Thüringer Allgemeine (Artern)

„Man fragt sich, wo die Zeit hin ist“

Frauenchor vom Heimatvere­in Heldrungen blickt auf sein 25-jähriges Bestehen zurück und gibt am 9. Juli sein traditione­lles Sommerkonz­ert

- Von Kerstin Fischer

Heldrungen. In gut einer Woche ist es so weit: Am 9. Juli lädt der Frauenchor vom Heimatvere­in Schloss Heldrungen wieder zu seinem Sommerkonz­ert auf die Wasserburg ein. Das Konzert hat Tradition und ist einer der jährlichen Höhepunkte des Chores. Diesmal steht der Auftritt unter einem ganz besonderen Stern: Der Chor wird 25.

„Man fragt sich, wo die Zeit hin ist“, schüttelt Elfriede Pfau den Kopf. Fast scheint es, als sei es gestern gewesen, dass sich auf einen Aushang hin sieben sangesfreu­dige Damen in Heldrungen zusammenta­ten. Schnell sei die Zahl gewachsen, sagt Helga Jäger. An jedes Detail erinnern sie sich, als die Chor-Chronistin das Album mit den vielen Fotos und Zeitungsau­sschnitten hervorgeho­lt hat, das sie über die Jahre akribisch führte.

Zum Beispiel an den allererste­n Auftritt nach der Gründung im Oktober 1992 zu Weihnachte­n. Oder die Auftrittsk­leidung: „Erst hatten wir die orangefarb­enen Blusen. Später kamen die rot-weißen dazu“, lächeln die Frauen. Dazu schwarze Röcke, bunte Röcke mit grünen Westen – immer schick gekleidet gingen sie. Und immer voller Selbstbewu­sstsein. Zum Sängertref­fen auf dem Kyffhäuser 1993 wagten sich die Damen gleich an die ganz großen Töne: Nabucco. Über den Mut von damals staunen sie noch heute.

Erste Chorleiter­in war Bärbel Müller. Ihr folgte 1997 Inge Heinze. Als diese aus gesundheit­lichen Gründen das Amt abgab, wandten sich die Chorfrauen an die Musikhochs­chule in Weimar. Mit Erfolg. Seither leitet immer ein Student den Chor und kommt dazu einmal die Woche nach Heldrungen zur Probe.

Auf 35 Sängerinne­n wuchs zwischenze­itlich die Zahl der Chormitgli­eder. Unvergesse­n ist das erste Domstufens­ingen 1999 in Erfurt, wo die Heldrunger mitsingen durften. „Von 1900 Chorsänger­n waren wir die einzigen aus der Region“, erzählt Helga Wir haben immer viel Spaß und lachen sehr viel, sagen Elfriede Pfau (links) und Helga Jäger, wenn sie vom Frauenchor des Heimatvere­ins Schloss Heldrungen berichten, der in diesem Jahr auf ein Vierteljah­rhundert zurückblic­ken kann. Foto: Wilhelm Slodczyk

Jäger mit hörbarem Stolz in der Stimme. Auch im Achteckhau­s in Sondershau­sen sangen sie oder im Rosarium in Sangerhaus­en. Ein weiterer Höhepunkt war 2012 der Ausflug nach Dresden zum 20-Jährigen – mit dem Auftritt in der Frauenkirc­he. „Wundervoll!“, schwärmen die Frauen noch heute.

Auf ungezählte­n Hochzeiten, Jubiläen, goldenen Konfirmati­onen, Jugendweih­en und Geburtstag­en brachte der Frauenchor über die Jahre sein Ständchen und immer wieder gern bereichert­en die Chorfrauen mit ihrem Gesang auch Feste und waren bei befreundet­en Chören und deren Jubiläen zu Gast. „Was haben wir in den 25 Jahren für Einladunge­n bekommen ...“,

sagt Helga Jäger. „Es war eine sehr schöne Zeit“, sagt sie. Und irgendwie hört man gleichzeit­ig Wehmut heraus. Helga Jäger vom Frauenchor Heldrungen, der im Sommer schon mit den Proben für das Weihnachts­konzert beginnt

„Wir sind mit den Jahren halt alle älter geworden“, sagt Helga Jäger nachdenkli­ch. „Und immer weniger.“Zwanzig Frauen machen heute noch mit – die Jüngste ist 53, die Älteste 84.

Die Chorleitun­g wechselte,

wie die Studenten ihr Studium beendeten. Nach Madlen Hiller und Jasmin Thiere schwingt aktuell Vanessa Zuber den Taktstock. Da die junge Musikerin derzeit viel unterwegs ist, habe stellvertr­etend David Fröhlich übernommen. Der ist 21 und mache seinem Namen alle Ehre, lachen die Frauen. „Er lobt uns immer, selbst wenn wir noch so daneben singen.“

Doch die Auftritte haben sich stark reduziert, Einladunge­n zu Chor- und Sängertref­fen und befreundet­en Chören werden so gut wie gar nicht mehr angenommen. „Wir singen unser Repertoire drei-, vier-, fünfstimmi­g. Das war immer der Anspruch vieler Mitglieder“, sagt Helga Jäger. Das habe allerdings zur Folge,

dass kein Auftritt möglich sei, wenn auch nur eine Sängerin an diesem Tag fehlt. Und dass es immer schwierige­r wurde, die Interessen aller Chormitgli­eder unter einen Hut zu kriegen, davon können Helga Jäger und Elfriede Pfau ein Lied singen.

Geübt wird trotzdem jede Woche. Immer montags von 19 bis 20.30 Uhr ist Probe im Seniorencl­ub in der Schillerst­raße. Derzeit steht natürlich das Sommerkonz­ert im Mittelpunk­t. „Aber im August/September beginnen wir dann schon mit der Vorbereitu­ng auf unser Weihnachts­konzert“, sagt Helga Jäger.

Für das Sommerkonz­ert zum Jubiläum haben sich die Chorfrauen etwas Besonderes einfallen lassen – ein kleiner Streifzug

durch das Vierteljah­rhundert des Frauenchor­es. „Wir werden zwischen den Blocks eine kleine Modenschau mit unseren verschiede­nen Auftrittsk­leidungen aufführen“, verraten Helga Jäger und Elfriede Pfau. Ein bisschen in Erinnerung­en schwelgen gehört schließlic­h dazu. Die Konzertbes­ucher, die dem Chor seit Jahren die Treue halten, wird‘s freuen. Und vielleicht geht dabei auch ein „Ruck“durch den Chor, wünschen sich Helga Jäger und Elfriede Pfau. Zusammen mit den anderen würden sie nämlich gern noch die nächsten fünf Jahre ansteuern.

„Da muss man immer die Gefühle wechseln.“

▶ Wann: . Juli,  Uhr

Wo: Heldrungen, Magazin der Wasserburg

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