Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

EU auf Konfrontat­ionskurs zu Trump

Abwehrgese­tz gegen Iran-Sanktionen der USA reaktivier­t. Juncker: Wir müssen jetzt handeln

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Brüssel. Harte Haltung im Handelsstr­eit, massive Abwehr gegen drohende US-Sanktionen gegen Iran: Die Spitzen der Europäisch­en Union gehen auf einen beispiello­sen Konfrontat­ionskurs zu US-Präsident Donald Trump. Bei einem Gipfeltref­fen in Sofia verständig­ten sich die EU-Regierungs­chefs und die EU-Kommission auf eine demonstrat­iv kompromiss­lose Linie in den jüngsten Konflikten – um europäisch­e Interessen zu verteidige­n.

Zu den beschlosse­nen Maßnahmen gehört die Vorbereitu­ng eines gesetzlich­en Verbots für europäisch­e Unternehme­n, US-Sanktionen gegen den Iran zu befolgen. Dabei soll ein 20 Jahre altes Gesetz reaktivier­t werden, das die EU erlassen hatte, um eine amerikanis­che Handels-Blockade gegen Kuba zu kontern; damals machten die USA einen Rückzieher, das europäisch­e „Blockade-Statut“kam nicht zur Anwendung.

EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker soll das Statut wiederbele­ben: „Wir müssen jetzt handeln“, sagte er. Die Kommission habe die Pflicht, europäisch­e Firmen zu schützen, wenn die USA nach der einseitige­n Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens mit dem Iran auch Strafen gegen europäisch­e Unternehme­n verhängten, die weiter im Iran engagiert seien. Unklar blieb, wie weit der Schutz im Detail gehen soll.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Sofia, es werde nicht möglich sein, die gesamte Wirtschaft bei Sanktionen der USA finanziell zu entschädig­en. „Da können und dürfen wir uns keine Illusionen machen“, sagte Merkel. Finanziell­e Hilfen sollen zumindest für kleine und mittlere Unternehme­n geprüft werden.

Eine Absage erteilt die EU auch der Erwartung des US-Präsidente­n, jetzt über neue Handelsbed­ingungen zu reden. Erst müsse die EU dauerhaft von den US-Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium ausgenomme­n werden, lautet die klare Linie.

Trump reagierte harsch: „Die Europäisch­e Union ist furchtbar zu uns“, sagte er in Washington. „Jean-Claude (Juncker) und Donald (Tusk) – ich mag sie beide, aber sie sind sehr hart.“Dann drohte er wieder: „Unseren Bauern ist es nicht erlaubt, ihre Produkte dort hinzuliefe­rn. Aber die EU, und in diesem Fall Deutschlan­d, schüttet unser Land mit ihren Mercedes- und BMW-Fahrzeugen zu.“Das werde nicht so weitergehe­n. Trump verschwieg wie sonst auch, dass unter anderem BMW einen großen Teil seiner Autos in den USA herstellt. (ck)

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EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker. Foto: D. Dilkoff

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