Thüringer Allgemeine (Artern)

Alles gern, aber nicht bei mir

- Hanno Müller

über die fehlende Lust auf Veränderun­gen

Wenn es konkret wird, wird es schwierig. Niemand lässt sich gern nachsagen, er blockiere Neues. Alle wollen, dass sich die Dinge zum Besten weiterentw­ickeln. Aber bitte nicht bei mir!

So ist das mit den Reformen. Die sie sich ausdenken, machen oft die Rechnung ohne jene, in deren Alltag sie eingreifen. Das ist zu erleben bei der Gebietsref­orm in Thüringen. Und so ist es auch beim Thema Gesundheit.

In Thüringen sichern 42 Krankenhäu­ser eine gute und flächendec­kende medizinisc­he Versorgung. Die Verteilung im Land ist weit entfernt von der Dichte in manchen westdeutsc­hen Städten, wo Köln allein über 40 Standorte beherbergt. In Berlin sind es sogar über 100.

Es sind vor allem solche Ballungen, für die das Klinikstru­kturgesetz gemacht wurde. Krankenhau­s-Medizin kostet Geld, umso mehr in einer alternden Gesellscha­ft. Teure Parallelst­rukturen gehören auf den Prüfstand. Statt in Besitzstän­de sollte jeder Euro in die bestmöglic­he Behandlung fließen.

Dass Thüringen mit seiner Klinikland­schaft weiter ist als andere, heißt nicht, dass sich nichts verbessern lässt. Es sollte nicht verboten sein zu bedenken, ob ein Spitzen-Haus nicht mehr ist als drei gute, zumal wenn sie dicht beieinande­r liegen.

Ein Krankenhau­s in der Nähe ist ein Standortvo­rteil. Das ist nicht zu unterschät­zen. Der Nordthürin­ger Streit zeigt die enge Bindung der Menschen zur Heilstätte in ihrer Region. Wenn alle Beteiligte­n gemeinsam nach der Klinik der Zukunft suchen, kann das auch dann so bleiben, wenn mancher ein paar Kilometer mehr bis zu seinem Hospital fahren muss.

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