Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Engagierte Leseratten
Mit dem Auftritt einer Märchenerzählerin endet in der Arnstädter Stadt- und Kreisbibliothek eine spannende Aktion für Kinder
Arnstadt. Die Anstrengung ist Antje Horn anzusehen. Und den Kindern vor ihr genauso. Mit vereinten Kräften stemmen sie sich gegen das schwere Tor. Und tatsächlich: Der Weg zum Märchenland ist frei.
Nur wenige Minuten brauchte die Märchenerzählerin, um die kleinen Leseratten in ihren Bann zu schlagen. Alle Glieder wurden ausgeschüttelt, Rätsel gelöst, das Tor geöffnet. Und schon war sie da, die Aufmerksamkeit für die Geschichten, die Horn nun erzählen würde.
Carona Möller von der Kinderund Jugendbibliothek lehnt im Türrahmen, schaut lächelnd auf die Szene. „So machen Lesen und Literatur doch Spaß“, sagt sie. Erst vor wenigen Wochen hatte sie die Kinder in der Bibliothek begrüßt und mit ihnen die Aktion „Ich bin eine Leseratte“eröffnet. Unterstützt wird sie von der Sparkassenkulturstiftung, der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken, dem Hessischen Literaturforum und der Sparkasse Arnstadt-Ilmenau. Nicht nur eine große Plüschratte erinnerte seither in der Bibliothek daran, dass Lesen Spaß macht. Wichtiger noch als das Maskottchen war der frisch gedruckte Lesestoff, der für die Aktion angeliefert wurde.
Acht neue Titel standen in den Regalen – in neunfacher Ausfertigung. Das lud zum Schmökern ein, zum Nachgrübeln, zum Versinken in Geschichten – und zum Ausfüllen des Teilnehmerheftes. 69 Kinder der dritten bis sechsten Klassen machten mit. Die jüngste Leserin war sogar erst sieben Jahre alt.
Nicht jeder schaffte alle Bücher, so Carona Möller. Aber: Es gibt sie tatsächlich, die emsigen Leseratten. Und die hatten richtig Spaß, beweist ein Blick auf die Antwortkarten, wie sie die Aktion fanden. Greta schrieb: „Mir hat nichts nicht gefallen.“Und Oskar antwortete auf die Frage, was ihm keinen Spaß gemacht hat, knapp mit: „Nichts“.
Antworten wie diese sind es, aus denen die Bibliotheksmitarbeiterinnen Motivation ziehen für ihre Arbeit. Kommt dann noch eine erzählerische Perle wie Antje Horn dazu, ist einem um eine neue Generation an Lesern nicht mehr bange.