Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Mehrere Anklagen nach Gefängnisausbrüchen
Strafverfahren gegen Bedienstete der Vollzugsanstalt Suhl-Goldlauter eingestellt
Erfurt. Der spektakuläre Ausbruch von Vasilie T. aus dem Gefängnis Suhl-Goldlauter führt zu ersten juristischen Konsequenzen. Dem Amtsgericht Suhl liegt eine Anklage der Staatsanwaltschaft Meiningen vor. Das bestätigt Gerichtsdirektor Volker Linde der Thüringer Allgemeinen.
Zwei Insassen des Gefängnisses wird Strafvereitelung und Gefangenenbefreiung vorgeworfen. Wann der Prozess beginnt, ist noch nicht bekannt. Bei einem dritten verdächtigen Gefangenen reichten die Beweise offenbar nicht aus, um auch ihn mit anzuklagen.
Eingestellt sind dagegen strafrechtlichen Ermittlungen auch gegen Bedienstete der Haftanstalt. Das erklärt Jochen Grundler, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Ausbrecher wurde in Rumänien gefasst
Der 35-Jährige Ausbrecher, war Ende März von Zielfahndern des Landeskriminalamtes in Rumänien an der Grenze zur Republik Moldau ausfindig gemacht worden. Rumänische Sicherheitsbehörden fassten den Flüchtigen und überstellten ihn kurz darauf nach Thüringen. Dem Mann moldawischer Herkunft gelang es vergangenen Oktober am helllichten Tag in einem Pappkarton auf einem Lkw aus dem südthüringer Gefängnis zu fliehen.
Er gilt als Kopf einer Bande, die größere Mengen Marihuana in den Freistaat geschmuggelt und hier auch vertrieben haben soll. Vier weitere mutmaßliche Beteiligte an dem Rauschgifthandel müssen sich gerade vor dem Landgericht Erfurt dafür verantworten.
Das Verfahren gegen Vasilie T. war nach seiner Flucht von diesem Prozess abgetrennt worden. Inzwischen liegt aber auch gegen ihn die Anklage beim Landgericht in Erfurt vor. Das bestätigt der zuständige Oberstaatsanwalt, Thomas Riebel, aus Gera der TA. Auch Vasilie T. muss sich unter anderem wegen Rauschgifthandels verantworten.
Die Disziplinarverfahren gegen zwei Beamte der Haftanstalt Suhl-Goldlauter sind nach Angaben des Justizministeriums noch nicht abgeschlossen. Diese laufen unabhängig von der Staatsanwaltschaft.
Noch drei weiteren Justizbediensteten drohen dienstrechtliche Konsequenzen. Ihre Verfahren stehen in Verbindung mit einem weiteren Gefängnisausbruch im Januar aus der Jugendstrafanstalt Arnstadt.
Die drei getürmten Häftlinge konnten von der Polizei noch im Umfeld gestellt werden. Gegen einen der Ausbrecher inzwischen liegt eine Anklage der Staatsanwaltschaft Erfurt vor. Er steht im Verdacht, den Sicherheitszaun mit einem Bolzenschneider durchtrennt zu haben.
Als Konsequenz nach den erfolgreichen Ausbrüchen wurden in den Gefängnissen in SuhlGoldlauter und später auch in Arnstadt ein neuer Anstaltsleiter und eine neue Anstaltsleiterin eingesetzt. Vorerst auf Basis einer Abordnung jeweils für ein Jahr. Weitere Personalveränderungen könnten sich nach Abschluss der Disziplinarverfahren ergeben, betont ein Justizsprecher.
In Suhl-Goldlauter wurden teilweise die Abläufe im Werkstattbereich geändert. In Arnstadt hat eine Expertenkommission die Sicherheitsstruktur untersucht. Ihr Bericht steht aber noch aus.