Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Theater Erfurt weiter auf Dirigenten-Suche
Myron Michailidis ist neuer Generalmusikdirektor nur für zwei Jahre. Orchester wächst von 59 auf 62 Stellen
Erfurt. Nachdem Walter Gugerbauer Erfurt im Sommer 2012 verließ, dauerte es zwei Jahre, bis das Theater den Posten des Generalmusikdirektors wieder besetzen konnte: mit Joana Mallwitz. Bis dahin gab es „eine GMD-lose Zeit“, erinnert Intendant Guy Montavon, in der Kapellmeister Samuel Bächli die Position kommissarisch „sehr tapfer“ausfüllte.
„Das ist zwar sehr gut gelaufen, aber wir wollten das nicht wiederholen“, so Montavon, da sich Joana Mallwitz nun nach Nürnberg verabschiedet hat; ihren Erfurter Ausstand gibt sie am 14. und 15. Juni mit Rachmaninow, Strawinsky und Brahms.
Durchaus denkbar aber, dass die Situation diesmal eine umgekehrte ist: Erfurt verpflichtete den Griechen Myron Michailidis, der hier schon vor einem Jahr Riccardo Zandonais die bombastische Romeo-und-JuliaOper dirigierte, als GMD für zwei Spielzeiten. Mehr lässt dessen Terminkalender nicht zu; was laut Montavon aber nicht heißt, „dass er dem Haus nicht länger verbunden bleibt“.
Zugleich hat man die Stelle ausgeschrieben, erste Vordirigate absolviert – und weiß noch gar nicht, ob man sie 2020 neu besetzen will. Mit Michailidis und dem Philharmonischen Orchester habe er einen offenen Prozess in Gang gesetzt, so Montavon, um zu klären, „wie wir mit dieser Stelle zukünftig umgehen werden“. Man mache sich Gedanken über die Marktsituation („Wer infrage kommen könnte“) und zugleich darüber, „wie wir die Dirigentensituation in Erfurt zukünftig gestalten.“Ein Fazit werde man „nach dem Suchprozess“ziehen.
Derweil gibt Michailidis seinen GMD-Einstand im August mit Bizets „Carmen“auf den Domstufen. Zudem dirigiert er Verdis „Aida“und die Wiederaufnahme von Lehárs „Lustiger Witwe“– sowie sechs Konzerte. Dafür programmiert er unter anderem Rimski-Korsakows „Scheherazade“und die Fantasie „Rainbow Body“des Amerikaners Christopher Theofanidis, auch Mahlers „Auferstehungssinfonie“und ein Wunschkonzert, für das Zuschauer Vorschläge einreichen sollen. Neujahr dirigiert er Robert Stolz, im Familienkonzert Miklós Rószas Musik zum Hollywood-Film „Das Dschungelbuch“von 1942. Nicht zuletzt führt er die von Mallwitz begründeten vier „Expeditionskonzerte“fort.
Für Sinfoniekonzerte mit zum Teil noch zu findenden Gastdirigenten plant er zum Beispiel die „Philadelphia Symphony“zum 100. Geburtstag des österreichischen Komponisten Gottfried von Einem und die vor über 100 Jahren uraufgeführte erste Sinfonie Alfredo Casellas. Bächli dirigiert einen Mozart-Marathon.
Myron Michailidis übernimmt „ein Hauptstadtorchester“, das zum Amtsantritt um eine erste Geige, ein Cello und einen Kontrabass wächst. Das entspricht dem um 220 000 Euro halbierten Ausgleich für die Aushilfen der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach; man greift mehr auf freiberufliche Kollegen zurück. Die kleine Verstärkung führte im Moment jedenfalls nicht dazu, „dass wir weniger Aushilfen bräuchten“, betont Montavon. Es stehen ab August 62 fest angestellte Musiker zur Verfügung – sowie zehn junge Kollegen der hauseigenen Orchesterakademie, die ein Stipendium erhalten.