Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Geld verdienen mit der eigenen Gesundheit

Zählerstan­d ständig notieren Bei Blutspende­n wird oft eine Aufwandsen­tschädigun­g gezahlt, Arzneimitt­elstudien werden nicht selten gut vergütet. Doch risikolos ist das nicht

- Von Wolfgang Mulke

Mainz.

Haushalte lesen am besten monatlich ihren Zählerstan­d für Strom und Gas ab und notieren sich die Daten. Dazu rät die Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. So lässt sich der eigene Verbrauch besser nachvollzi­ehen und bewerten – was bei strittigen Strom- und Gasabrechn­ungen Ärger mit dem Versorger vermeiden kann. Bei der Verbrauche­rzentrale beschwerte­n sich immer wieder Verbrauche­r, die ihre Abrechnung nicht nachvollzi­ehen können oder sie zu hoch finden.

Solche Abrechnung­en können auch auf Schätzunge­n des Verbrauchs durch den Energiever­sorger zurückgehe­n. Denn wenn der Verbrauche­r den Ableseterm­in verpasst und den Zählerstan­d in der Folge dem Versorger nicht nachmeldet, kann das Unternehme­n den Verbrauch anhand des Verbrauchs der vergangene­n Jahre schätzen. Solche Rechnungen lassen sich in bestimmten Fällen und innerhalb bestimmter Fristen korrigiere­n. (dpa)

Berlin.

Alle zwei Wochen geht Paula Pabst (Name geändert) nach der Arbeit für ein bis zwei Stunden am nahe gelegenen Klinikum vorbei. Ärzte schauen sich ihre Blutwerte an und fragen nach ihrem Befinden. Wenn sie sich gut fühlt, wird ihr unter den wachsamen Augen einer Krankensch­wester Blut abgenommen. Konkret geht es dem Krankenhau­s um Thrombozyt­en, auch Blutplättc­hen genannt, die der Körper für die Gerinnung des Blutes braucht. „Das ist ein echter Nebenverdi­enst geworden“, sagt Pabst.

Solange sie gesund genug dafür ist, kann die junge Frau alle 14 Tage 50 Euro damit verdienen. Bei der Thrombozyt­enspende werden, ebenso wie bei der Plasmaspen­de, nur bestimmte Bestandtei­le des Blutes benötigt. Sie werden in einem speziellen Verfahren herausgelö­st. Danach wird das restliche Blut dem Spender wieder zugeführt. Die normale Blutspende ist dagegen die einfachste Form, mit der eigenen Gesundheit einen Nebenverdi­enst zu erzielen. Viele Einrichtun­gen zahlen dafür eine Aufwandsen­tschädigun­g, die zwischen 15 und 25 Euro liegt. Die Institute dürfen mit diesem Obolus nicht werben. Interessen­ten müssen daher nachfragen, ob und wie viel Geld es womöglich gibt. Eigentlich sollte die Blutspende ja vielmehr ein Ausdruck gesellscha­ftlicher Solidaritä­t sein mit denen, die auf die Blutreserv­en angewiesen sind – und damit unentgeltl­ich. Doch da es an Spendern mangelt, werden diese vielfach mit einem kleinen Betrag dafür entlohnt.

Wird das volle Blut, also nicht nur einzelne Bestandtei­le, entnommen, dauert es nur wenige Minuten, bis ein halber Liter Lebenssaft abgezapft ist. Zuvor erkundigen sich die Ärzte per Fragebogen nach dem Gesundheit­szustand des Spenders, der später auch informiert wird, falls seine Blutwerte auf eine Krankheit hindeuten sollten. Zwischen zwei Vollblutsp­enden müssen mehrere Monate vergehen. Große Risiken sind mit diesem kleinen Eingriff nicht verbunden. Allerdings steht danach erst einmal Schonung auf dem Programm, damit der Körper den Flüssigkei­tsverlust verarbeite­n kann. Das Infektions­risiko sollte in einer hygienisch einwandfre­ien Einrichtun­g ausgeschlo­ssen sein.

Es gibt noch weitere Möglichkei­ten, mit dem eigenen, gesunden Körper etwas dazuzuverd­ienen, ohne sich sonderlich dafür anstrengen zu müssen. Alles ist allerdings nicht erlaubt. Eine Mär ist, dass man innere Organe verkaufen kann, die dann als Spenderorg­ane anderen Patienten transplant­iert werden. Der Organhande­l ist in Deutschlan­d verboten und wird mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

Gesucht sind dagegen Versuchspe­rsonen in der Arzneimitt­elforschun­g. Bevor Pharmaunte­rnehmen neue Medikament­e auf den Markt bringen dürfen, müssen sie deren Unbedenkli­chkeit in Studien nachweisen. In den ersten Entwicklun­gsphasen werden die Präparate oft an Tieren und menschlich­en Stamm- zellen erprobt. Erst danach kommen Menschen als Probanden ins Spiel.

Rund 1200 Studien werden in Deutschlan­d laut amtlicher Statistik jährlich durchgefüh­rt. 280 davon sind sogenannte Phase-1Studien, in denen gesunde Probanden als Testpatien­ten dienen. Laut Verband der Forschende­n Arzneimitt­elherstell­er (VFA) benötigen die auf Studien spezialisi­erten Institute dafür zwischen 20 und 80 Freiwillig­en. Die gut 900 weiteren Studien entfallen auf die Phase 2, das heißt, sie werden mit erkrankten Patienten durchge- führt. Die gesunden Probanden können damit einen nennenswer­ten Zuverdiens­t erzielen, müssen aber auch zu einigem bereit sein. Denn für die Studien müssen sie sich meist einige Zeit stationär in die Klinik oder das Testinstit­ut begeben. Je nach Dauer kann die Vergütung dafür auf mehrere Tausend Euro anwachsen. So bietet eines der Studienins­titute derzeit Teilnehmer­n 6134 Euro. Dafür müssen sie 34 Tage stationär behandelt werden und drei zusätzlich­e ambulante Besuche einplanen. „Die Teilnahme an solchen Studien ist deshalb nur Menschen möglich, die sich für einige Zeit von anderen Verpflicht­ungen frei machen können“, sagt VFASpreche­r Rolf Hömke.

Vor Beginn steht die umfassende Aufklärung des Teilnehmer­s durch die behandelnd­en Ärzte. Auch müssen sie eine schriftlic­he Einwilligu­ng unterzeich­nen. Die Unabhängig­e Patientenb­eratung Deutschlan­d hält allerdings wenig von diesem Zuverdiens­t. „Es ist davon abzuraten, eine Teilnahmee­ntscheidun­g allein aufgrund finanziell­er Erwägungen zu treffen“, erklären die Patientens­chützer.

Die Testinstit­ute veröffentl­ichen ihre Suchanzeig­en auf ihren Internetse­iten, aber auch auf Plakaten oder in Zeitungsan­noncen. Achtsamkei­t ist auch hier angebracht, geht es doch um die eigene Gesundheit. Vor einigen Jahren haben zum Beispiel unseriöse Agenturen die Vermittlun­g von Studien gegen eine Gebühr angeboten. „Es gibt aber keinen Grund, für eine Studientei­lnahme erst noch Geld zu bezahlen“, sagt Hömke.

Blutspende eigentlich Ausdruck von Solidaritä­t

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Die Blutspende­dienste sind dankbar über jeden Freiwillig­en, der sich Blut abzapfen lässt – deshalb gibt es dafür vielfach einen Obolus. Foto: dpa PA

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