Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Anschlag auf Spion: Moskau will in Ermittlungen eingebunden werden
Israel bestätigt Luftangriff Außenministerium bestreitet Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal mit russischem Kampfstoff
Tel Aviv. Israel hat erstmals offiziell einen Angriff seiner Luftwaffe auf einen mutmaßlichen syrischen Atomreaktor im Jahre 2007 bestätigt. Die israelische Armee teilte am Mittwoch mit, Kampfjets hätten damals „einen Kernreaktor zerstört, der in Syrien gebaut wurde“. Der Reaktor soll heimlich mithilfe Nordkoreas gebaut worden sein. Es hätten nur wenige Wochen gefehlt, um den Reaktor einsatzbereit zu machen, heißt es. Syrien hatte stets bestritten, dass es sich bei dem Gebäude um einen im Bau befindlichen Reaktor gehandelt habe. (dpa) Moskau. Russland bezweifelt, dass der frühere Agent Sergej Skripal in Großbritannien mit einem russischen Kampfstoff vergiftet worden ist. „Jeder respektierte Experte wird Ihnen sagen, dass die Anwendung von Kampfstoffen unvermeidlich zu zahlreichen Opfern am Einsatzort führt“, sagte Wladimir Jermakow, der im Außenministerium für die Rüstungskontrolle zuständig ist. Bei dem Fall in Großbritannien sei dies aber nicht eingetreten, erklärte er am Mittwoch in Moskau.
Die russische Regierung will Einsicht in die Proben vom Tatort bekommen. „Laden Sie Russland ein, legen Sie alle Fakten offen. Wir versichern Ihnen, die Wahrheit herauszufinden.“Sein Land werde die Ergebnisse weiterer Experten-Untersuchungen des in Salisbury gefundenen Kampfstoffs nicht vorbehaltlos anerkennen. Nach Angaben von Jermakow gebe es nur zwei Möglichkeiten. Entweder seien die britischen Behörden unfähig, ihr Territorium gegen Terrorakte zu schützen. Oder sie seien an der Regie des Anschlags beteiligt gewesen.
Der russische Ex-Agent Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos aufgefunden worden. Ihr Zustand soll kritisch sein. Die britische Regierung macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Angeblich wurden die beiden mit dem in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoff „Nowitschok“vergiftet.
Die russische Seite gab zumindest indirekt zu, dass das Giftgas „Nowitschok“existiere. Igor Kirillow, der Kommandeur der russischen Streitkräfte für radioaktive, chemische und biologische Abwehr, verwies auf ein Buch des russischen Chemikers Wil Mirsajanow über Moskaus Chemiewaffen-Programm. Darin sei die chemische Formel von „Nowitschok“enthalten, die Synthese sei genau beschrieben. Jeder Chemiker könne den Kampfstoff mit der nötigen Ausrüstung herstellen.
Zuvor hatten der stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow sowie Russlands UNBotschafter Wasili Nebensja nahezu wortgleich erklärt, in Russland sei niemals eine chemische Waffe unter der Bezeichnung „Nowitschok“entwickelt worden. Dagegen betonte außer Mirsajanow auch der russische Chemiker Wladimir Ugljew, zur Gruppe „Nowitschok“gehörten vier Stoffe. Sie seien zwischen 1960 und 1980 in Schichany an der Wolga entwickelt worden. Ugljews früherer Kollege Leonid Rink sprach von einem „Chemiewaffensystem“, das unter dem Namen „Nowitschok-5“an die russischen Streitkräfte geliefert worden sei. (mit dpa)