Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Urteil im Rotlicht-Prozess
Erfurt.
Beim Erfurter Rotlichtund Rockerprozess ist ein Ende in Sicht. Heute wird das Urteil des Landgerichts erwartet. Vier Männer aus dem Rocker- und Rotlichtmilieu wird unter anderem Betrug, Unterschlagung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen werden. Der Prozess hatte im November 2016 begonnen. Die Staatswanwaltschaft hatte acht Jahre Gefängnis für den Hauptangeklagten, einen 40 Jahre alten ehemaligen Bordellbetreiber, gefordert. Neben ihm sitzt auf der Anklagebank auch der Ex-Präsident der inzwischen aufgelösten Erfurter Hells Angels. Für ihn und die anderen beiden Mitangeklagten forderten die Ankläger kürzere Haftstrafen sowie eine Bewährungsstrafe. (dpa)
Edermünde/Heiligenstadt.
Im Mittelpunkt steht jeder gern. Deshalb stritten bisher mindestens fünf Orte um den Titel „Mittelpunkt Deutschlands“. Nun gibt es neue Konkurrenz – aus Hessen.
Irgendwo im Dreieck zwischen Kassel, Göttingen und Erfurt muss sie liegen, die geografische Mitte Deutschlands. Bürgermeister Thomas Petrich (SPD) ist sich sicher: Es ist sein Ortsteil Besse. Der Rathauschef der kleinen nordhessischen Gemeinde Edermünde bei Kassel hat einen Beweis: Eine Steinsäule, mit EU-Geld gefördert, markiert eine Wiese am Ortsrand als Mittelpunkt Deutschlands. Petrich weiß aber auch – Besse ist nicht allein. Viele wollen die Mitte sein. In Thüringen sind es mindestens vier Orte, die den Titel beansprucht haben: Flinsberg, Niederdorla, Silberhausen und Landstreit. Hinzu kommt Krebeck in Niedersachsen. Alle haben Argumente. Das Problem: Wo liegt die Mitte eines Gebildes wie die Bundesrepublik Deutschland?
Mathematiker, Universitäten und Hobby-Geografen haben verschiedene Antworten: Mal ist die Mitte der Schnittpunkt der Linien zwischen den äußersten Punkten, mal der geometrische Schwerpunkt.
Bezieht man Hoheitsgewässer ein, variiert das Ergebnis. Auch mit 3D-Modellen wurde schon gerechnet.
Alle Ansätze sind legitim: Es gebe keinen amtlichen Mittelpunkt, sagt Katharina Spanger vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in Frankfurt. „Je nachdem auf welcher Grundlage oder mit welcher Methode die Berechnung vollzogen wird, kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen“, erklärt sie. Als Fachmann in Sachen Mittelpunkt könnte Torsten Städtler gelten: Er ist Betreiber einer Internetseite zu dem Thema und sagt: „Wenn man auf die Karte schaut, sieht man, wo der Mittelpunkt ist: im Eichsfeld.“
Auf einen Ort will Städtler sich nicht festlegen. Er wohnt selbst in diesem Teil Thüringens und besuchte vor einigen Jahren sämtliche Mittelpunkt-Orte: „Die Gemeinden leben und propagieren den Titel sehr unterschiedlich“, berichtet er. Ein Grund für die Suche nach der Mitte sind Touristen: „Für die Entscheidung, wo man hinfährt, gibt es viele Faktoren“, sagt Thomas Spielmann, Bürgermeister (parteilos) des Heilbads Heiligenstadt in Thüringen.
Und am Ende könne eben der Titel „Mittelpunkt Deutschlands“den Ausschlag geben. Deshalb ist für Spielmann klar: Sein Ortsteil Flinsberg mit 139 Einwohnern ist „der“Mittelpunkt. Flinsberg beruft sich auf Berechnungen der Universität Bonn und gibt sich Mühe bei der Vermarktung.
Ein Besuch lohne sich, verspricht Spielmann: Mit einer Sitzgruppe, Infotafeln und einer Segelüberdachung gebe es dort etwas zu sehen.
Frustriert ist man im thüringischen Landstreit, das zu Eisenach gehört. „Wir sind Mittelpunkt – zumindest rein theoretisch“, sagt Ortsteilbürgermeister Jürgen Jansen (SPD). Landstreit ist ein alter Weiler im Stadtteil Hötzelsroda. Dort leben laut Jansen etwa 18 Menschen. Der frühere Direktor einer Stiftung habe recherchiert, dass dies der Mittelpunkt Deutschlands sei, sagt Jansen: Doch die Stadt unterstütze das nicht. Dabei habe die Lage einmal ausländische Grundstückskäufer nach Landstreit gezogen - angeblich wegen des guten Magnetfelds.
Im niedersächsischen Krebeck ist man zwar stolz darauf, Mittelpunkt Deutschlands zu sein. „Gebracht hat es dem Ort touristisch gesehen nicht wirklich etwas“, sagt Bürgermeister Frank Dittrich (parteilos).
Das sei aber nie erklärtes Ziel der Gemeinde gewesen. Zu sehen gibt es in dem 1085-Einwohner-Ort einen großen Stein mit Tafel.
Im hessischen Besse sieht man die Konkurrenz gelassen: „Wir sind vielleicht nicht der einzige, aber der schönste Mittelpunkt“, sagt Bürgermeister Petrich. Die neu errichtete Steinsäule liegt malerisch auf einer Wiese am Ortsrand. Zudem kann Besse sich auf Behördenexpertise berufen: Das Amt für Bodenmanagement habe die Berechnungen gemacht.
Die rechneten aber offenbar anders als ihre Kollegen vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in Frankfurt: Die Behörde sieht den Mittelpunkt Deutschlands nämlich im thüringischen Bischofroda im Wartburgkreis . (dpa)