„Es gibt keinen schöneren Auftakt als ein Derby in Erfurt“
Rot-Weiß-Manager Torsten Traub über die aktuelle Transferpolitik, seinen Spieler der Saison und Kritik von außen
Erfurt. Der FC Rot-Weiß bereitet gerade seine zehnte DrittligaSaison vor. Den Weg, den er mit der Verjüngung der Mannschaft beschritten hat, birgt bei allen Risiken auch eine große Chance, meint Manager Torsten Traub. Wir sprachen mit ihm über die Zusammenstellung des Kaders, über öffentliche Kritik an seiner Person und seinen Favoriten bei der laufenden TA-Abstimmung.
Die TA sucht gerade den „RotWeiß-Spieler der Saison 2016/ 17“. Wen würden Sie wählen? Jannis Nikolaou. Er war unser konstantester Spieler im letzten Jahr. Einer, der schwierige Situationen nicht gefürchtet hat, sondern sich reingekämpft hat. Ein absoluter Profi mit klarem Ziel, der nicht zuletzt im Pokalfinale ein wichtiges Tor gemacht hat.
Wundert es Sie, dass er nach Würzburg gewechselt und damit in der Liga geblieben ist? Jannis braucht das Gefühl, absolut gewollt zu sein, das uneingeschränkte Vertrauen. Sicherlich hat er das Potenzial für die zweite Liga. Aber die Möglichkeit des sofortigen Wiederaufstiegs ist ja bei Würzburg vorhanden.
Neun Spieler haben bisher den Verein verlassen. Ist er der schmerzhafteste Verlust?
Ohne die Leistungen der anderen zu schmälern – ja. Mit Jannis hätten wir sehr gern verlängert.
Nikolaou, Tyrala, Erb, Aydin, Domaschke – Rot-Weiß hat eine Menge Erfahrung verloren. Warum wurden keine gestandenen Spieler dafür geholt? Abgesehen von unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten, mit denen wir bei Top-Spielern keine Chance hatten, wollten wir der Mannschaft ein neues Gesicht geben und frischen Wind reinbringen. Das wurde auch mit unserem Trainer klar kommuniziert und abgestimmt. Zudem mussten wir darauf achten, die Nachwuchsregel einzuhalten. Laut DFB müssen vier U23-Spieler pro Spieltag zum Aufgebot gehören. Wir hatten am Saisonende in Theodor Bergmann nur noch einen.
Auf das Eigengewächs hat angeblich Dynamo Dresden ein Auge geworfen. Bleibt er?
Theo hat einen Vertrag bis 2018. Bisher liegt keine Anfrage vor.
Inklusive der beiden aus der U19 beförderten Talente wurden neun Akteure geholt, von denen keiner älter als 23 Jahre ist. Kann eine solche Rasselbande konkurrenzfähig sein? Wir sind überzeugt davon, absolut. Dass der Weg nicht einfach Auf Empfang: Torsten Traub muss derzeit viel telefonieren. Foto: Frank Steinhorst wird, ist uns bewusst. Doch die Struktur im Team passt. Wir haben mit Menz, Möckel, Laurito, Brückner, Kammlott und auch Klewin genügend erfahrene Leute, die die Jungen führen können. Wir sind in der Breite besser aufgestellt; haben auch an Körpergröße zugelegt. Und noch sind wir nicht am Ende der Planungen.
Was soll noch passieren?
Ein Linksverteidiger wird noch kommen. Und dann kann es auch noch Verschiebungen im jetzigen Kader geben. Aber eine Position wollen wir möglichst lange offenhalten. Erfahrungsgemäß werden im August Spieler auf den Markt kommen, die damit selbst momentan noch nicht rechnen.
Warum hat der Verein Sebastian Tyrala ziehen lassen?
Basti wollte nicht mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison gehen, sondern längerfristige Planungssicherheit für sich und seine Familie. Das konnten und wollten wir aber nicht machen.
In Halle steht Sportdirektor Böger wegen Dissonanzen mit Trainer Schmitt vor dem Absprung. Sind Sie immer einer Meinung mit Stefan Krämer? Nein, doch das müssen wir auch nicht. Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit und offene Kommunikation. Wir sehen uns als Team und treffen Entscheidungen ohnehin immer gemeinsam.
Dennoch traf Sie in der Rückrunde die harsche Kritik an der sportlichen Situation, unter anderem vom Erfurter Oberbürgermeister. Wie sehr hat
Sie das beschäftigt?
Das hat mich sehr getroffen, und ich habe es auch nicht ganz verstanden. Weil es von Leuten kam, die gar keinen Einblick in meine Arbeit haben; mit welchen Rahmenbedingungen wir hier klarkommen müssen, welche finanziellen Möglichkeiten wir haben. Intern habe ich aber immer volle Rückendeckung vom Präsidium gespürt. Und dieser Zusammenhalt hat uns letztlich auch unsere Ziele erreichen lassen.
Nächste Woche wird der Spielplan veröffentlicht. Wünschen Sie sich auch ein Derby gegen Jena zum Saisoneinstieg?
Klar. Es gibt doch keinen schöneren Auftakt für Spieler und Fans, als in einem ausverkauften Erfurter Stadion das Thüringenderby zu spielen. Das haben wir beim DFB auch so beantragt.
Und? Was verkündet der Buschfunk aus Frankfurt? Ich habe noch nichts gehört.
▶ Abstimmung im Internet bis . Juli: www.thueringerallgemeine.de/rwe-umfrage