Thüringer Allgemeine (Artern)

Fußfesseln für „Gefährder“

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Berlin. Mit einer Reihe von Sicherheit­sgesetzen soll der Schutz vor Terrorangr­iffen in Deutschlan­d verbessert werden. Gegen die Stimmen der Linken und der Grünen machte der Bundestag am Donnerstag den Weg dafür frei, sogenannte Gefährder mit einer elektronis­chen Fußfessel zu überwachen. Die Opposition zweifelte an der Wirksamkei­t. So erklärten Martina Renner von der Linken und die Grünen-Abgeordnet­e Irene Mihalic, eine Fußfessel halte niemanden von einem Anschlag ab. Zudem beschlosse­n die Abgeordnet­en, die IT-Strukturen beim Bundeskrim­inalamt zu modernisie­ren. (dpa) Washington. Zur symbolisch­en 100-Tage-Frist am Sonnabend fällt die Bilanz für US-Präsident Donald Trump mäßig aus. Sein „Vertrag“mit den Amerikaner­n ist weitgehend unerfüllt geblieben. Nur knapp 40 Prozent der US-Bürger sind mit ihm zufrieden – der schlechtes­te Wert eines Präsidente­n seit Ende des Zweiten Weltkriege­s. Hier die Bestandsau­fnahme:

Seine Erfolge

Mit Neil Gorsuch (49) spricht auf Jahrzehnte ein erzkonserv­ativer Jurist am Obersten Gerichtsho­f Recht. Bei religiösfu­ndamentale­n Wählern hat Trump damit ein zentrales Verspreche­n erfüllt. Er hat Amerika zudem aus dem Freihandel­sabkommen TPP mit Asien herausgelö­st, zwei Pipelinepr­ojekte freigegebe­n und Umweltaufl­agen aufgehoben. Und: Die verschärft­e Rhetorik in der Einwanderu­ngsdebatte hat die Zahl der illegalen Grenzübert­ritte aus Mexiko um über 50 Prozent gesenkt.

Seine Niederlage­n

Trump hat bisher rund 30 präsidiale Dekrete unterzeich­net – oft Prüfaufträ­ge mit ungewissem Ausgang. Es gibt aber kein einziges finanziert­es Gesetzesvo­rhaben, mit dem er Regierungs­fähigkeit bewiesen hätte – weder das eine Billion Dollar (1000 Milliarden) schwere Modernisie­rungsprogr­amm für Straßen, Flughäfen und Brücken noch die große Steuerentl­astung.

Die „Ersetzung“der Obamaschen Krankenver­sicherung ist am internen Zwist der Republikan­er gescheiter­t. Ein neuer Anlauf soll folgen. Wann Trumps versproche­ne Alternativ­e – günstigere Beiträge bei besserer Versorgung – kommt, ist unklar. Inzwischen könnten 20 Millionen Amerikaner den Schutz im Krankheits­fall verlieren.

Zur Terrorpräv­ention hat Trump Bürger aus muslimisch dominierte­n Ländern mit Einreiseve­rboten belegt. Gerichte stoppten diese Initiative.

Auf Eis liegt der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, um illegale Einwandere­r abzuhalten. Mexiko will das Projekt nicht bezahlen. Der Kongress hat nur kleine Beträge für den auf 70 Milliarden Dollar geschätzte­n Bau freigegebe­n. Beim Personal musste Trump den Nationalen Sicherheit­sberater austausche­n. Ex-General Michael Flynn hatte bei seinen Russland-Kontakten gelogen.

Seine Außenpolit­ik

Trump hielt die Nato für „obsolet“, die EU für ein Wackelbünd­nis, Russlands Präsidente­n Wladimir Putin für einen starken Partner, China für einen Währungsbe­trüger und Amerika als Weltpolizi­st für ein Auslaufmod­ell. Nichts davon hat die ersten drei Monate überstande­n. Mit 59 Raketen auf einen syrischen Flugplatz – Reaktion auf einen Diktator Assad zugeschrie­benen Giftgasang­riff auf Zivilisten – gab Trump die militärisc­he Zurückhalt­ung auf. Er versprach eine neue Strategie im Kampf gegen die Terrormili­z „Islamische­r Staat“– bis heute Fehlanzeig­e. Die von Obama praktizier­te „strategisc­he Geduld“mit der Atommacht Nordkorea sollte einer klaren Eindämmung­sstrategie weichen – doch Trump agiert unscharf.

Seine Wirtschaft­spolitik Nach Abkehr von den Freihandel­sabkommen TPP (mit Asien – endgültig) und TTIP (mit Europa – vorläufig) ist unklar, wie die USA ihre Wirtschaft­sbeziehung­en gestalten wollen. Bis zum Sommer sollen Einzelabko­mmen ausgearbei­tet sein. Bei Stahl will Trump ausländisc­he Hersteller mit Strafzölle­n belegen. Die „Grenzausgl­eichssteue­r“, die Deutschlan­d getroffen hätte, ist vom Tisch. Auch das nordamerik­anische Handelsabk­ommen Nafta will er nicht mehr aufkündige­n.

Trump beanspruch­t für sich, Großuntern­ehmen von der Abwanderun­g ins Ausland abgehalten zu haben. Dadurch seien 600 000 Jobs gesichert worden. Unabhängig­e Institute nennen die Zahl „aus der Luft gegriffen“.

Seine Schwächen

Trump warf Obama vor, zu oft Golf zu spielen und mit Reisen Steuergeld­er zu verschwend­en. Trump war seit Amtsantrit­t fast 20-mal golfen. Seine Trips ins Privatdomi­zil in Florida kosteten eine hohe zweistelli­ge Millionens­umme. Indes werden Sozialprog­ramme gekürzt. Er hatte auch versproche­n, seine Steuererkl­ärung zu veröffentl­ichen. Heute verweigert er dies. Kritiker fühlen sich bestätigt, dass ausländisc­he Regierunge­n Belastende­s gegen Trump in der Hand haben.

Sein Clan

53 Prozent der Wähler haben laut einer Umfrage ein Problem damit, dass Trump seine Tochter Ivanka und ihren Mann Jared Kushner mit umfassende­n Zuständigk­eiten ausgestatt­et hat. Nur 36 Prozent halten die Interessen­konflikte für tolerierba­r.

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US-Präsident Donald Trump – hier im Weißen Haus – hat rund  Dekrete unterzeich­net, doch große politische Erfolge fehlen ihm. Foto: Reuters

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