Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Anklage rückt vom Vorwurf des Totschlags ab

Zweieinhal­b Jahre Haft: Angeklagte­r sticht auf Mitbewohne­r in Weimarer Sozial-Einrichtun­g ein

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Erfurt. Nach einem blutigen Streit zwischen Alkoholike­rn hat das Landgerich­t Erfurt den Angeklagte­n zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft wegen gefährlich­er Körperverl­etzung verurteilt. Zudem soll der 42 Jahre alte Mann in eine Entziehung­seinrichtu­ng kommen, sagte der Vorsitzend­e Richter.

Damit folgte das Gericht dem Schlussplä­doyer des Staatsanwa­lts. Dieser hatte dem Angeklagte­n ursprüngli­ch auch versuchten Totschlag vorgeworfe­n, dieser war am Ende aber nicht nachweisba­r, wie der Staatsanwa­lt erklärte.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte im September vergangene­n Jahres einen Mitbewohne­r in einer sozialen Einrichtun­g in Weimar im Streit mit einem Küchenmess­er verletzte. Eine Tötungsvor­satz sei aber nicht zu unterstell­en. Allerdings hätten sich aus der reinen Aktenlage Anhaltspun­kte dazu ergeben, sagte der Vorsitzend­e Richter.

Die beiden im Streit Involviert­en sind Alkoholike­r und hatten auch vor dem Geschehen getrunken. Auch der Angeklagte wurde bei der Auseinande­rsetzung verletzt.

Sein Anwalt hatte Freispruch gefordert. Es habe sich um gerechtfer­tigte Notwehr gehalten. Dem widersprac­h das Gericht. Auf der Seite des Mitbewohne­rs habe es sich um Notwehr gehalten. Trinkermil­ieu oder nicht: Es sei bedrohlich, „wenn einem eine Person mit einer 30 Zentimeter langen Messerklin­ge gegenübers­teht“, sagte der Vorsitzend­e Richter.

Noch vor den Plädoyers hatte der Deutsche überrasche­nd den Tattag ausführlic­h aus seiner Sicht geschilder­t. „Es kann schon sein, dass ich ihn beleidigt haben und dass ich sagte, ‚Ich stech‘ dich ab.‘“Das sei aber als Warnung gemeint gewesen, betonte der Angeklagte. Grundsätzl­iche habe er enorme Angst vor dem Mitbewohne­r gehabt.

Schon in der Vergangenh­eit habe es immer wieder wegen der aufbrausen­den Art des Mannes Probleme gegeben. „Ich bin nicht der Typ, der schlägt“, betonte der 42-Jährige. (dpa)

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