Nachhilfe-Unterricht vor, während und nach dem Fußballspiel
Der Sport wird im Fernsehen immer mehr zerredet, meint ein Leser
Seit mehr als 50 Jahren verfolge ich viele Sportereignisse, ehemals im Rundfunk und nun im Fernsehen. In diesen vielen Jahren konnte ich viele Sportberichterstatter, -journalisten und -kommentatoren kennenlernen. Sach- und Fachkenntnis, Regelkenntnisse sowie Hintergrund Informationen, meist in verschiedenen Sportarten, war deren Markenzeichen.
Seit einigen Jahren ist dies anders, Unkenntnis ist jetzt ihr Aushängeschild.
Und um das zu kompensieren, stellt man diesen, von Fernsehgebühren bezahlten Sportjournalisten sogenannte Experten oder Co-Kommentatoren zu deren Weiterbildung, an die Seite.
Bei den letzten Wintersportübertragungen wurde das wieder mal bis zum Exzess praktiziert. Bei den Übertragungen der Spiele zur Fußball-WM hat man zur Schulung der Fernseh-Sportreporter aufgerüstet. Vor, während, in der Halbzeitpause und am Ende jedes Spiels stehen die Experten bereit, den hochbezahlten Reportern das Spiel zu erklären. Das setzt sich dann in der Sportschau oder im Aktuellen Sportstudio fort, wo die Moderatoren von Experten auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Vorfeld der Fußballübertragungen werden denen die Grundzüge des anstehenden Spiels erläutert, an ausgewählten Spielszenen in der Halbzeitpause und am Ende des Spiels das Besondere am Fußball dargelegt. Zum Beispiel der Zustand des Rasens erläutert, die verschiedene Schuss- und Kopfballtechniken und so weiter.
Deshalb scheint trotz ständiger Bemühungen der Experten die Wissensvermittlung nicht sehr erfolgreich zu sein, denn die Sportreporter fungieren immer mehr zum Mikrofonhalter, und das seit vielen Jahren.
Es ist ja keine Schande etwas nicht zu wissen und sich in einem Beruf weiterzubilden. Aber muss dieser Nachhilfeunterricht vor laufender Kamera und auf Kosten der meistens wissenden Zuschauer erfolgen?
Werner Häfner, Gotha