Bewegung auf dem Hopfenfeld
In Bendeleben wird mit dem Aufleiten der Pflanzen begonnen, die sich dann an der Kletterhilfe acht Meter in die Höhe räkeln
Bendeleben. Auf dem neuen Hopfenfeld des Anbaugebietes Elbe-Saale von Gut Bendeleben herrscht gestern Bewegung: In luftiger Höhe spannen Gero Füßler und Bernd Langenhahn die Seile nach. „Die Spannung hat nachgelassen“, zeigt ein Mitarbeiter auf die schlaffen Drähte. „Aber wenn sich der Hopfen nach oben rankt, müssen die Seile straff sein“, fügt der Mann hinzu, der die Arbeiten vom Boden aus aufmerksam verfolgt.
Auf einer Fläche von 45 Hektar gedeiht der Biergrundstoff zwischen Rottleben und Bendeleben. Die Felder mit den V-förmig angeordneten Kletterhilfen sind unverkennbar. Der Absatz läuft gut, erst vor zwei Jahren hat der Betrieb seine Anbaufläche um 12,5 Hektar erweitert.
Regen und Wärme fehlen
Nach dem Rückschnitt bei der Ernte gucken die Pflänzchen inzwischen schon wieder vierzig Zentimeter aus dem Boden. Aber der Regen fehlt, sagen alle Mitarbeiter fast gleichzeitig und zeigen auf den staubigen roten Boden. Und wärmer könnte es natürlich auch sein.
Dabei meint es die Sonne gestern gut über der Region. Doch blau-weißer Himmel und Sonnenschein haben das Thermometer am späten Vormittag noch immer nicht aus dem einstelligen Bereich getrieben. Und das Ende April. Ein Arbeitsplatz wie aus dem Bilderbuch: Während an einer Ecke des neuen Hopfenfeldes Mitarbeiter von Gut Bendeleben schlaffe Aufleitdrähte nachspannen, wurde auf dem Feld das Aufleiten der Pflanzen fortgesetzt – bei traumhafter Aussicht. Foto: Wilhelm Slodczyk
In dieser Woche begannen die Gutsmitarbeiter mit dem ersten Aufleiten der Pflanzen. Um über sich hinaus wachsen zu können, braucht der Hopfen Hilfe. Denn allein würde er den Weg nicht finden, sondern über den Boden kriechen. Hängt er jedoch einmal in den Seilen, ist er lernfähig. Bücken und den Trieb einfach um den Draht legen, so einfach ist das. Und dabei immer auf die Richtung achten, denn am Seil windet sich der Hopfen
von links nach rechts. Für Ute Handke, Monika Ermisch und all die anderen Frauen und Männer, die gestern in dicken Jacken auf dem Feld von Hopfenpflanze zu Hopfenpflanze ziehen und die Pflanzen aufleiten, heißt das ‚von Rottleben nach Bendeleben‘. Eine schöne Eselsbrücke, die zwischen den gespannten Seilen oft für allgemeine Erheiterung sorgt. Knapp zwei Wochen sind sie nun auf den Feldern unterwegs, 2500 Pflanzen
stehen auf einem Hektar. Ein zweites Mal gehen die Mitarbeiter dann im Mai durch die langen Reihen, um die Pflanzen aufzuleiten. Dann werden jene Pflanzen um die Kletterhilfe gelegt, die beim ersten Mal noch zu klein dafür waren. Und wenn das erledigt ist, braucht der Hopfen bloß noch wachsen und seine Dolden ausbilden. Acht Meter geht es in die Höhe. Der Kollege, der die erste Pflanze am oberen Drahtgerüst entdeckt,
muss einen ausgeben. Das ist Tradition.
Im vergangenen Jahr fuhr der Landwirtschaftsbetrieb auf dem neuen Feld eine „gute Durchschnittsernte“ein. Mit den Preisen im Vorjahr zeigte sich Gutsverwalter Claus Werner aber zufrieden, sowohl beim Vertragsals auch beim Freihopfen. 60 Prozent ist Vertragshopfen. Das heißt, es gibt Vorverträge mit Handelsfirmen und fest vereinbarte Preise. Das ist gut in den
Zeiten, in denen die Preise am Boden sind . Die übrigen 40 Prozent werden auf dem Freihopfenmarkt angeboten, so dass die Hopfenbauern dann, wenn gut bezahlt wird, auch noch von den hohen Preisen profitieren. Vorausgesetzt natürlich, die Qualität ist in Ordnung. Weil die Nachfrage nach Hopfen infolge der Entwicklung des Craft-Biermarktes vor allem in den USA gestiegen ist, schnellten die Preise in letzter Zeit in die Höhe.