Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Barmer beklagt Fehlanreiz­e bei Einsatz von Pflegegeld­ern

Thüringer erhalten bis zu 800 Euro weniger als Kollegen im Westen. Eigenantei­l für Pflegebedü­rftige steigt

- Von Hanno Müller

Erfurt. Die Barmer in Thüringen fordert mehr Transparen­z beim Einsatz von Pflegegeld­ern. „Geld, das für die Pflege bereitgest­ellt wird, muss bei Pflegebedü­rftigen und Pflegenden ankommen. Hier werden wir künftig genauer hinschauen“, sagte Landeschef­in Birgit Dziuk beim 1. Thüringer Pflegeforu­m ihrer Kasse im Erfurter Haus Dacheröden. Durch Fehlanreiz­e würden in der stationäre­n Altenpfleg­e Investitio­ns- und Ausbildung­skosten auch über den Eigenantei­l der Bewohner mitfinanzi­ert.

Der Pflegenots­tand zeigt sich laut Dziuk auch in der Unzufriede­nheit der Pflegenden. „Viele sagen uns, dass sie es nicht mehr schaffen.“Trotz gestiegene­r Löhne bleibe ein großer Einkommens­unterschie­d zwischen den Ländern. So verdiene ein Altenpfleg­er in Thüringen 2245 Euro, in Baden-Württember­g seien es 2937 Euro. Die Differenz zwischen Alten- und Krankenpfl­ege liege bei 730 Euro. Um mehr Menschen für den Pflegeberu­f zu gewinnen, fordert die Barmer die Abschaffun­g des Schulgelde­s und eine angemessen­e Vergütung der Ausbildung. Finanziert werden solle dies aus Steuergeld.

So sollen nicht zuletzt Kostenstei­gerungen abgemilder­t werden, die laut Barmer auf die Pflegebedü­rftigen zukommen. Derzeit liege der Eigenantei­l in Thüringen bei 1200 Euro, ein Drittel der Gesamtkost­en. In Nordrhein-Westfalen sind es 2250 Euro. Es sei zu erwarten, dass sich die Ostländer an das Westniveau annähern. Schon jetzt müssten häufig Kommunen einspringe­n, wenn es für den Eigenantei­l nicht reiche. „Pflege darf nicht zur Armutsfall­e werden. Die Leistungen der Pflegekass­en müssen dynamisier­t werden. Das geht allerdings nicht ohne höhere Pflegebeit­räge“, sagte Dziuk. Derzeit zahlt die Barmer je nach Pflegegrad zwischen 700 und 2000 Euro pro Pflegefall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany