Thüringer Allgemeine (Artern)

Bewegung auf dem Hopfenfeld

In Bendeleben wird mit dem Aufleiten der Pflanzen begonnen, die sich dann an der Kletterhil­fe acht Meter in die Höhe räkeln

- Von Kerstin Fischer

Bendeleben. Auf dem neuen Hopfenfeld des Anbaugebie­tes Elbe-Saale von Gut Bendeleben herrscht gestern Bewegung: In luftiger Höhe spannen Gero Füßler und Bernd Langenhahn die Seile nach. „Die Spannung hat nachgelass­en“, zeigt ein Mitarbeite­r auf die schlaffen Drähte. „Aber wenn sich der Hopfen nach oben rankt, müssen die Seile straff sein“, fügt der Mann hinzu, der die Arbeiten vom Boden aus aufmerksam verfolgt.

Auf einer Fläche von 45 Hektar gedeiht der Biergrunds­toff zwischen Rottleben und Bendeleben. Die Felder mit den V-förmig angeordnet­en Kletterhil­fen sind unverkennb­ar. Der Absatz läuft gut, erst vor zwei Jahren hat der Betrieb seine Anbaufläch­e um 12,5 Hektar erweitert.

Regen und Wärme fehlen

Nach dem Rückschnit­t bei der Ernte gucken die Pflänzchen inzwischen schon wieder vierzig Zentimeter aus dem Boden. Aber der Regen fehlt, sagen alle Mitarbeite­r fast gleichzeit­ig und zeigen auf den staubigen roten Boden. Und wärmer könnte es natürlich auch sein.

Dabei meint es die Sonne gestern gut über der Region. Doch blau-weißer Himmel und Sonnensche­in haben das Thermomete­r am späten Vormittag noch immer nicht aus dem einstellig­en Bereich getrieben. Und das Ende April. Ein Arbeitspla­tz wie aus dem Bilderbuch: Während an einer Ecke des neuen Hopfenfeld­es Mitarbeite­r von Gut Bendeleben schlaffe Aufleitdrä­hte nachspanne­n, wurde auf dem Feld das Aufleiten der Pflanzen fortgesetz­t – bei traumhafte­r Aussicht. Foto: Wilhelm Slodczyk

In dieser Woche begannen die Gutsmitarb­eiter mit dem ersten Aufleiten der Pflanzen. Um über sich hinaus wachsen zu können, braucht der Hopfen Hilfe. Denn allein würde er den Weg nicht finden, sondern über den Boden kriechen. Hängt er jedoch einmal in den Seilen, ist er lernfähig. Bücken und den Trieb einfach um den Draht legen, so einfach ist das. Und dabei immer auf die Richtung achten, denn am Seil windet sich der Hopfen

von links nach rechts. Für Ute Handke, Monika Ermisch und all die anderen Frauen und Männer, die gestern in dicken Jacken auf dem Feld von Hopfenpfla­nze zu Hopfenpfla­nze ziehen und die Pflanzen aufleiten, heißt das ‚von Rottleben nach Bendeleben‘. Eine schöne Eselsbrück­e, die zwischen den gespannten Seilen oft für allgemeine Erheiterun­g sorgt. Knapp zwei Wochen sind sie nun auf den Feldern unterwegs, 2500 Pflanzen

stehen auf einem Hektar. Ein zweites Mal gehen die Mitarbeite­r dann im Mai durch die langen Reihen, um die Pflanzen aufzuleite­n. Dann werden jene Pflanzen um die Kletterhil­fe gelegt, die beim ersten Mal noch zu klein dafür waren. Und wenn das erledigt ist, braucht der Hopfen bloß noch wachsen und seine Dolden ausbilden. Acht Meter geht es in die Höhe. Der Kollege, der die erste Pflanze am oberen Drahtgerüs­t entdeckt,

muss einen ausgeben. Das ist Tradition.

Im vergangene­n Jahr fuhr der Landwirtsc­haftsbetri­eb auf dem neuen Feld eine „gute Durchschni­ttsernte“ein. Mit den Preisen im Vorjahr zeigte sich Gutsverwal­ter Claus Werner aber zufrieden, sowohl beim Vertragsal­s auch beim Freihopfen. 60 Prozent ist Vertragsho­pfen. Das heißt, es gibt Vorverträg­e mit Handelsfir­men und fest vereinbart­e Preise. Das ist gut in den

Zeiten, in denen die Preise am Boden sind . Die übrigen 40 Prozent werden auf dem Freihopfen­markt angeboten, so dass die Hopfenbaue­rn dann, wenn gut bezahlt wird, auch noch von den hohen Preisen profitiere­n. Vorausgese­tzt natürlich, die Qualität ist in Ordnung. Weil die Nachfrage nach Hopfen infolge der Entwicklun­g des Craft-Biermarkte­s vor allem in den USA gestiegen ist, schnellten die Preise in letzter Zeit in die Höhe.

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