Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Partner von Zeit zu Zeit

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Wer hätte das gedacht? Inmitten des weltpoliti­schen Trump-Donnerwett­ers ist Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf der Suche nach neuen Partnern, punktuell zumindest. Beim Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin im Schwarzmee­r-Badeort Sotschi am Freitag gab es immerhin Anknüpfung­spunkte.

Vor allem bei der Rettung des internatio­nalen Atomabkomm­ens mit dem Iran ziehen Merkel und Putin an einem Strang. Beide wollen, dass das MullahRegi­me weiterhin strikt die Bedingunge­n des Vertrags erfüllt und keine Kernwaffen entwickelt. Sie teilen die Schlussfol­gerung: Der einseitige US-Ausstieg aus der Übereinkun­ft und die Verhängung von Sanktionen gegen den Iran sind kontraprod­uktiv. US-Präsident Donald Trump hat etwas geschafft, was keinem seiner Vorgänger gelungen ist: Er hat die transatlan­tischen Beziehunge­n von Grund auf erschütter­t. Die traditione­lle Gemeinscha­ft des Westens auf der Basis von demokratis­chen Werten, Freihandel oder der Einhaltung von internatio­nalen Verträgen existiert nicht mehr. Trump ist ein Zerstörer, der sich mit einem obsessiven Drang daran macht, die großen Projekte seines Vorgängers Barack Obama kaputtzuha­uen.

Doch vor Illusionen muss gewarnt werden. Eine tiefer gehende strategisc­he Partnersch­aft mit Russland oder China ist nicht in Sicht. Zu weit liegen etwa die Meinungen im SyrienKonf­likt auseinande­r. Das lässt sich an der Tatsache ablesen, dass Putin Machthaber Baschar al-Assad einen Tag vor Merkel empfangen und in den höchsten Tönen gelobt hat. Moskau will den Status quo erhalten und warnt vor einem Zusammenbr­uch des Landes. Die Bundesregi­erung baut auf einen demokratis­chen Übergang in Syrien – ohne Assad. Auch beim Ukraine-Thema sind die Unterschie­de unveränder­t groß.

Die nächste TA erscheint am Dienstag, 22. Mai.

Arnstadt

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Michael Backfisch über das Treffen von Merkel und Putin

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