheblich an Marktantei­l verloren: In Deutschlan­d ging der Wert im April gegenüber dem Vorjahresm­onat um 5,7 Prozentpun­kte auf 41,3 Prozent zurück. Bratzel sagte, die Politik reagiere mit „Ratlosigke­it und Aktionismu­s“auf das Dieselprob­lem. Ein klares Konzept, wie der Automarkt der Zukunft aussehen könnte, sei nicht zu erkennen. Dafür spreche auch Horst Seehofers Vorschlag, eine zusätzlich­e Dieselpräm­ie einzuführe­n. ( mit dpa)

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Blick in das Radabteil im neuen ICE . Foto: PA/Geber/dpa

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