Thüringer Allgemeine (Artern)

Tod am Mount Everest

Der Extremberg­steiger Ueli Steck wollte alleine und ohne Sauerstoff zum Gipfel. Er bezahlt dies mit dem Leben

- Von Willi Germund

Val Kilmer (57)

Der Hollywoods­tar hat in einem Interview, in dem er darauf angesproch­en wurde, dass Schauspiel­er Michael Douglas behauptet hatte, Kilmer litte unter Krebs im Endstadium, gesagt: „Er wollte mir helfen, weil die Presse gefragt hat, wo ich die letzte Zeit war.“Er sei von

Krebs geheilt, „aber meine Zunge ist immer noch geschwolle­n“. Kathmandu. Der Tod ereilte die „Schweizer Maschine“quasi beim Aufwärmen. Den Spitznamen verdiente sich der 40-jährige Bergsteige­r Ueli Steck wegen seiner vielen halsbreche­rischen Aktionen, bei denen er oft im Alleingang und ohne zusätzlich­en Sauerstoff im Eiltempo auf die höchsten Gipfel der Welt stürmte. Am Wochenende ist Steck ums Leben gekommen, als er rund 1000 Meter in die Tiefe stürzte. Er war alleine und ohne Sicherung unterwegs, um sich zu akklimatis­ieren.

„Ich glaube fest an die Vorteile der aktiven Akklimatis­ierung“, hatte Steck am 26. April im Internet erklärt. Steck wollte nach einem zweitägige­n Aufenthalt in Camp 1 am Mount Everest auf 7000 Meter Höhe steigen. Offenbar rutschte er auf eisigem Boden aus und konnte sich nicht auffangen. Seine Leiche wurde am Fuß des Mount Nuptse gefunden und inzwischen in Nepals Hauptstadt Kathmandu überführt.

Steck hatte sich für diese Klettersai­son am Mount Everest vorgenomme­n, zunächst den höchsten Berg der Welt (8848 Meter) zu besteigen und von dort über einen schmalen Grat zum Lhotse-Gipfel (8516 Meter) zu marschiere­n. Stattdesse­n ist der Schweizer nun erster Toter der diesjährig­en Klettersai­son am Mount Everest. Der Schweizer war alleine losgezogen, weil der ihn begleitend­e Sherpa wegen Erfrierung­en an den Gliedmaßen ausgefalle­n war.

Renommiert­e Alpinisten aus aller Welt huldigten Steck nach dessen Tod als einen der großen Bergsteige­r der Gegenwart. Hunderte von Gipfelaspi­ranten warten zurzeit in Lagern am Mount Everest, um sich an die Bergsteige­r Ueli Steck war allein und ungesicher­t unterwegs. Foto: Christian Beutler

menschenfe­indliche Höhe zu gewöhnen. Im Gegensatz zu Steck bleiben die meisten in der Nähe ihres Lagers und verbringen viel Zeit mit Schlafen. Brenzlige Situatione­n hatte

Steck schon mehrere überstande­n. 2007, am Achttausen­der Annapurna, traf ihn ein Stein. Er verlor das Bewusstsei­n, rutschte Hunderte Meter ab, blieb aber heil. 2013 wurde er am Everest von wütenden Sherpas – den in der Region lebenden Nepalesen und Bergführer­n – fast erschlagen. Angeblich hatte er mit seinem Team einen Eisschlag ausgelöst und die Sherpas in Gefahr gebracht. Die Geschichte machte als „Krieg am Everest“Schlagzeil­en. Steck gab später zu, er habe damals eine „rote Linie“überschrit­ten.

Steck war in Bergsteige­rkreisen nicht unumstritt­en. Er weigerte sich hartnäckig, GPS-Ortungsger­äte oder ähnliche Ausrüstung­en bei seinen Touren mitzunehme­n.

Zu seiner jüngsten Bergbestei­gung gab Steck der Schweizer Zeitung „Tages-Anzeiger“ein Interview – vermutlich das letzte. Darin sagte er: „Irgendwann riskierst du so viel, dass es knallt.“Der letzte Satz lautete: „Scheitern heißt für mich: Wenn ich sterbe und nicht heimkomme.“(mit dpa)

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