Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Geschäftspartner des Todes
Erinnerungsort „Topf & Söhne“dokumentiert in einer neuen Ausstellung Schicksal der Häftlinge im Konzentrationslager Monowitz
Erfurt. Im April 1941 erreichte die Konzernleitung der IG Farben eine Depeche aus Auschwitz. Absender: Vorstandsmitglied des Konzerns, Otto Ambros. Anlässlich eines Abendessens habe man alle Maßnahmen festgelegt, welche die Einschaltung des „wirklich hervorragenden Betriebes des KZ-Lagers“zugunsten der Buna-Werke betreffen.
Zu lesen ist dieses Schreiben in einer Ausstellung des Frankfurter Fritz Bauer-Instituts, die ab morgen im Erfurter Erinnerungsort „Topf & Söhne“der engen Verflechtung deutscher Industrie und deutscher Todesmaschinerie während der NS-Zeit ein weiteres Zeugnis beifügt. Darüber, wie Geschäftsleute Massenmördern die Hände reichten. Geschäftstüchtig und mit einer erschreckenden Banalität. Was die Herren beim gepflegten Mahl besprachen, mündete 1942 in der Errichtung des dritten Konzentrationslagers in Auschwitz. Gewollt und finanziert von deutscher Wirtschaft, betrieben von der SS. Unter grausamsten Bedingungen mussten Häftlinge auf der Baustelle des Chemiekonzerns ein Kautschukwerk errichten. „Nichts lebt hier, nur Maschinen und Sklaverei...“, schrieb der einstige Häftling Primo Levi. Berichte wie der des späteren Autors sind Kern dieser Ausstellung. Zeugnisse von einem Ort, der im Kontext des Auschwitz-Gedenkens oft unterbelichtet bleibt. Tausende starben im Lager Monowitz an Entkräftung oder wurden nach Selektionen durch die SS in Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Gaskammern und Öfen waren nur wenige Kilometer entfernt.
Geliefert ab 1942 vom Erfurter Traditionsunternehmen „Topf & Söhne“. Es sind nicht die einzigen Parallelen. Wie bei „Topf & Söhne“, so die Leiterin des Gedenkortes Annegret Schüle, besteht kein Zweifel, dass die Geschäftsleute der IG Farben gewusst haben, welchen Pakt sie eingegangen sind. Und wie im Falle des Erfurter Unternehmens leugneten sie später jede Verantwortung. Man sei der Ansicht gewesen, die Häftlinge seien „von dem gerettet worden, was ihnen im Konzentrationslager Auschwitz passierte“, hatte Otto Ambros 1947 zu Protokoll gegeben. Auch das dokumentieren die Schautafeln. Damit fügt sich diese Ausstellung in den speziellen Focus der Erfurter Gedenkstätte: Die Frage nach Mitverantwortung und Mittäterschaft am Holocaust, die weit über den inneren Machtkreis der Nazis hinausging. In Erfurt und anderswo in Deutschland.
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Ab . März. Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm. www.topfundsoehne.de