Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Neue Technologien als Chance
Unternehmer diskutieren die Umbrüche in der Industrie und die Auswirkungen auf ihre Firmen
Hörselberg. Die klassische Industrie steht vor gewaltigen Umbrüchen.
Wie sich die Unternehmer in Thüringen jetzt darauf einstellen können und welche Herausforderungen für sie damit verbunden sind – darüber diskutierten rund 250 Vertreter von mittelständischen Firmen mit Wissenschaftlern auf dem 2. Wirtschaftforum „Neue Wirtschaft Mitte“in Hörselberg-Hainich im Wartburgkreis.
Ziel sei es, den Unternehmern diesen Wandel nicht nur als Bedrohung, sondern insbesondere als Chance zu verdeutlichen, erläuterte der Vorstandschef des Branchenverbandes „Automotive Thüringen“, Michael Militzer, das Anliegen der Veranstaltung. „Wir wollen den Diskurs dazu frühzeitig befördern und die Akteure auch branchenübergreifend zusammenbringen“, sagte Militzer.
Der Branchenverband bildet mit den Organisationen „Initiative Erfurter Kreuz“und „Logistik Netzwerk Thüringen“den Zusammenschluss „Neue Wirtschaft Mitte“, der das Forum organisierte. „Die Konversion der Wirtschaft durch neue Technologien tangiert alle Bereiche und Branchen, Grund genug die Zusammenarbeit zu fördern auf der Suche nach gemeinsamen Lösungen.“, so Militzer.
Nach Exkursionen in Betriebe der Region – darunter Autotest Eisenach, Bell Equipment, BMW Fahrzeugtechnik und Lindig Fördertechnik – versammelte man sich in der AvieurHalle am Verkehrslandeplatz Eisenach-Kindel.
Dort stellte der Wiesbadener Buchautor Niels Pfläging in seiner Einführungsrede das klassische Management komplett in Frage. „Das ist zum Beginn des Industriezeitalters entwickelt worden und den heutigen Herausforderungen in keiner Weise mehr gewachsen“, versicherte Pfläging.
Er mahnte neue Formen der Kommunikation in den Firmen an. Vor allem dürfe man nicht versuchen, menschliche Probleme durch Maschinen lösen lassen zu wollen. „Es gibt keine künstliche Intelligenz“, versicherte Pfläging.
Überlegungen der Bundesregierung, den öffentlichen Nahverkehr kostenlos anzubieten, hätten sich längst überholt“, sagte Zukunftsforscher Kai Gondlach von „2b Ahead ThinkTank“aus Leipzig. „Vor ein paar Jahren hätte man darüber noch reden können, doch heute steht fest, das künftig selbstfahrende Fahrzeuge, die Menschen transportieren werden“, so Gondlach. Das sei keine Vision ferner Zukunft, sondern werde schon in 6 oder 7 Jahren Realität.
Der Leipziger Zukunftsforscher zeigte sich positiv überrascht über den regen Besuch und intensiven Austausch auf dem Wirtschaftsforum. Er würdigte auch die Bemühungen des Eisenacher Unternehmers Sven Lindig zum Aufbau eines Luftfahrtunternehmens am Kindel. „Das bietet eine Riesenchance für die gesamte Region hier“, ist Gondlach überzeugt.
Provokant wie der Titel dieser Veranstaltung – „Wer macht das Licht aus?“– war auch die Podiumsdiskussion „Bye, Bye Management“angelegt. Moderator Jens Wenzke entlockte dabei Professor Norbert Bach von der Technischen Universität Ilmenau, Frank Orschler, Chef der Firma Königsee Implantate, dem Autoren Niels Pfläging und Professor Hans-Dieter Schat von der Fom-Hochschule Essen ihre Ansichten zum Thema.
Rege genutzt wurde dann dieses zweite Zusammentreffen der Entscheidungsträger aus der Industrie in Mittel- und Westthüringen zu einem Erfahrungsaustausch und zum Besuch der begleitenden Firmenpräsentationen mit Technikvorführungen.
Das erste Wirtschaftsforum zu Industrie 4.0 und Logistik 4.0 fand im März vergangenen Jahres am Erfurter Kreuz statt.