Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Bei Rot-Weiß Erfurt hat jetzt der Insolvenzv­erwalter das Sagen

Fußball-Drittligis­t führt nun doch ein klassische­s Insolvenzv­erfahren durch. Neuanfang in der Regionalli­ga bleibt Ziel

- Von Gerald Müller und Marco Alles

Erfurt. Wie schon vor 20 Jahren wird der Fußballclu­b Rot-Weiß Erfurt das aktuelle Insolvenzv­erfahren doch in klassische­r Form durchführe­n. Nachdem noch letzte Woche das wegen Zahlungsun­fähigkeit beantragte Verfahren in Eigenverwa­ltung genehmigt worden war, haben sich nun die beteiligte­n Gremien – Präsidium, Sachwalter und der fünfköpfig­e Gläubigera­usschuss – mit dem zuständige­n Erfurter Amtsgerich­t auf die jetzige Variante geeinigt.

Mit der Niederlegu­ng seiner Befugnisse als Eigenverwa­lter ist der ohnehin vielfach kritisiert­e Präsident Frank Nowag praktisch ohne Macht, hat nur noch eine beratende Funktion inne. Wie es mit ihm in den nächsten Tagen weitergeht, ist ohnehin fraglich. Der komplette Aufsichtsr­at hat wegen erhebliche­r Differenze­n erst letzte Woche seinen sofortigen Rücktritt bekannt gegeben, der seit Oktober a im Amt befindlich­e Nowag liebäugelt wohl selbst auch mit einem Rückzug.

Neuer starker Mann im Verein ist der eingesetzt­e Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt, der nun über alles und jeden im mit rund acht Millionen Euro verschulde­ten Club entscheide­t. „In der jetzigen kritischen Phase brauchen wir klare Strukturen und kurze Wege“, begründet er den Wechsel der Verfahrens­art, durch die er alle Club-Geschäfte verantwort­lich übernommen hat. Als Erstes wird er ein Gutachten über die finanziell­e Situation erstellen. Ziel sei aber weiterhin, dass der sportlich praktisch als Absteiger aus der dritten Liga feststehen­de FC RotWeiß in der nächsten Saison in der Regionalli­ga einen entschulde­ten Neuanfang starten kann.

Voraussetz­ung für den Erfolg des Verfahrens ist ein entspreche­nder Insolvenzp­lan, über den die Entschuldu­ng und Umstruktur­ierung des Vereins erfolgen soll. Diesem müssen die rund 200 Gläubiger mehrheitli­ch zustimmen. Mit welcher Quote sie rechnen können, wie hoch die Masse ist, wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar, so die Rechtsanwä­lte Volker Reinhardt und Hans-Joachim von Wartenberg, über den aktuell die Kommunikat­ion beim FC Rot-Weiß läuft.

Nach derzeitige­m Stand könnte das Insolvenzv­erfahren am 1. Juni beginnen. Die Überweisun­g des Februar-Gehalts für die Mitarbeite­r und Spieler des Vereins ist erfolgt, die Vorfinanzi­erung des Insolvenzg­eldes, das die Löhne für drei weitere Monate sichert, ist in Vorbereitu­ng.

„Aus meiner Sicht sind wir optimal aufgestell­t, um die Sanierung zu beginnen“, sagt Reinhardt. Man woll „eine gute Lösung für den Verein und Gläubiger erreichen.“Wirtschaft­lich soll Rot-Weiß in der vierten Liga wieder auf gesunden Füßen stehen. Und das auch im Steigerwal­dstadion als Spielstätt­e. „Ohne die Unterstütz­ung der Sponsoren würde es insgesamt aber schwierig“, weiß Reinhardt.

Die hatte der FC Rot-Weiß auch 1997 bei seiner ersten Insolvenz. Damals drückten den Verein Schulden in Höhe von 6,1 Millionen Mark. Binnen acht Monaten wurden die über 70 Gläubiger damals vom 10Prozent-Vergleich überzeugt. Am 20. März 1998, vor fast exakt 20 Jahren, wurde das Insolvenzv­erfahren erfolgreic­h beendet.

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