Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Rot-Weiß setzt auf Neuanfang: Kommt jetzt Brdaric?
Drittliga-Absteiger trennt sich von Trainer Emmerling. Auch Assistent Hebestreit wird den Verein verlassen
Erfurt. Nach knapp sechs Monaten war seine zweite Amtszeit bei Rot-Weiß schon wieder vorüber. Stefan Emmerling zeigt sich davon ebenso überrascht wie viele Fans, die den Neustart in der Regionalliga Nordost mit dem 52Jährigen verbunden hatten.
In einer dürren, vierzeiligen Erklärung verkündete der FußballClub gestern Mittag die Freistellung seines Cheftrainers und begründete diese mit einem „Neuanfang auch auf sportlicher Ebene“. Als Nachfolger soll bereits Thomas Brdaric in den Startlöchern stehen. Der frühere Bundesliga-Profi (204 Einsätze/u.a. Hannover, Wolfsburg, Leverkusen) steckt derzeit noch als Trainer von Oberligist Tennis Borussia Berlin im Aufstiegskampf.
Da sein Vertrag in der Hauptstadt am 30. Juni ausläuft und er als Vertrauter von Erfurts neuem Sportlichen Leiter Oliver Bornemann gilt, wird mit seinem Engagement bei Rot-Weiß gerechnet. Gemeinsam feierten Brdaric als Trainer und Bornemann als sein Vorgesetzter mit der TSG Neustrelitz in der Saison 2013/14 den Regionalliga-Staffelsieg. Erst zwei verlorene Relegationsspiele gegen Mainz II verhinderten den Aufstieg in die dritte Liga.
Emmerling war derweil „sehr enttäuscht“von seiner Freistellung durch Insolvenzverwalter Volker Reinhardt: „Ich wurde am Vormittag in sein Büro gebeten, über die Trennung informiert – und das war‘s dann“, beschreibt der Fußballlehrer. „Das kam für mich wie aus dem Nichts.“
Eigentlich war er fest davon ausgegangen, die von ihm in den vergangenen Wochen initiierten personellen Planungen weiter voranzutreiben und zusammen mit Bornemann zum Abschluss zu bringen. „Eine neue Mannschaft zu formen, war eine große Motivation für mich“, gibt er unumwunden zu. Allerdings ist das offensichtlich nicht mehr gewollt gewesen. Weil sein Vertrag auch für die Regionalliga gültig ist, hat Emmerling jetzt einen Anwalt mit der Prüfung seiner rechtlichen Belange beauftragt.
Der bisherige Co-Trainer Ronny Hebestreit wird den Club indes aus eigenen Stücken verlassen und voraussichtlich seinen einstigen Job bei einem Vereinssponsor wieder aufnehmen. Öffentlich will sich die Rot-WeißIkone über die traurige Entwicklung des Vereins nicht äußern.
Huth wechselt nach Kaiserslautern
Auch die Spieler verlassen in Scharen den Verein. Nach Carsten Kammlott, der sich Wacker Nordhausen anschließt, hat mit Elias Huth ein weiterer Angreifer einen neuen Arbeitgeber gefunden. Gestern unterzeichnete der siebenmalige Saison-Torschütze einen Dreijahresvertrag beim 1. FC Kaiserslautern. „Mit Huth verpflichten wir einen jungen, entwicklungsfähigen Stürmer, der während seiner Leihe in Erfurt seine Qualitäten in der dritten Liga bereits nachgewiesen hat“, sagt Boris Notzon. Der Lauterer Sportdirektor soll außerdem Interesse an Mittelfeldspieler Theo Bergmann bekunden.
Beim FC Rot-Weiß sind aufgrund der ungeklärten Finanzsituation noch keine Neuzugänge in Sicht. Doch das ist nicht die einzige Baustelle: Der für die Lizenzerteilung elementare Mietvertrag mit dem Stadion-Betreiber lässt weiter auf sich warten. Weil am Mittwochabend keine Zwei-Drittel-Mehrheit zustande kam, vertagte Erfurts Stadtrat die Entscheidung auf eine Sondersitzung in der nächsten Woche.