Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Geld verdienen mit der eigenen Gesundheit
Zählerstand ständig notieren Bei Blutspenden wird oft eine Aufwandsentschädigung gezahlt, Arzneimittelstudien werden nicht selten gut vergütet. Doch risikolos ist das nicht
Mainz.
Haushalte lesen am besten monatlich ihren Zählerstand für Strom und Gas ab und notieren sich die Daten. Dazu rät die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. So lässt sich der eigene Verbrauch besser nachvollziehen und bewerten – was bei strittigen Strom- und Gasabrechnungen Ärger mit dem Versorger vermeiden kann. Bei der Verbraucherzentrale beschwerten sich immer wieder Verbraucher, die ihre Abrechnung nicht nachvollziehen können oder sie zu hoch finden.
Solche Abrechnungen können auch auf Schätzungen des Verbrauchs durch den Energieversorger zurückgehen. Denn wenn der Verbraucher den Ablesetermin verpasst und den Zählerstand in der Folge dem Versorger nicht nachmeldet, kann das Unternehmen den Verbrauch anhand des Verbrauchs der vergangenen Jahre schätzen. Solche Rechnungen lassen sich in bestimmten Fällen und innerhalb bestimmter Fristen korrigieren. (dpa)
Berlin.
Alle zwei Wochen geht Paula Pabst (Name geändert) nach der Arbeit für ein bis zwei Stunden am nahe gelegenen Klinikum vorbei. Ärzte schauen sich ihre Blutwerte an und fragen nach ihrem Befinden. Wenn sie sich gut fühlt, wird ihr unter den wachsamen Augen einer Krankenschwester Blut abgenommen. Konkret geht es dem Krankenhaus um Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, die der Körper für die Gerinnung des Blutes braucht. „Das ist ein echter Nebenverdienst geworden“, sagt Pabst.
Solange sie gesund genug dafür ist, kann die junge Frau alle 14 Tage 50 Euro damit verdienen. Bei der Thrombozytenspende werden, ebenso wie bei der Plasmaspende, nur bestimmte Bestandteile des Blutes benötigt. Sie werden in einem speziellen Verfahren herausgelöst. Danach wird das restliche Blut dem Spender wieder zugeführt. Die normale Blutspende ist dagegen die einfachste Form, mit der eigenen Gesundheit einen Nebenverdienst zu erzielen. Viele Einrichtungen zahlen dafür eine Aufwandsentschädigung, die zwischen 15 und 25 Euro liegt. Die Institute dürfen mit diesem Obolus nicht werben. Interessenten müssen daher nachfragen, ob und wie viel Geld es womöglich gibt. Eigentlich sollte die Blutspende ja vielmehr ein Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität sein mit denen, die auf die Blutreserven angewiesen sind – und damit unentgeltlich. Doch da es an Spendern mangelt, werden diese vielfach mit einem kleinen Betrag dafür entlohnt.
Wird das volle Blut, also nicht nur einzelne Bestandteile, entnommen, dauert es nur wenige Minuten, bis ein halber Liter Lebenssaft abgezapft ist. Zuvor erkundigen sich die Ärzte per Fragebogen nach dem Gesundheitszustand des Spenders, der später auch informiert wird, falls seine Blutwerte auf eine Krankheit hindeuten sollten. Zwischen zwei Vollblutspenden müssen mehrere Monate vergehen. Große Risiken sind mit diesem kleinen Eingriff nicht verbunden. Allerdings steht danach erst einmal Schonung auf dem Programm, damit der Körper den Flüssigkeitsverlust verarbeiten kann. Das Infektionsrisiko sollte in einer hygienisch einwandfreien Einrichtung ausgeschlossen sein.
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, mit dem eigenen, gesunden Körper etwas dazuzuverdienen, ohne sich sonderlich dafür anstrengen zu müssen. Alles ist allerdings nicht erlaubt. Eine Mär ist, dass man innere Organe verkaufen kann, die dann als Spenderorgane anderen Patienten transplantiert werden. Der Organhandel ist in Deutschland verboten und wird mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.
Gesucht sind dagegen Versuchspersonen in der Arzneimittelforschung. Bevor Pharmaunternehmen neue Medikamente auf den Markt bringen dürfen, müssen sie deren Unbedenklichkeit in Studien nachweisen. In den ersten Entwicklungsphasen werden die Präparate oft an Tieren und menschlichen Stamm- zellen erprobt. Erst danach kommen Menschen als Probanden ins Spiel.
Rund 1200 Studien werden in Deutschland laut amtlicher Statistik jährlich durchgeführt. 280 davon sind sogenannte Phase-1Studien, in denen gesunde Probanden als Testpatienten dienen. Laut Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) benötigen die auf Studien spezialisierten Institute dafür zwischen 20 und 80 Freiwilligen. Die gut 900 weiteren Studien entfallen auf die Phase 2, das heißt, sie werden mit erkrankten Patienten durchge- führt. Die gesunden Probanden können damit einen nennenswerten Zuverdienst erzielen, müssen aber auch zu einigem bereit sein. Denn für die Studien müssen sie sich meist einige Zeit stationär in die Klinik oder das Testinstitut begeben. Je nach Dauer kann die Vergütung dafür auf mehrere Tausend Euro anwachsen. So bietet eines der Studieninstitute derzeit Teilnehmern 6134 Euro. Dafür müssen sie 34 Tage stationär behandelt werden und drei zusätzliche ambulante Besuche einplanen. „Die Teilnahme an solchen Studien ist deshalb nur Menschen möglich, die sich für einige Zeit von anderen Verpflichtungen frei machen können“, sagt VFASprecher Rolf Hömke.
Vor Beginn steht die umfassende Aufklärung des Teilnehmers durch die behandelnden Ärzte. Auch müssen sie eine schriftliche Einwilligung unterzeichnen. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland hält allerdings wenig von diesem Zuverdienst. „Es ist davon abzuraten, eine Teilnahmeentscheidung allein aufgrund finanzieller Erwägungen zu treffen“, erklären die Patientenschützer.
Die Testinstitute veröffentlichen ihre Suchanzeigen auf ihren Internetseiten, aber auch auf Plakaten oder in Zeitungsannoncen. Achtsamkeit ist auch hier angebracht, geht es doch um die eigene Gesundheit. Vor einigen Jahren haben zum Beispiel unseriöse Agenturen die Vermittlung von Studien gegen eine Gebühr angeboten. „Es gibt aber keinen Grund, für eine Studienteilnahme erst noch Geld zu bezahlen“, sagt Hömke.
Blutspende eigentlich Ausdruck von Solidarität