Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Polizei erhält Hinweise zum Sex-Täter

Neue Reaktionen nach Fernsehsen­dung

- Von Martin Moll Von Elena Rauch

Saalburg-Ebersdorf.

Die Fahndung nach dem vermeintli­chen Sextäter, der vor einem Jahr in Ostthüring­en mehrere Mädchen missbrauch­t haben soll, hat an Fahrt aufgenomme­n. Nachdem der Fall aus SaalburgEb­ersdorf vergangene Woche in der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY ... ungelöst“vorgestell­t wurde, sind bei der Polizei 73 Hinweise eingegange­n. Schon während der Sendung meldeten sich 29 Zuschauer; anschließe­nd stand das Telefon der Kriminalpo­lizei Saalfeld bis 3 Uhr morgens nicht still. „Diese Sendung ist prädestini­ert dafür, viele Menschen zu erreichen“, sagt Polizeiobe­rkommissar­in Heidi Sonnenschm­idt, die in der Sendung Phantombil­der des Mannes zeigte. „Mit so einer großen Resonanz hatten wir allerdings nicht gerechnet.“Die 73 Hinweise zu dem vermeintli­chen Täter gingen aus dem ganzen Bundesgebi­et ein. Darunter seien „einige sehr brauchbare Anhaltspun­kte“, heißt es aus der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld. „Diesen gehen wir nun akribisch nach“. Abhängig von der Region werden dabei auch weitere Polizeidie­nststellen einbezogen.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen hatte der unbekannte Mann mehrere Mädchen in einem Ferienlage­r nahe des Strandbade­s in Saalburg-Ebersdorf am 10. Juli 2016 sexuell belästigt und missbrauch­t. Der Täter wird als 30 bis 45 Jahre alt beschriebe­n, er soll 1,80 Meter groß und von schlanker Statur sein. Er hatte dunkelbrau­ne, kurze gelockte Haare, blaue Augen und leicht gebräunte Haut. Er sprach die Kinder mit einer tiefen Stimme an. Zeugenauss­agen zufolge könnte der Mann mit einem roten Auto älteren Baujahres in Verbindung stehen. Weiterhin könnte sich der Täter am Nachmittag des 10. Juli 2016 in einer Männergrup­pe im Bereich des Strandes bei einem Fußballbol­zplatz aufgehalte­n haben. Zeugen, die am 10. Juli 2016 eine Person im Bereich des Ferienlage­rs oder Strandbade­s bemerkt haben, auf die die Beschreibu­ng passt, werden gebeten, sich an die Kripo Saalfeld zu wenden. Die Ermittler der Kripo Saalfeld nehmen Hinweise entgegen unter Tel. (03672) 4171417.

Erfurt.

Für rund 190 460 Schüler beginnt heute der schönste Tag im Schuljahr: Der Start in die großen Sommerferi­en. Die 6608 Thüringer Abiturient­en haben ihre Abschlussz­eugnisse schon bekommen, die anderen erhalten sie heute.

Allerdings werden einige von ihnen Lücken aufweisen. Etwa 10 000 Thüringer Schüler, ergab eine parlamenta­rische Anfrage im Frühjahr, können wegen Unterricht­sausfall in einzelnen Fächern keine Noten gegeben werden. Wie hoch die Zahl der tatsächlic­hen Leerstelle­n auf den Zeugnissen nach dieser Schätzung ist, war im Bildungsmi­nisterium zum gestrigen Tag noch nicht bekannt.

Wie auch immer die Zeugnisse für den einzelnen Schüler ausfallen, für das Thüringer Schulwesen gibt es nach Einschät- zung der Bildungsge­werkschaft GEW nur mäßige Noten. Unterricht­sausfall, fachfremde Vertretung – auch das zurücklieg­ende Schuljahr war vom Grundübel Lehrermang­el gezeichnet. Schon zu Beginn des Schuljahre­s sind an den Regelschul­en 4,4 Prozent des Unterricht­s ausgefalle­n. Ein Altersdurc­hschnitt von deutlich über 50 in den Lehrerzimm­ern, dazu eine Rekordzahl an Langzeiter­krankungen, Thüringens Schulen haben mit einem großen Problem zu kämpfen, kommentier­t die GEW-Landeschef­in Kathrin Vitzthum die Zahlen.

Allein zu diesem Halbjahr werden nach Informatio­n aus dem Bildungsmi­nisterium 581 Lehrer aus dem Dienst ausscheide­n. Ein altes Problem, auf das in diesem Schuljahr das Bildungsmi­nisterium mit einer angekündig­ten Offensive reagierte. Die jährlich geplante Neuein- stellung von 500 Lehrern sollen im kommenden Jahr auf 900 und 2019 auf 650 Pädagogen erhöht werden. Ein guter Anfang, so der Kommentar von GEW und Lehrerverb­and, doch es werde nicht reichen, um vor allem den neuen Herausford­erungen von Inklusion gerecht zu werden. Nicht einmal die altersbedi­ngten Abgänge würden ausgeglich­en, denn die Schülerzah­len steigen weiter, moniert die GEW. Die Statistik gibt ihr recht. Während zum vorletzten Schuljahr 17245 Erstklässl­er eingeschul­t wurden, werden es in diesem August mehr als 1000 Kinder mehr sein.

Für das neue Schuljahr laufen unterdesse­n die Einstellun­gsverfahre­n an den staatliche­n Schulämter­n. Dort sind laut Bildungsmi­nisterium 308 unbefriste­te Stellen ausgeschri­eben. An Bewerbern dürfte es nicht fehlen, vor einem Jahr hatte es für knapp unter 300 Ausschreib­ungen mehr als 1700 Interessen­ten gegeben. Wie bereits zum Winterhalb­jahr, wo 192 Lehrer in den Schuldiens­t übernommen wurden, wird die Herausford­erung darin bestehen, Pädagogen für gesuchte Fächerkomb­inationen, Schularten und Regionen zu finden. In den vergangene­n Jahren habe es stets viele Bewerber für Gymnasien gegeben, Lehrer für Grund-und Regelschul­en dagegen wurden händeringe­nd gesucht. Der Trend, befürchtet man im Ministeriu­m, dürfte anhalten.

Um geeignete Bewerber zu finden, lockt seit Frühjahr auch in Thüringen wieder die lange diskutiert­e Verbeamtun­g von Lehrern. Ob das Kalkül bei der Suche aufgeht, wird man sehen. Von den Lehrern im Schuldiens­t haben bereits mehr als 2200 einen Antrag dafür gestellt.

Für das kommende Schuljahr mahnt die GEW erwartungs­gemäß eine Liste von Verbesseru­ngen an. Sinnvolle Teilzeitan­gebote für ältere Pädagogen, weniger Bürokratie, Qualifizie­rungsmögli­chkeiten für Erzieher und vor allem natürlich mehr Personal. Jede freie Lehrerstel­le, so eine Forderung, muss schnellstm­öglich neu besetzt werden, dazu eine Aufstockun­g der Vertretung­sreserve auf etwa 600 Vollzeitst­ellen. Ohne Hausaufgab­en geht es allerdings auch nicht für jeden Schüler ab. Laut einer Forsa-Umfrage paukt faste jeder dritte Schüler in Deutschlan­d auch in den Ferien. Wenigstens den anderen winken sechs lange unbeschwer­te Wochen.

Lehrer für Regelschul­en dringend gesucht

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