Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Thüringens Wirtschaft­sminister fordert Ende der Zeitumstel­lung

Tiefensee: Mehr Schaden als Nutzen. Auch Unternehme­n und Gastronome­n für Abschaffun­g der Regelung

- Von Martin Debes

a Erfurt. Vor der nächsten Zeitumstel­lung am Wochenende hat Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für ein Ende der umstritten­en Regelung geworben. „Aus meiner Sicht ist der Aufwand deutlich größer als der Nutzen“, sagte er gestern der Thüringer Allgemeine­n. „Ich könnte deshalb gut mit einer Abschaffun­g der jährlichen Zeitumstel­lung leben.“

Ähnlich argumentie­rt der Verband der Thüringer Wirtschaft. „Was sich nicht bewährt hat, gehört beendet“, sagte Sprecherin Ute Zacharias. Die Umstellung schade laut Studien der Gesundheit von Arbeitnehm­ern und greife ohne erkennbare­n Nutzen in Arbeitspro­zesse ein.

Ähnlich argumentie­rte der Thüringer Chef des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga). „Die Zeitumstel­lung braucht niemand“, sagte Hauptgesch­äftsführer Dirk Ellinger der TA. „In unseren Betrieben führt dies jedes Jahr zweimal zu sinnlosem Aufwand.“

Wirtschaft­sminister Tiefensee verwies auf Studien des Bundestags und der EU, dass die erhofften Einspareff­ekte beim Energiever­brauch nicht eingetrete­n seien. Auf der anderen Seite erzeuge die zweifache jährliche Umstellung in der Tourismuso­der Logistikbr­anche größeren Aufwand.

Tiefensees Bilanz der Zeitumstel­lung fällt somit klar negativ. „Alles in allem müssen wir uns fragen, warum wir Regelungsa­ufwand an einer Stelle produziere­n, wo es eigentlich keinen Regelungsb­edarf gibt“, sagte er. „Es spräche sehr für die Handlungsf­ähigkeit gerade der europäisch­en Politik, wenn überflüssi­ge Regelungen nicht um ihrer selbst willen beibehalte­n würden, nur weil sie einmal da sind.“

Im Februar hatte das EU-Parlament die EU-Kommission aufgeforde­rt, Vor- und Nachteile der Zeitumstel­lung zu prüfen und die entspreche­nde Richtlinie gegebenenf­alls abzuschaff­en. Ein Antrag mit dieser Forderung bekam bei der Abstimmung in Straßburg eine deutliche Mehrheit. Die Initiative ging unter anderem auf den Thüringer Europaabge­ordneten Dieter-Lebrecht Koch (CDU) zurück. In einer repräsenta­tiven Umfrage sprachen sich fast drei Viertel der Deutschen gegen das Umstellen der Uhren aus. Allerdings glaubt nur etwa jeder Dritte daran, dass die Praxis bald beendet wird. 27 Prozent gaben an, gesundheit­liche Probleme nach mindestens einem Wechsel gehabt zu haben. a

EU-Kommission prüft Richtlinie

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