Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Fotos bleiben in vielen Bädern erlaubt
In Zeiten von Handykameras ist kein Winkel des Alltags sicher. Das Knipsen in Schwimmbädern haben aber nicht alle gern. Nur manche setzen auf Verbote
Erfurt.
Schnell ein Selfie im Bikini oder den Sprung vom ZehnMeter-Brett dokumentieren: In Schwimmbädern wird in Zeiten des Smartphones immer mehr fotografiert und gefilmt.
Oft landen die Fotos dann im Internet – zum Leidwesen etwa anderer Badegäste, die ungern halbnackt auf fremden Bildern auftauchen wollen.
Statt auf Verbote hoffen viele Bäder in Thüringen auf einsichtige Gäste, wie eine Umfrage der ergab. „Wir setzen noch darauf, dass die Leute das unter sich regeln“, berichtete Anja Tautenhahn, Sprecherin der Stadtwerke Jena. Zwischenfälle habe es in den Bädern der Stadt noch nicht gegeben. „Das halte ich für ein Thema, das ein bisschen hochgekocht wird“, sagte Timo Scheiba vom Aquaplex in Eisenach. In sechs Jahren habe er noch keine Probleme erlebt. „Man achtet ein bisschen darauf, dass mit Unterwasserkameras nicht fotografiert wird“, sagte er. „Es ist ein heikles Thema“, findet dagegen Mike Ohme, Bademeister im Freibad Stadtroda (Saale-HolzlandKreis). Man habe schon Gäste ermahnen müssen.
Obwohl die Badeordnung der Stadtwerke als Badbetreiber kein Fotoverbot vorsieht, haben seine Kollegen und er Hinweisschilder mit Foto-Verboten in drei Sprachen angebracht. Auch im Hofwiesenbad Gera herrscht seit einigen Jahren Foto-Verbot. „Bevor es zu Zwischenfällen kommt, wollte man vorbeugen“, sagte Betriebsleiter Michael Kohl. Handys bleiben erlaubt.
Auch in Erfurt gilt diese Regel: „Fotografieren ist laut Hausund Badeordnung verboten, außer es handelt sich um Freunde und Familie“, sagte Hannes Schauerhammer von den Stadtwerken Erfurt. Ein generelles Handyverbot gebe es nicht.
In der Thüringentherme Mühlhausen (Unstrut-HainichKreis) sind elektronische Geräte dagegen seit Jahren verboten – aber nur theoretisch. „Wenn da einer ein Handy hat, da wird keiner einschreiten. Die meisten telefonieren ja tatsächlich nur“, sagte Betriebsleiterin Ellen Schill. Sollten etwa fremde Frauen oder Kinder fotografiert werden, schritten die Bademeister ein. Allgemeine Verbote von Geräten mit Kameras oder Handys halten fast alle Befragten für praktisch unmöglich. „Wir sehen keine Chance, es ganz zu verbieten, es sind einfach Alltagsgeräte“, sagte etwa Silke Kusturica vom Erlebnisbad Waikiki in Zeulenroda (Greiz). Ob ein Gerät etwa ein Tablet oder ein Ebook-Reader sei, sei kaum zu erkennen. Sorge macht ihr auch, dass die Kameras immer hochauflösender würden und damit auch aus der Ferne kleine Details zu erkennen seien.
Fotografieren bleibt in Kusturicas Bad dennoch im Badbereich erlaubt, solange es um die eigene Familie geht. „Die Gäste sind angehalten, das so zu tun, dass niemand anders mit drauf ist“, so die Sprecherin. (dpa)