Alles gern, aber nicht bei mir
über die fehlende Lust auf Veränderungen
Wenn es konkret wird, wird es schwierig. Niemand lässt sich gern nachsagen, er blockiere Neues. Alle wollen, dass sich die Dinge zum Besten weiterentwickeln. Aber bitte nicht bei mir!
So ist das mit den Reformen. Die sie sich ausdenken, machen oft die Rechnung ohne jene, in deren Alltag sie eingreifen. Das ist zu erleben bei der Gebietsreform in Thüringen. Und so ist es auch beim Thema Gesundheit.
In Thüringen sichern 42 Krankenhäuser eine gute und flächendeckende medizinische Versorgung. Die Verteilung im Land ist weit entfernt von der Dichte in manchen westdeutschen Städten, wo Köln allein über 40 Standorte beherbergt. In Berlin sind es sogar über 100.
Es sind vor allem solche Ballungen, für die das Klinikstrukturgesetz gemacht wurde. Krankenhaus-Medizin kostet Geld, umso mehr in einer alternden Gesellschaft. Teure Parallelstrukturen gehören auf den Prüfstand. Statt in Besitzstände sollte jeder Euro in die bestmögliche Behandlung fließen.
Dass Thüringen mit seiner Kliniklandschaft weiter ist als andere, heißt nicht, dass sich nichts verbessern lässt. Es sollte nicht verboten sein zu bedenken, ob ein Spitzen-Haus nicht mehr ist als drei gute, zumal wenn sie dicht beieinander liegen.
Ein Krankenhaus in der Nähe ist ein Standortvorteil. Das ist nicht zu unterschätzen. Der Nordthüringer Streit zeigt die enge Bindung der Menschen zur Heilstätte in ihrer Region. Wenn alle Beteiligten gemeinsam nach der Klinik der Zukunft suchen, kann das auch dann so bleiben, wenn mancher ein paar Kilometer mehr bis zu seinem Hospital fahren muss.