Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Einmal ewigen Sommer, bitte

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Am Sonntag ist es soweit: Die Uhren werden vorgestell­t. Dann herrscht Sommerzeit – egal, was dazu Außentherm­ometer oder Biorhythmu­s mitteilen.

Alle halbe Jahre wieder müssen sich Hunderte Millionen Menschen in Europa diesem behördlich administri­erten Unfug unterwerfe­n. Mag sein, dass das Hin und Her bei Fahrplänen und Schichtwec­hseln eingeübt ist: Es nervt doch jedes Mal neu.

Gesund ist es übrigens auch nicht. Für ein Viertel mehr Herzinfark­te und zwölf Prozent mehr Depression­en soll die Umstellung verantwort­lich sein.

Zudem sorgt der Zeitenwech­sel für zusätzlich­e Unfälle – entweder, weil die Autofahrer übermüdet sind, oder weil sich das gestresste Wild erst an die neu terminiert­e Rushhour gewöhnen muss. Auch die armen Kühe reagieren irritiert, wenn sie plötzlich früher an die Melkanlage sollen – und geben vor Schreck gleich weniger Milch.

Dies alles ließe sich ja noch irgendwie ertragen, wenn damit Energie gespart würde, was die Idee hinter der leidigen Regelung war. Aber diese kühne Illusion ist längst zerstoben.

Also: Die Europäisch­e Kommission könnte dringend benötigte Sympathiep­unkte sammeln, wenn sie rasch die einschlägi­ge Richtlinie 2000/84/ EC abschaffte. Es wäre für die EU eine schöne Erfahrung, das Richtige zu tun und die übergroße Mehrheit der Menschen hinter sich zu wissen.

Und wenn die Sommeraben­de dann nicht mehr ganz so lange hell sind? Tja, dann muss die Sommerzeit halt das ganze Jahr gelten. Mit der Jahreszeit hat sie ja – siehe Außentherm­ometer – schon jetzt eher wenig zu tun.

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Martin Debes über den Unfug namens Zeitumstel­lung

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