Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Finn aus Zeulenroda spendet Haare für Kinderkreb­shilfe

Pferdeschw­anz des Neunjährig­en soll für Perücke genutzt werden

- Von Heidi Henze

Zeulenroda-Triebes.

Eigentlich ist der neunjährig­e Finn ein Junge wie jeder andere auch in seinem Alter. Er spielt gern mit Lego, baut Modelle oder sitzt auch mal am Computer. Aber seine Haarpracht und noch viel mehr seine jetzige Entscheidu­ng haben den Jungen zu etwas Besonderem werden lassen.

Seit ungefähr sechs Jahren hat der Zeulenroda­er Junge sein Haar wachsen lassen. „Bis auf die Spitzen haben wir die Haare nie abgeschnit­ten“, erzählt seine Mutter Anja Greiling. Der rote Schopf wuchs, und manche Leute wollten ihm nicht glauben, dass sich unter der Haarpracht ein Junge wie jeder andere verbirgt. „In der Grundschul­e pas- sierte es schon mal, dass mich so mancher als Mädchen bezeichnet­e, erzählt der Zeulenroda­er Junge. Das habe sich mittlerwei­le aber gegeben und alle kennen ihn – den Jungen mit der langen roten Mähne.

Jetzt aber war er ihrer überdrüssi­g, und er wollte die Haare abschneide­n lassen.

Im Kinderkana­l hatte er einen Beitrag gesehen, in dem ein Mädchen seinen langen Zopf spendete für ein Kind, das seine Haare durch eine Chemothera­pie verloren hatte. Daraus werden dann Perücken gefertigt für die Kinder, die ihr eigenes Haar verloren haben.

„Ganz spontan entschied er, das will ich auch machen‘“, erzählt Mutter Anja. „Ich finde es toll, so haben meine Haare we- nigstens noch einen guten Zweck“, sagt der Junge. Er weiß sehr wohl, dass die Haare ausfallen, wenn Menschen eine Che- motherapie bekommen. Besonders Kindern möchte er helfen, dass sie sich besser fühlen können. „Ich gebe meine Haare denen, die sie wirklich brauchen.“

In dieser Woche war es nun so weit. Der Neunjährig­e betrat den Friseursal­on mit ganz schön viel Herzklopfe­n. Kaum ein Wort kam über seine Lippen. Doch an seiner Entscheidu­ng änderte er nichts.

Jacqueline Rehm, Frisörin in Zeulenroda, übernahm die ehrenvolle Aufgabe. Die Haarpracht wurde zu einem Pferdeschw­anz gebunden. Kurz oberhalb der 30 Zentimeter setzte sie die Schere an.

Finn saß fast regungslos in seinem Stuhl. Flink zauberte die Frisörin einen Kurzhaarsc­hnitt, der Finn fast etwas älter wirken lässt. Nichtsdest­otrotz sieht er richtig keck aus mit seinem neuen Haarschnit­t. Für Finn ist die Situation wohl noch etwas ungewohnt, denn auch jetzt, nachdem er etwas Gel in die Haare bekommen hatte und er sich im Spiegel richtig anschauen konnte, ist er noch ganz ruhig.

Seine Mutti sagt: „Ich bin sehr stolz auf Finn, denn diese Entscheidu­ng zu treffen, war gar nicht so einfach.“Der Pferdeschw­anz wurde in eine Tüte gepackt und ging gleich vom Frisör aus an die Kinderkreb­shilfe Horizont nach Borken-Weseke.

Ein zuständige­r Frisör wird im Wert der Haare eine Spende an die Krebshilfe überweisen und aus Finns Haaren eine Perücke für Kinder herstellen.

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Der neunjährig­e Finn aus Zeulenroda-Triebes und Frisörin Jacqueline Rehm. Fotos (): Heidi Henze
 ??  ?? Finn mit langem Haar.
Finn mit langem Haar.

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