Thüringer Allgemeine (Artern)

SPD-Chef: Kein Rückzug aus Regierung

Kritik an der Gebietsref­orm

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Apolda. Anhänger der rechten Szene haben sich gestern in Apolda heftige Ausschreit­ungen mit der Polizei geliefert. Etwa 100 Menschen seien am Nachmittag vorläufig festgenomm­en worden, sagte eine Polizeispr­echerin. Die genaue Zahl stand am Abend noch nicht fest.

Ihren Angaben nach wurden die Personalie­n aufgenomme­n. Im Anschluss sollten die Randaliere­r wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Es werde wegen Landfriede­nsbruch, Widerstand gegen Polizisten und Sachbeschä­digungen ermittelt. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnis­sen niemand.

Polizisten sollen mit Steinen und Flaschen angegriffe­n worden sein. Außerdem sei massiv Feuerwerk gezündet worden. „Es ist gleich zur Sache gegangen“, so die Sprecherin. Laut Polizei waren die Beteiligte­n in einer Gruppe von 100 bis 150 Menschen auf dem Rückweg per Bahn von einer Neonazi-Demonstrat­ion in Halle in SachsenAnh­alt. Erfurt. Im Streit über die Gebietsref­orm schließt SPD-Landeschef Andreas Bausewein einen Rückzug aus der rot-rotgrünen Landesregi­erung aus.

„Wir werden kurzfristi­g und auch mittelfris­tig die Regierung nicht verlassen – schon gar nicht wegen der Gebietsref­orm“, sagte er gestern. „Alles andere wäre absurd. Das ist unser Projekt.“Seit mehr als zehn Jahren fordere seine Partei eine solche Reform. In der vergangene­n Landesregi­erung sei die SPD von der CDU ausgebrems­t worden. „Wenn wir jetzt sagen, wir wollen nicht mehr, machen wir uns unglaubwür­dig“, unterstric­h Bausewein. „Wir werden nicht wackeln.“

Der Landrat von Schmalkald­en-Meiningen, Peter Heimrich (SPD), hatte am Wochenende gefordert, seine Partei solle sich aus Rot-Rot-Grün zurückzieh­en. „Ich möchte, dass dieses Experiment beendet wird“, sagte der Vizepräsid­ent des Thüringisc­hen Landkreist­ages.

Damit meine er sowohl RotRot-Grün als auch die Gebietsref­orm. Heimrich gehört seit Monaten zu den schärfsten Kritikern der geplanten Reform, die ein Kernprojek­t der Landesregi­erung ist. Ziel der Reform ist es, größere Landkreise und Städte für eine bessere Leistungsf­ähigkeit zu schaffen. Ihn störe, dass sich die SPD seiner Ansicht nach innerhalb der Koalition nicht mit ihren Vorstellun­gen durchsetze­n könne, sagte er. Bausewein stellte sich zugleich hinter Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD): „Er macht bisher einen guten Job. Es war uns völlig klar, dass wir bei der Gebietsref­orm nicht mit Rosen beworfen werden.“Heute will das rot-rot-grüne Kabinett erstmals über die neue Kreisstruk­tur beraten. Am Mittag will sich Poppenhäge­r dazu äußern. Vor der Staatskanz­lei sind Proteste geplant. (dpa)

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