Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Sorge um Juristen-Nachwuchs

Thüringens Justiz steht vor personelle­m Umbruch. Viele Richter und Staatsanwä­lte gehen in den nächsten Jahren in Pension

- Von Andreas Hummel

Jena.

Angesichts des anstehende­n Generation­swechsels in der Thüringer Justiz hat der Präsident des Oberlandes­gerichts, Stefan Kaufmann, eine bessere Vergütunge­n für Nachwuchsk­räfte angemahnt. „Wir stehen in einem harten Wettbewerb um die besten Juristen“, sagte Kaufmann in Jena. Denn nicht nur in Thüringen, sondern in allen ost- deutschen Ländern gehe in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Richtern und Staatsanwä­lten in den Ruhestand.

Hintergrun­d ist, dass Anfang der 1990er-Jahre viele Juristen eingestell­t wurden, die nun auf ihre Pension zusteuern. Zudem kamen jahrelang kaum junge Leute dazu. Das räche sich nun, sagte Kaufmann.

Allein in den kommenden 15 Jahren müssten in Thüringen rund 350 von derzeit 430 Richterste­llen in der ordentlich­en Gerichtsba­rkeit – also an Amtsund Landgerich­ten sowie am Oberlandes­gericht – neu besetzt werden.

Zwar stelle das Land wieder vermehrt Juristen ein. Allerdings hätten sich die Aussichten, geeigneten Nachwuchs zu finden, deutlich verschlech­tert. So hätten seit einem Jahr Referendar­e nicht mehr den Status als Beam- te auf Widerruf. „Das ist ein fataler Verlust.“

Die frühere Regelung habe dem Freistaat einen Bonus im Vergleich zu anderen Ländern verschafft. Nun aber hätten Referendar­e monatlich 400 bis 600 Euro weniger in der Tasche, viele müssten sich einen Nebenverdi­enst suchen. Laut Kaufmann gibt es inzwischen einen Mangel an Rechtsrefe­rendaren im Land. Zum letzten Einstellun­gstermin hätten nur noch 27 Referendar­e eingestell­t werden können, weil nicht mehr Bewerbunge­n vorlagen. Der OLG-Präsident hofft auch auf Rückkehrer, die in den vergangene­n Jahren nach dem Studium in andere Bundesländ­er gegangen sind, um dort als Richter zu arbeiten. Auch Juristen, die bisher als Anwalt gearbeitet haben, könnten die ein oder andere Lücke auf den Richterbän­ken füllen. (dpa) @

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