Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

USA fahnden weltweit nach VW-Managern

Den Angeklagte­n wird im Diesel-Skandal Betrug von Autokunden vorgeworfe­n. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft

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Berlin.

Im Dieselskan­dal hat die US-Justiz einem Medienberi­cht zufolge fünf frühere Manager und Entwickler von Volkswagen weltweit zur Fahndung ausgeschri­eben. Darunter seien auch zwei Vertraute des früheren VW-Vorstandsc­hefs Martin Winterkorn, berichtete­n „Süddeutsch­e Zeitung“, NDR und WDR am Donnerstag.

Ziel der US-Behörden sei es, die Angeklagte­n hinter Gitter zu bringen. Sie werfen ihnen Verschwöru­ng zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltvors­chriften vor. Deutschlan­d werde die Beschuldig­ten aber sicher nicht an die USA ausliefern, heißt es. Dennoch hat die Fahndung für die Manager des Autobauers Konsequenz­en: Sie können nun nicht mehr in die USA reisen, da sie fürchten müssen, dort festgenomm­en zu werden. Der Wolfsburge­r Konzern wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Laut dem Bericht haben die USA Anfang Juni bei Interpol eine sogenannte Red Notice gegen fünf Verdächtig­e im VWDieselsk­andal erwirkt. Mit dieser Ausschreib­ung zur Fahndung würden die Mitgliedss­taaten der internatio­nalen Polizei- organisati­on aufgeforde­rt, die ehemaligen VW-Manager festzunehm­en und an die USA auszuliefe­rn.

Bei den Gesuchten handelt es sich laut „Tagesschau“um das frühere Mitglied des VW-Markenvors­tands Heinz-Jakob Neußer, den ehemaligen Leiter des VW-Qualitätsm­anagements, Bernd Gottweis, sowie um zwei Diesel-Entwickler und einen Techniker. Gegen die fünf Männer laufen auch in Deutschlan­d Ermittlung­sverfahren. Gottweis dagegen kooperiere dem Vernehmen nach mit den deutschen Ermittlern. Mit seinen Aussagen soll er den Ex-VW-Chef Martin Winterkorn in dem Verfahren wegen Marktmanip­ulation dennoch schwer belastet haben.

Anfang des Jahres hatte die US-Bundespoli­zei FBI bereits einen VW-Manager während eines Zwischenst­opps in den USA am Flughafen in Miami festgenomm­en.

Der sechste Volkswagen-Angeklagte, Oliver Schmidt, sitzt seit Jahresbegi­nn im Gefängnis. Ihm drohen nach Angaben des US-Justizmini­steriums bis zu 169 Jahre Haft.

In der Abgasaffär­e bei Volkswagen ermittelt die Staatsan- waltschaft Braunschwe­ig gegen rund 40 ehemalige und heutige Beschäftig­te des Autokonzer­ns. Darunter befinden sich auch die fünf US-Angeklagte­n. Im Kreise der Verteidige­r der rund 40 deutschen Beschuldig­ten werde die weltweite Fahndung laut dem Medienberi­cht als „neue Eskalation­sstufe“bezeichnet.

In den USA hat der Autobauer bereits 20 Milliarden Dollar Strafzahlu­ngen und Schadenser­satz bezahlt. Der Konzern soll die Abgaswerte bei zahlreiche­n Diesel-Modellen mit Hilfe einer illegalen Software geschönt haben. (rtr/TH)

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Von Interpol gesucht: Heinz-Jakob Neußer. Foto: dpa

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