Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Thüringens Wirtschaftsminister fordert Ende der Zeitumstellung
Tiefensee: Mehr Schaden als Nutzen. Auch Unternehmen und Gastronomen für Abschaffung der Regelung
a Erfurt. Vor der nächsten Zeitumstellung am Wochenende hat Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für ein Ende der umstrittenen Regelung geworben. „Aus meiner Sicht ist der Aufwand deutlich größer als der Nutzen“, sagte er gestern der Thüringer Allgemeinen. „Ich könnte deshalb gut mit einer Abschaffung der jährlichen Zeitumstellung leben.“
Ähnlich argumentiert der Verband der Thüringer Wirtschaft. „Was sich nicht bewährt hat, gehört beendet“, sagte Sprecherin Ute Zacharias. Die Umstellung schade laut Studien der Gesundheit von Arbeitnehmern und greife ohne erkennbaren Nutzen in Arbeitsprozesse ein.
Ähnlich argumentierte der Thüringer Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). „Die Zeitumstellung braucht niemand“, sagte Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger der TA. „In unseren Betrieben führt dies jedes Jahr zweimal zu sinnlosem Aufwand.“
Wirtschaftsminister Tiefensee verwies auf Studien des Bundestags und der EU, dass die erhofften Einspareffekte beim Energieverbrauch nicht eingetreten seien. Auf der anderen Seite erzeuge die zweifache jährliche Umstellung in der Tourismusoder Logistikbranche größeren Aufwand.
Tiefensees Bilanz der Zeitumstellung fällt somit klar negativ. „Alles in allem müssen wir uns fragen, warum wir Regelungsaufwand an einer Stelle produzieren, wo es eigentlich keinen Regelungsbedarf gibt“, sagte er. „Es spräche sehr für die Handlungsfähigkeit gerade der europäischen Politik, wenn überflüssige Regelungen nicht um ihrer selbst willen beibehalten würden, nur weil sie einmal da sind.“
Im Februar hatte das EU-Parlament die EU-Kommission aufgefordert, Vor- und Nachteile der Zeitumstellung zu prüfen und die entsprechende Richtlinie gegebenenfalls abzuschaffen. Ein Antrag mit dieser Forderung bekam bei der Abstimmung in Straßburg eine deutliche Mehrheit. Die Initiative ging unter anderem auf den Thüringer Europaabgeordneten Dieter-Lebrecht Koch (CDU) zurück. In einer repräsentativen Umfrage sprachen sich fast drei Viertel der Deutschen gegen das Umstellen der Uhren aus. Allerdings glaubt nur etwa jeder Dritte daran, dass die Praxis bald beendet wird. 27 Prozent gaben an, gesundheitliche Probleme nach mindestens einem Wechsel gehabt zu haben. a
EU-Kommission prüft Richtlinie