Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Ein Traumtänze­r zwischen den Zeiten

- Michael Helbing hat einen großen Blonden gesehen, der sehr weiß geworden ist

Dieser verträumte Blick! Sehr zärtlich und auch ein bisschen blöde. Es ist der Blick eines Mannes, der aus Zeit und Raum gefallen ist – hinein in seine ganz eigene Welt.

So war es, zum Beispiel, 1981, als er auf dem Steg eines Urwaldkran­kenhauses stand, mit einem Mädchen, die so war wie er. Der Steg brach ab, schwamm aufs Wasser hinaus und sank. „La Chèvre“hieß der Film, zu Deutsch: „Die Ziege“. Auf Deutsch aber „Der Hornochse und sein Zugpferd“genannt, später auch „Ein Tolpatsch kommt selten allein“.

So ist’s auch jetzt, 2017. An Deck eines Ausflugsda­mpfers auf der Seine schaut er auf eines junges Liebespaar, dessen männlicher Teil eigentlich er selbst ist, oder sein sollte, oder doch sein wollte.

„Un profil pour deux“heißt der Film, zu Deutsch „Ein Profil für zwei“, aber auf Deutsch „Monsieur Pierre geht online“.

Der große Blonde ist, mal wieder, zurückgeke­hrt, unterdesse­n der große Weiße mit Bart geworden sowie inzwischen vom Komiker zum Komödiante­n gereift.

Regisseur Stéphane Robelin sorgte diesmal dafür, indem er seine Komödie speziell für Pierre Richard, 82, schrieb: eine moderne Variation auf „Cyrano de Bergerac“, den ja Gérard Depardieu so famos spielte, nachdem er mehrfach an Pierre Richard zu verzweifel­n hatte.

Ein alter einsamer Mann lernt widerwilli­g das Internet kennen sowie darinnen Tausende Frauen, auf Dating-Portalen. Sein Profil ist das eines 32-Jährigen, der einspringe­n muss, als aus der virtuellen Realität das echte Leben wird.

„Sie schreiben ihr in meinem Namen“, beschwert sich der junge Mann. – „Und Sie vögeln in meinem Namen“, der alte.

Und dann wieder: dieser Blick.

„Monsieur Pierre geht online“aktuell im Lichthaus Weimar, im Capitol Gotha, im Kinoklub am Hirschlach­ufer in Erfurt

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