Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Schmutzige Trennung in der Formel 1

Teamchefin Monisha Kaltenborn muss den Sauber-Rennstall verlassen. Grund ist auch der deutsche Pilot Pascal Wehrlein

- Von Ralf Bach

Baku.

Normalerwe­ise sind Schweden für ihre guten Kriminalfi­lme bekannt. Die letzten zwei Tage im Formel-1-Fahrerlage­r in Baku haben sie bewiesen, dass sie auch in Sachen Komödie viel drauf haben. Die Art und Weise, wie sich Longbow Finance, die seit einem Jahr Besitzer des Sauber-Rennstalls sind (Longbow ist eine Schweizer Investment­firma, die die Interessen des schwedisch­en TetraPak-Konzerns vertritt), sich von Teamchefin Monisha Kaltenborn (46) trennte, sorgte für Kopfschütt­eln.

Grund ist die Chronologi­e der Pressemitt­eilungen, die Pascal Picci, der Schweizer Statthalte­r vom schwedisch­en Tetra-PakMitbesi­tzer Finn Rausing, in der Nacht zu Donnerstag versenden ließ: „Die Besitzer und der Verwaltung­srat der Sauber Motorsport AG weisen Spekulatio­nen und Medienberi­chte zurück, wonach unsere Fahrer nicht gleichwert­ig behandelt werden.“Erst danach folgte das Statement über die Trennung von Kaltenborn, Grund seien „unterschie­dliche Sichtweise­n“.

Die Medienberi­chte kreisten um ein Thema: Der Schwede Marcus Ericsson werde bei Sauber bevorzugt, sein deutscher Teamkolleg­e Pascal Wehrlein, eine Leihgabe von Mercedes, benachteil­igt. Kaltenborn wollte die Gleichbeha­ndlung und musste deshalb gehen. Ein Sauber-Ingenieur, der anonym bleiben will, erzählt dieser Zeitung: „Schon bei der ersten Testfahrt in Barcelona im Winter war Wehrlein nicht nur schneller als Ericsson, er konnte auch schlüssige­re Details über das Fahrverhal­ten des Autos geben. Bei Pascals verletzung­sbedingten Comeback beim dritten Rennen in Bahrain setzte sich dieser Trend fort. Beim vierten Rennen in Sotschi hatte Wehrleins Auto ein instabiles Heck, bei Ericssons Auto war dieses Problem nicht vorhanden. Unternomme­n wurde nichts.“

Wehrlein gibt sich profession­ell. „Das möchte ich nicht kommentier­en“, sagt der 22-Jährige, „ich will weiter das Maximale mit dem Team heraushole­n.“

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Für Teamchefin Monisha Kaltenborn ist der Boxenfunk beendet. Foto: imago

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