Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Sorge um Juristen-Nachwuchs
Thüringens Justiz steht vor personellem Umbruch. Viele Richter und Staatsanwälte gehen in den nächsten Jahren in Pension
Jena.
Angesichts des anstehenden Generationswechsels in der Thüringer Justiz hat der Präsident des Oberlandesgerichts, Stefan Kaufmann, eine bessere Vergütungen für Nachwuchskräfte angemahnt. „Wir stehen in einem harten Wettbewerb um die besten Juristen“, sagte Kaufmann in Jena. Denn nicht nur in Thüringen, sondern in allen ost- deutschen Ländern gehe in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Richtern und Staatsanwälten in den Ruhestand.
Hintergrund ist, dass Anfang der 1990er-Jahre viele Juristen eingestellt wurden, die nun auf ihre Pension zusteuern. Zudem kamen jahrelang kaum junge Leute dazu. Das räche sich nun, sagte Kaufmann.
Allein in den kommenden 15 Jahren müssten in Thüringen rund 350 von derzeit 430 Richterstellen in der ordentlichen Gerichtsbarkeit – also an Amtsund Landgerichten sowie am Oberlandesgericht – neu besetzt werden.
Zwar stelle das Land wieder vermehrt Juristen ein. Allerdings hätten sich die Aussichten, geeigneten Nachwuchs zu finden, deutlich verschlechtert. So hätten seit einem Jahr Referendare nicht mehr den Status als Beam- te auf Widerruf. „Das ist ein fataler Verlust.“
Die frühere Regelung habe dem Freistaat einen Bonus im Vergleich zu anderen Ländern verschafft. Nun aber hätten Referendare monatlich 400 bis 600 Euro weniger in der Tasche, viele müssten sich einen Nebenverdienst suchen. Laut Kaufmann gibt es inzwischen einen Mangel an Rechtsreferendaren im Land. Zum letzten Einstellungstermin hätten nur noch 27 Referendare eingestellt werden können, weil nicht mehr Bewerbungen vorlagen. Der OLG-Präsident hofft auch auf Rückkehrer, die in den vergangenen Jahren nach dem Studium in andere Bundesländer gegangen sind, um dort als Richter zu arbeiten. Auch Juristen, die bisher als Anwalt gearbeitet haben, könnten die ein oder andere Lücke auf den Richterbänken füllen. (dpa) @