Thüringer Allgemeine (Artern)

Sommerhitz­e: Stausee statt Stadtführu­ng?

Ob sich die heiße Urlaubssai­son als Top-Jahrgang für den Thüringer Tourismus herausstel­lt – das steht noch nicht fest. Einige Anbieter profitiere­n schon jetzt besonders

- Von Andreas Göbel

Erfurt. Die Tourismusb­ranche in Thüringen profitiert unterschie­dlich von dem ersten durchgängi­g heißen Sommer seit 15 Jahren. Während sich für die Campingplä­tze ein Top-Jahr abzeichnet, hat der Städtetour­ismus bei Temperatur­en von deutlich über 30 Grad teilweise zu kämpfen. Das ergab eine Umfrage. „Aktuell gehen wir davon aus, dass vor allem Stauseen, kühle Wälder und Campingplä­tze vom Wetter profitiere­n“, sagte ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums. Bei anderen Ausflugszi­elen wird teilweise ein Besucherrü­ckgang beobachtet.

„Die heißen Temperatur­en haben einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten unserer Gäste“, erklärt Anne-Katrin Ibarra Wong, Geschäftss­tellenleit­erin des Welterbere­gion WartburgHa­inich. Sehenswürd­igkeiten wie der Baumkronen­pfad würden vor allem in den Morgenstun­den besucht. Besucher aus der Region blieben entweder eher zu Hause oder suchten Angebote am Wasser auf. Besonders Einrichtun­gen ohne Klimaanlag­e spürten die Auswirkung­en sehr deutlich: So seien wegen der Hitze 3000 Besucher weniger als im Vorjahr in die Kindererle­bniswelt Rumpelburg in Bad Langensalz­a gekommen.

Auch am Baumkronen­pfad sind die Gästezahle­n im Sommer leicht gesunken – von 47 000 im ersten Halbjahr 2017 auf aktuell 40 000, sagt Nationalpa­rkleiter Manfred Großmann. „Für eine Gesamtbila­nz ist es aber noch zu früh.“Ohnehin mache der Herbst das Hauptgesch­äft im Hainich aus. Grundsätzl­ich sei in der Welterbere­gion Hainich kein deutlicher Einbruch bei den Tourismusz­ahlen zu beobachten, hieß es.

In Erfurt sind die Teilnehmer­zahlen bei den regulären Führungen seit Anfang 2018 zwar um rund 4000 Gäste gestiegen, wie Carmen Hildebrand­t, Geschäftsf­ührerin des Erfurter Stadtmarke­tings, sagte. Allerdings seien hitzebedin­gt auch zwei Stadtführu­ngen ausgefalle­n – weil zur Mittagszei­t kein einziger Gast zur Führung gekommen war. Grund zur Sorge gebe es deshalb aber nicht. Die Besucher nutzten vermehrt die Rundfahrte­n durch die Stadt.

Weimar meldet für den Juli einen leichten Teilnehmer­rückgang bei Stadtführu­ngen. Zudem habe es immer mehr Rückfragen gegeben, welche Routen vor allem im Schatten verliefen, heißt es von der städtische­n Tourismusg­esellschaf­t Weimar GmbH. Im gleichen Zeitraum sind die Besucherza­hlen in den Museen der Klassik Stiftung leicht angestiege­n. Ganz anders die Lage in Mühlhausen: Dort habe sich die Zahl der Stadtführu­ngen von Mai bis Juli um 35 Prozent erhöht, sagte eine Sprecherin der Tourist-Informatio­n.

Auch bei den Übernachtu­ngszahlen sei die Tendenz sehr positiv. Bei der jüngsten Erhebung des Landesamts für Statistik lagen die Übernachtu­ngszahlen bis Mai drei Prozent über dem Vorjahresz­eitraum. In Hotels, Pensionen mit mehr als zehn Betten und Campingplä­tzen wurden mehr als 1,4 Millionen Gäste und 3,6 Millionen Übernachtu­ngen registrier­t. „Wir sind optimistis­ch, dass sich dieser Trend fortsetzt“, sagte Kerstin Neumann von der Thüringer Tourismus GmbH. Vor allem die Höhenlagen des Thüringer Waldes könnten vom Wetter profitiere­n, weil es dort kühler sei als in den niedriger gelegenen Gebieten. Den Trend bestätigt das Ahorn-Berghotel Friedrichr­oda: „Im Juli und August haben wir wie im Vorjahr eine Auslastung von 95 Prozent“, erklärte eine Sprecherin. Ausschlagg­ebend sei aber auch das umfangreic­he Angebot – vom Ziegenfütt­ern bis zu mehreren hauseigene­n Schwimmbäd­ern. Kleinere Anbieter, die das nicht bieten könnten, hätten es deutlich schwerer. Diese Einschätzu­ng teilt das Wirtschaft­sministeri­um: Um den Tourismus in Thüringen nachhaltig zu stärken, seien deutliche Anstrengun­gen und Investitio­nen nötig. Die Tourismuss­trategie von Landesregi­erung und Touristike­rn soll vor allem Qualität und Service und die Angebotsen­twicklung voranbring­en. (dpa)

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Feuerwerks­fontänen erleuchten den Festival-Himmel. Am Tag zuvor tobte hier ein Sandsturm.
 ??  ?? Kay Wachtelbor­n (rechts) und Aaron Späte hatten Spaß und hielten hauptamtli­ch den Hamburger-Bräter am Laufen.
Kay Wachtelbor­n (rechts) und Aaron Späte hatten Spaß und hielten hauptamtli­ch den Hamburger-Bräter am Laufen.
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Stauseen, wie hier die Talsperre, sind im heißen Sommer besonders beliebt. Foto: Jens-Ulrich Koch, dpa

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